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Nach dem Prompt „Yeti-Krabbe“ der Gruppe „Crikey!“
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Arrt verharrte, als er das vertraute Klicken hörte. Er streckte eine Pranke aus.
"Leise jetzt."
Seine Stimme rollte durch den Gang. Die Forscher pressten instinktiv die Notizen vor die Brust.
Arrt ging in die Hocke. Er bewegte sich nun langsam. Sein dichtes, weißes Fell raschelte, während der Yeti vorsichtig in die Tasche griff und die Leuchtsteine hervorholte. Er hielt die beiden faustgroßen Klumpen - sie waren so groß wie die Köpfe der Zwerge - nebeneinander und die Steine entsandten ein helles, blaues Licht, das die Höhle flutete, vom weißen Kalk gespiegelt wurde, auf dem feuchten Boden glitzerte und schließlich zu den Urhebern der Klackerns fand.
Zunächst sahen sie aus wie Kristalle. Doch dann bewegten sie sich über den Boden und hoben drohend die Scheren gegen die großen Eindringlinge. Die Zwerge schnappten nach Luft.
"Yetikrabben! Sie existieren wirklich!"
"Still", brummte Arrt zwischen den Hauern hindurch.
Die Krebschen flüchteten sich, jedoch nicht allzu weit. Der Yeti und sein Gefolge aus Zwergen erstarrten, und nach einer Weile beruhigten sich die Krebse und krabbelten weiter.
"Faszinierend." Ein Zwerg beugte sich vor, Pinzette und Glas in der Hand. Dann stockte er. "Darf ich?"
Arrt hatte die Frage befürchtet. Er zog die Unterlippe leicht von den Hauern zurück, dann senkte er die Schultern. "Diese Tiere sind uns heilig."
"Natürlich, das verstehen wir, aber für die Wissenschaft ..."
"Ich weiß", grollte Arrt. "Drei sind euch erlaubt."
Er sah den Wissenschaftlern an, dass ihnen das zu wenig war, aber schon diese drei hatten ewige Debatten unter den Yetis gebraucht. Mehr, und sein Volk würde einen Aufstand anzetteln. Weniger, und die Zwerge könnten vielleicht nicht beweisen, dass diese unteren Höhlen ein schützenswertes Biotop waren und keine Minen in dieser Tiefe gebaut werden sollten. Diese Forscher waren also auf ihrer Seite.
Er machte Platz und der Zwerg begann, die kleinen Krebse mit der Pinzette vom Boden zu fischen. Er sammelte sie in drei Gläser und reichte sie an seiner Kollegen.
"Sind das echte Haare oder Stacheln?"
"Das müssten wir genauer untersuchen. Augenscheinlich könnte es beides sein. Ich erkenne eine Kristallstruktur", der Zwerg piekste den Panzer mit einer Pinzette, "aber sie sind auch biegsam."
Die weißen Krebse waren nur etwa so lang wie die Finger eines der Zwerge. Sie waren weiß wie das Calcit in den Wänden, das wie frischer Schnee funkelte. Gegen die unhöfliche Behandlung mit der Pinzette erhob der eine drohend die Scheren. Arrt ballte die Pranke zur Faust. Er musste die Zwerge gewähren lassen. Sie wollten diesen Lebensraum und die Krebschen erhalten. Dafür mussten ein paar Tiere diese Prozedur über sich ergehen lassen.
Er drängte die Zwerge bald zum Gehen. Es gab keinen Grund, dass sie länger als nötig in den heiligen Hallen verweilten.
"Euer Silber", sagte einer der Forscher, als der Ausgang in Sicht kam.
Arrt starrte auf den Beutel. "Nein, danke."
"Aber Ihr habt ..."
"Ich nehme kein Geld dafür. Ich habe meine Götter verraten oder meine Welt bewahrt. Das zu entscheiden liegt am Schicksalsrad. Es wird mir meinen Lohn zukommen lassen."
Der Zwerg nickte und steckte das Silber ein. "Wie Ihr wollt. Dann habt vielen Dank, dass Ihr uns geführt habt. Möge das Schicksalsrad Euch nach oben tragen."
"Möge es eure Forschungen nach oben tragen", erwiderte Arrt den Zwergen. Er mochte sie persönlich nicht, was daran lag, dass sie Zwerge waren. Klein und neugierig, immer überall herumschnüffelnd. Aber ihre Arbeit lag ihm am Herzen, denn von ihrem Erfolg hing viel ab.
"Das ist nicht nur Glück", versprach ihm ein Forscher. "Wir werden es schaffen."