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Nach dem Prompt „Elefantenkäfer“ der Gruppe „Crikey!“
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Qispi sprang vom Rücken des Käfers und band das Seil, das um das vorspringende Horn des Männchens geschlungen war, an einen kräftigen Zweig. Dann kletterte der Arutalya mithilfe aller vier Arme in die höheren Ausläufer des Baumes, in dem sie gelandet waren. Seitlich in den vom Wind bewegten Zweigen, unter der Verdickung einer Knospe, sah Quispi auf das Land vor sich.
"Hier kam deine Familie also her, mein Freund?"
Der große Elefantenkäfer klickte mit den Beinen.
Der Feenmann seufzte wehmütig. "Was für eine Verschwendung!"
Die Hügel vor ihm waren durchzogen von schwarzen Brandspuren. Wie gefälltes Schilf lagen die riesigen Stämme auf den Hängen, weißgrau und schwarz von den Flammen. Noch tiefer reichten die Wunden schlammiger Gräben, die die Großen gezogen hatten. Unter den Wolken kreisten krächzende Krähen.
Qispi wusste nicht, welcher dunkle Zauber es war, doch die Krähen, die sich in diesen Gebieten nährten, wurden wahnsinnig. Sie pickten die Reste auf, die die Großen bei ihrer Flucht zurückließen, Vorräte aus Brot, Gemüse und Obst, die auch sein Volk sich nehmen würde. Doch etwas war anders mit diesen Speisen. Die Krähen wurden erfasst von einer wilden Gier, die sie in Schwärmen auf die Insekten jagte. Schon jetzt klang ihr Krächzen zu schrill.
Erschauernd kletterte Qispi nach unten. "Tut mir leid. Dieses Land ist verloren."
Der Käfer hob die Deckflügel und stieß mit den Schwingen ein kurzes, trauriges Brummen aus. Die Fee tätschelte das gebogene Horn, das fast so lang wie Qispi war. Er löste das Seil wieder und kletterte über die Vestitur nach oben, die den Panzer seines Reittiers wie gelber Pelz bedeckten. Breitbeinig saß er auf dem Nackenschild vor den Deckflügeln, hielt sich mit den oberen Armen an den Vestitur fest und fasste mit dem unteren Armpaar die Zügel.
Den ersten sanften Ruck ignorierte der Käfer, während er mit wackelnden Fühlern zu dem vernichteten Gebiet sah, nach Gerüchen witterte, die das Feuer längst mit sich genommen hatte.
"Komm, mein Freund", sagte Qispi leise. Er wusste nicht, wie viel der Käfer verstand, doch er wusste, dass der Ton seiner Stimme viel ausmachte. "Ich weiß, es ist schwer, aber wir finden eine neue Heimat. Dieses Land gehört jetzt den Großen."
Als er etwas deutlicher zog, schwenkte das Horn schließlich herum. Der Käfer drehte sich, marschierte über den breiten Ast und spannte schließlich die Flügel. Die Deckflügel hielten den Wind ab, der aus den sirrenden Hautflügeln aufstieg und an Qispis eigenen, nur gering ausgebildeten Flügeln zupfte. Laut brummend glitt der Käfer durch die Luft, surfte über Luftlöcher und auf dem Wind. Die Sonne ging unter, und so hörte Qispi bald das Brummen anderer Käfer, die sich zu ihnen gesellten. In der Dunkelheit blitzten die winzigen Fackeln ihrer Reiter auf, größere Leuchtkugeln von jenen, die die jungen Käfer zusammenhielten, welche dem Licht begierig folgten.
Nicht lange, und in der Glut der Abenddämmerung erhob sich eine Wolke über dem Wald. Späher kamen von den Seiten, wo sie sich an der Rinde verborgen gehalten hatten, verbreiteten die Kunde der Orte, die sie entdeckt hatten, wie gut oder schlecht sie sich eigneten. Käfer kreisten, sprachen sich ab, doch Qispi flog etwas höher, um das Gesicht in den Sonnenuntergang zu halten und die letzten Strahlen zu beobachten, die wie ein Leuchtfeuer von Westen zu ihnen ragten. In der Ruhe hier oben streichelte er den großen Käfer und versuchte, ihm seine Zuversicht zu übermitteln. Vor ihnen lag ein Meer aus Wipfeln, das selbst die Großen kaum zu ermessen vermochten. Jetzt, unbemerkt von ihrem Blick, führten die Feen die Elefantenkäfer - und einige andere - in Sicherheit.
Es würde ein neues Gebiet für sie geben, fern von den Großen, welche dem Land so schreckliche Wunden schlugen. Qispi war sicher, dass sie besser sein würde. Und das schien sogar der Käfer zu spüren, denn er flog ein wenig schneller.
Der Lärm der Krähen hinter ihnen war verhallt. Es gab nur noch das Summen des Schwarms, der sich gemeinsam aufmachte, eine neue Sicherheit zu finden.