"Vergesse deinen handgestrickten Schal nicht!", hörte ich die Stimme meiner Mutter, die durch den Flur bis zu mir durch drang. Es waren Winterferien und wie jedes Mal in den Winterferien, verbrachte ich sie bei meinen Freunden in einer gemütlichen Hütte im Wald. Wir machten Schneeballschlachten, bauten Schneemänner und erzählten uns Kindheitsgeschichten-so dachte meine Mutter jedenfalls.
In Wahrheit hatten ich und meine Freunde ein Geheimnis, das auch geheim bleiben sollte. Sie gab mir den rosafarbenen Schal und ich wickelte ihn um meinen dünnen Hals. Sie gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, bis ich die Tür öffnete und zu meinen Freunden hinaus schritt. Die Mutter meines Besten Freundes war auch dabei.
Angekommen, legten wir unsere Sachen in die Hütte, die auch gleich danach abgeschlossen wurde. "Endlich sind wir unter uns.", hörte ich Amelie erleichtert sagen und lächelte zufrieden. "Weg von all den Menschen.", fügte Leon, mein bester Freund hinzu. Wir alle stellten uns mitten in den Wald und atmeten tief durch. Der kalte Wind strich über unsere Haut.
Wir ließen unsere Magie durch unsere Körper fließen und da wo noch vor ein paar Sekunden Menschen standen, waren schneeweiße Wölfe. Ich drehte meine Ohren in alle Richtungen und erfasste jedes kleine Geräusch im Wald. Ich sog die Luft durch meine Nase ein und roch verschiedene Gerüche. Endlich nicht mehr im Menschenkörper eingeengt.
Ich sah zu den anderen Wölfen und spürte, dass es ihnen genau so ging. Und dann rannten wir auch schon los.
Im Wolfkörper zu sein ist jedes Mal ein Gefühl der Freiheit, so empfanden wir alle. Unsere starken Pfoten berührten beim Rennen den kalten Schnee und es knirschte.
Wir sprangen über Löcher, Steine und umgefallene Baumstämme. Wir jagten auch einander und Spielten, wie kleine Welpen. Unsere Ausdauer war viel länger, als in unserem Menschenkörper. Das war unser Revier, und das wussten die anderen Wölfe auch. Der Grund, warum wir hier frei rum tollen konnten.
Als wir fertig waren mit dem Spielen, kamen wir alle zu einem "Rudelheulen", so nannten wir es, zusammen. Die Mutter von Leon stimmte das Jaulen an. Es war hell und klar. Dann hoben wir alle unsere Köpfe und stimmten mit ein. Ein wundervolles Ereignis, dass unser Gemeinschaftsgefühl immer stärkte. Hier bin ich zu Hause, dachte ich und fühlte mich frei.
Beim Jaulen vergaß ich all meine Sorgen und Schwierigkeiten, die ich in der Menschenwelt hatte.
Prompt: Handgestrickter Schal