Sie liefen durch den Gang. Inzwischen waren sie alle drei fertig mit den Nerven. Es konnte doch nicht immer so weiter gehen.
Allerdings war diesmal etwas anders. Am Ende des Ganges wartete kein neuer Raum auf sie, sondern eine Tür. Und als Chloe vorsichtig testete, ob diese sich öffnen ließ, schwang sie problemlos nach außen. Wortwörtlich. Sonnenlicht blendete sie für einen Moment, das saftige Grün der Wiesen wirkte beinahe unnatürlich. Vor ihnen, ein paar Schritte entfernt, stand ein Tisch. Drei Pokale standen darauf, an der Platte war ein Schild befestigt: „Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt es als erste Gruppe durch das Haus der Rätsel geschafft. Nehmt diese Pokale als Zeichen eurer Intelligenz. Sie bringen euch zurück nach Hause.“
„Portschlüssel“, sagte Hermine sofort, dann besann sie sich wieder darauf, dass die beiden ja keine Ahnung von Magie hatten. „Ihr müsst euch einfach nur gut festhalten. Es ist ein bisschen unangenehm, aber völlig ungefährlich.“
Die beiden anderen sahen nicht so überzeugt aus, dennoch stellten sie sich jede vor den Pokal mit ihrem Namen darauf.
„Es war“, begann Chloe. „Nun, ich würde es nur ungern wiederholen. Aber wir können uns ruhig mal woanders nochmal treffen.“
„Dem schließe ich mich an. Vielleicht komme ich irgendwann mal bei euch vorbei.“, verabschiedete sich auch Cassandra mit einem frechen Grinsen.
„Ich würde mich auch freuen“, schloss sich Hermine an. „Ich schicke euch einen Brief.“
Gleichzeitig griffen sie nach den Pokalen. Die Wiese war leer.
***
An einem weit entfernten Ort schlug Hermine Granger die Augen auf. Sie hatte einen sehr merkwürdigen Traum gehabt. Doch noch bevor sie ihr gemütlich weiches Bett verlassen hatte, wusste sie nichts mehr davon. Das einzige, was zurückblieb, war das nagende Gefühl, dass sie dringend in die Bibliothek musste, um nach Muggelschulbüchern zu suchen. Da gab es bestimmt noch sehr viel, was sie noch nicht gelernt hatte.
Chloe dagegen, an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, wachte dadurch auf, dass sie auf den Boden fiel. Verwirrt sah sie sich um. Ihr Blick fiel auf ihren Schreibtischstuhl, auf die brennende Lampe auf dem Tisch daneben. Ihr Licht beschien ihr Chemieheft. „Ach Mist“, murmelte sie, während sie sich aufrappelte. Dass sie beim Lernen einschlief, war ihr schon lange nicht mehr passiert. „Und Clark ist natürlich mal wieder zu spät!“, fügte sie nach einem Blick auf die Uhr missmutig hinzu.
„Cassandra!“, riss eine laute Stimme sie aus dem Schlaf. „Jetzt wach endlich auf! Das Schnipselbuch hat sich gemeldet. Und Twitter spielt völlig verrückt. Auf der ganzen Welt ist seit gestern Abend niemand mehr eingeschlafen.“ Ezekiel klang äußerst aufgeregt. Cassandra war sofort auf den Beinen. „Das müssen wir uns genauer ansehen. Schlaflosigkeit auf Dauer kann ernsthafte Gesundheitsschäden nach sich ziehen.“ Nur warum hatte sie selbst dann gerade geschlafen? Die Bibliothek lag auf einer anderen Dimensionsebene, vielleicht lag es daran. Zufrieden mit dieser Erklärung folgte sie Ezekiel zurück in ihre Zweigstelle.
***
Ein schwarz gekleideter Mann ging zu dem verlassenen Tisch hinüber. „Ich habe zu danken“, sagte er mit unmenschlich klingender Stimme in die Stille hinein. Das Haus hinter ihm begann, langsam zu verblassen. „Ohne euch hätte ich das nicht so schnell geschafft.“ Er zog ein Smartphone aus seiner Tasche und startete eine der vielen Apps, die auf seinem Bildschirm verknüpft waren. Ein Schriftzug flimmerte über den Bildschirm. ‚Wer kann es lösen?‘
Mit einem gefährlich anmutenden Lächeln öffnete er die Highscore-Liste. Sein Name stand an der Spitze, mit großem Abstand vor dem Osterhasen, der ihn herausgefordert hatte. Aber zu seinem Pech hatte er keine weiteren Regeln aufgestellt. Und so hatte er sich die Personen als Hilfe gegriffen, die vom Lernen und vom Wissen anhäufen geträumt hatten.
Ein Alarmton erklang. „Zeit, zurück an die Arbeit zu gehen!“
Der Sandmann verschwand. Und die Wiese löste sich in Nichts auf.
Nachwort:
Diese Geschichte entstand für einen Wettbewerb mit dem Thema „Wer kann es lösen?“