„Stöhn für mich“, hauchte Brian plötzlich und ehe ich mich versah, hatte er sich zwischen meine Beine gekniet. Seine Zunge spielte mit meinem Kitzler und brachte meinen Körper erst recht zum Zucken. Wahrscheinlich sah ich wie ein Aal aus, der sich unter Brians Zunge wand.
Erneut schob er seine Finger in mich und brachte mich zu einer Mischung aus Keuchen und Stöhnen. Ich unterdrückte den kleinen Schrei, für den Brians Zunge verantwortlich war, nicht. In dem Moment war ich froh, dass Phillip nicht da war und ich mich nicht für meine Geräusche schämen musste.
Dank Brians geschickter Fingerfertigkeit stieg der Druck in meinem Körper wieder an und ich war fast so weit, zu kommen. „Wage es nicht, eher zu kommen, bis ich es dir erlaube“, vernahm ich Brians Schnurren an meiner feuchten Mitte.
Dieser Satz – wohl ein von Doms häufig genutzter – ließ mich schlagartig an Damons keifende Stimme erinnern. Ich sah ihn deutlich vor meinen Augen, wie wild und bösartig er mich angeschaut hatte. Ungewollt versteifte sich mein Körper und ich schloss die Augen, um mich zur Ruhe zu zwingen. Damit erreichte ich allerdings das Gegenteil, denn ich sah und spürte die Bilder vor meinen Augen. Damon, wie er mich brutal an den Haaren gerissen hatte, wenn ich zu früh kam … Was würde Brian tun?
„Jade?“, fragte Brian sichtlich verwirrt. Ich bekam nicht einmal mit, dass er aufgehört hatte.
Damit riss er mich teilweise aus meinen Erinnerungen und ich bemerkte erst jetzt, wie unkontrolliert mein Körper bebte. Ohne es zu wollen, stiegen mir Tränen in die Augen. „Phönix“, rief ich verzweifelt.
Sofort ließ Brian von mir ab, löste mit wenigen Handgriffen die Fesseln und zog mich – ehe ich mich versah – in eine feste Umarmung. Hilflos krallte ich mich an ihn und ließ meine Tränen laufen. Mir war klar, dass Brian es nicht böse gemeint hatte, und es war nicht seine Schuld, dass ich wegen solch einer Lappalie so empfindlich war.
Zärtlich streichelte Brian über meinen Rücken und gab beruhigende Geräusche von sich, die nur eine minimale Auswirkung auf mich hatten. Um eins war ich jedoch froh: Er hatte sein Versprechen gehalten und sofort von mir abgelassen. Damon hätte das nie getan. Ihn hätte meine Verzweiflung angetrieben, mich zu foltern.
Bevor ich zu Boden sank, hob Brian mich auf die Arme und brachte mich zum Bett. Dort legte er sich neben mich und zog mich wieder fest an sich, aber so, dass ich mich zurückziehen konnte.
„Es ist alles gut“, flüsterte Brian an meiner Stirn.
Meine Panik und Angst hielten mich in den Erinnerungen gefangen, weshalb ich versuchte, mich nur auf Brians Wärme, Nähe und seinen Geruch zu konzentrieren. Seine sanften Berührungen, Küsse auf die Stirn und sein Festhalten ließen mich nach einiger Zeit endlich ruhiger werden. Mein Zittern ließ nach und vertrauensvoll schmiegte ich mich an Brian, fast so, als würde ich mit ihm verschmelzen wollen. Erst jetzt kam mir ins Bewusstsein, dass er eine Decke um uns gelegt hatte. Wann das gewesen war, vermochte ich nicht zu sagen. Es war ein angenehmes, vertrautes Gefühl, das mir ebenfalls half, mit dem Weinen aufzuhören.
„Geht es wieder?“, fragte Brian besorgt.
„Ich denke, ja“, murmelte ich, ohne mich von ihm lösen zu wollen. Er schien auch gar nicht daran zu denken, mich loszulassen. „Tut mir leid“, flüsterte ich tonlos. Jetzt, nachdem die Erinnerungen sich wieder in den Hintergrund verzogen hatten, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich dämlich, das Wort in einer Situation benutzt zu haben, die nicht gefährlich gewesen war.
„Es muss dir nichts leidtun, Jade. Dafür ist das Wort da“, sagte Brian eindringlich, aber liebevoll. „Was habe ich getan, dass du Angst bekommen hast?“
Mit der Nase an seiner Brust vergraben schüttelte ich den Kopf. „Nein, nur der Satz, dass ich nicht kommen soll, bis du es mir erlaubst, hat mir eine Session mit Damon vor Augen gehalten und ich habe Panik bekommen“, gestand ich betrübt.
Brian löste sich von mir, um mein Kinn anzuheben und mir in die Augen zu sehen. Tief, leidenschaftlich und sinnlich. „Das tut mir leid. Es ist mein Reiz, eine Frau so lange zu halten, bis sie einen unglaublichen Orgasmus erlebt. Wärst du gekommen, hättest du lediglich einen Klaps dafür erhalten. Keinen festen“, versicherte er. „Ich möchte dich behutsam an die Sache heranführen und langsam die Dinge steigern. Nicht alles auf einmal. Sei dir sicher: Ich werde dir niemals so wehtun, dass du Wunden davonträgst. Weder seelische noch körperliche.“
Wortlos schloss ich meine Augen und atmete tief durch. Brian war anders. Liebevoll, einfühlsam und ich wusste, dass ich mich bei ihm fallen lassen konnte, wenn ich es wollte und zuließ. Ihn konnte man nicht mit anderen vergleichen. „Danke“, brachte ich heiser hervor und seufzte. Niedergeschlagen gab ich zu, wie dumm ich mich fühlte, mich so benommen zu haben.
„Du bist nicht dumm, Jade“, meinte Brian nachdenklich wirkend. Seine Finger streichelten meinen Arm, ohne mich zu drängen. Es gab mir ein geborgenes Gefühl und auch, dass er meine Ängste ernstnahm und verstand. „Es ist normal, bei einem Trauma Rückschritte, aber auch Fortschritte zu machen. Eventuell wird es wieder passieren, aber ich bin da und passe auf dich auf. Versprochen. Wenn du nicht mehr kannst, ist das völlig okay. Es soll dir gutgehen und Spaß machen.“
Brian brachte mehr Verständnis als alle anderen zustande. Ausgerechnet er, der gerne kontrollierte und gerne das Sagen hatte. Seine Worte, aber auch sein schnelles Handeln hatten gezeigt, dass er es ernst meinte und sein Wort halten würde. Das erfüllte mich mit einem Glücksgefühl, das ich noch nie beim Sadomaso-Spiel verspürt hatte. Das Gefühl ließ mich an ihn schmiegen. „Ich liebe dich, Brian“, flüsterte ich an seine Haut und seufzte genüsslich, als sein Geruch meine Nasenhärchen zum Schwingen brachte.
„Ich liebe dich, Jade“, sagte er und legte seinen Arm um mich. Immer wieder küsste er mich sanft und schaffte es, meine betrübte Stimmung nach und nach zu vertreiben.
Miteinander kuschelnd lagen wir im Bett und ich ließ mich von Brian liebkosen. Irgendwann begann ich, Brians Brust mit meinem Finger nachzufahren und musste kichern, als ich den Latex berührte.
„Was lachst du?“
„Deine Latexhose. Wie kann man so etwas nur tragen?“, prustete ich und piekte seine Seite.
Erleichtert grinsend ließ Brian mich los. Er schien froh zu sein, dass ich mich soweit beruhigt hatte. „Du hast recht. Ich sollte sie ausziehen. Es wird langsam zu warm“, bemerkte er.
Umständlich schälte er sich aus der engen Hose und brachte mich erst recht zum Lachen. War es Absicht, dass er sich so anstellte, um mich aufzuheitern? Wenn ja, war ihm das gelungen. Ein weiteres Prusten unterdrückend setzte ich mich im Bett auf und beobachtete ihn weiter, wie er langsam den Latex Stück für Stück nach unten zog.
Kaum befreit, warf er das Teil auf den Stuhl, kletterte zurück ins Bett und öffnete seine Arme. Wortlos ließ ich mich neben ihm nieder und kuschelte mich an ihn. Jetzt, nachdem er ebenfalls nackt war, konnte ich seine Körperwärme völlig genießen und mich wieder langsam fallen lassen.
Alles, was wir taten, war liebkosen und küssen. Brian ließ mich entscheiden, was ich tun wollte. Er wollte keinen Sex, sondern mich einfach halten und bei mir sein, bis ich mich beruhigt hatte. Das fand ich lieb, hatte ich doch geglaubt, dass er fragen würde, ob ich weitermachen will. Allerdings geschah nichts dergleichen, sondern er bat mich zu sagen, wenn ich etwas tun wollte. Sei es fortfahren, schlafen, duschen oder kuscheln. Er würde sich nach mir richten. Meine Lust, die durch die Erinnerung ausgeschaltet gewesen war, entfachte erneut, aber nicht so, dass ich weitermachen wollte. Daher beschränkte ich mich darauf, Brian zu streicheln und von ihm liebkost zu werden. Diese Ruhe tat mir gut und ich vergaß, dass wir uns im Spielzimmer befanden. Tatsächlich war es in dem Moment kein anderer Raum als ein Schlafzimmer.
Leise entspann sich nach einer Weile eine Unterhaltung über etwaige Urlaubspläne. „Wie wäre es heute mit einem Ausflug zum Bayside Marketplace?“, schlug Brian vor.
Hellhörig geworden öffnete ich halb meine Augen und sah ihn prüfend an. „Und was gibt es da Besonderes?“, wollte ich wissen. Den Namen hatte ich bereits gehört, konnte ihn aber mit nichts in Verbindung bringen.
„Ich gehe dort gerne einkaufen oder mir die Zeit vertreiben“, antwortete er. „Sogar Emily hat es damals gefallen. Besonders das Eis hat ihr dort geschmeckt. Warum, das weiß ich leider nicht, aber ihr strahlendes Gesicht war pure Freude und Glück. Schon allein deshalb würde ich gerne wieder dorthin“, erklärte Brian schwärmerisch.
Emily, … kein Wunder, dass er an dem Ort so hängt. Jeden Tag zeigte Brian seine Liebe zu seiner verstorbenen Tochter. Wenn es ihm eine Freude machte, konnte es mich auch ablenken, weshalb ich einwilligte. „Und was willst du einkaufen?“, hakte ich nach.
„Wir werden sehen. Es gibt genug Läden, in denen wir herumstöbern können“, meinte Brian und wechselte das Thema auf andere Urlaubspläne. „Um auf deine eigentliche Frage zurückzukommen: Wie wäre es, eine kleine Bootstour zu machen? Dann könnten wir eine Insel besuchen, Eis essen und am Strand spazieren gehen?“
Meine Augen weiteten sich und ich richtete mich eilig auf. „Ist das wahr?“, fragte ich atemlos. Schon immer war es mein Traum gewesen, eine Spritztour mit einem Boot zu machen, wobei ich nicht sicher war, ob ich nicht die ganze Zeit über der Reling hängen würde.
„Ja, mein Boot vermiete ich das ganze Jahr über, aber ich kann es nutzen, sobald ich hier bin.“
Das war eine Wucht, damit hatte ich absolut nicht gerechnet und die verkorkste Session war erst einmal vergessen. „Das ist super“, flüsterte ich aufgeregt. „Das würde ich zu gerne erleben.“
„Dann ist das abgemacht“, sagte Brian und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss, den ich nur zu gerne erwiderte.