[Ich habe gemerkt, dass einiges in den Entwürfen festhängt... nun denn. Dieses Büchlein stammt aus 2022.]
Sprache: Englisch
Titel: Celtic Mythology. A Concise Guide to the Gods, Sagas and Beliefs
[Keltische Mythologie: Eine prägnante Einführung in Götter, Sagen und Glauben]
Autor*in: unbekannt, Hrsg. ist Hourly History
Vermutlich eine Art Einzelband und wenn es zu einer Reihe gehören sollte, ließe sich es mit Sicherheit unabhängig voneinander lesen.
Meine Altersempfehlung: ab 14
Erschienen: 2016
Cover: Das Cover wirkt wie ein manueller Druck. Im Hintergrund eine verfallene Burgruine - oder eine Burg vor zerklüfteten Felsen -; im Vordergrund eine magere umhüllte Person unter einem knorrigen Ast. Darüber ein Sichelmond. Alles ein bisschen unscharf, passt aber zur Stimmung.
CNs: zum Tod führende körperliche Gewalt an Menschen und Tieren, erzwungene (?) Eheschließungen, sexuelle Beziehungen unter Verwandten
Zwischendurchlektüre. Habe ich zur Recherche gelesen und werde es noch einmal lesen müssen (dann Mal mit Klebezettel und Bleistift ausgerüstet). Das Heftchen (Seitenzahlen gibt es leider nicht, allerdings können es nicht mehr als 100 Seiten sein) hat sechs Kapitel, zusätzlich eine Einleitung. Die ersten Kapitel führen in die Götterwelt und Entstehungsgeschichte ein. Erinnerte mich ein wenig an die griechische Mythologie, einige Elemente sind vermutlich überall zu finden (wie die Entthronung des Vaters durch den Sohn/ein Kind).
Als es um Leben und Rituale ging, konnte ich mehr mit dem Gelesenen anfangen - auch mehr mit dem Humor, der auf einmal zu Tage trat. Gelegentlich gibt es Verweise auf Quelltexte (Links, in Zeiten des Internets tatsächlich ganz praktisch) und ausgewählte Lyrikzitate. Das Büchlein gibt einen Überblick, wie der Titel versprochen hat und ist eine Art Zusammenfassung, auf die sich ein Rückgriff lohnt. Empfehlung dennoch unter Vorbehalt.
Eine Zwischenanmerkung, die auch in kommenden Rezensionen Bedeutung erhalten könnte könnte: Klappentexte registriere ich selten. Da ich also grundsätzlich keine Klappentexte lese, ist mir nicht aufgefallen, dass es hauptsächlich um die irische Mythologie und den irischen Glauben geht. Natürlich wird Schottland erwähnt, aber eine singuläre Betrachtung Schottlands mit Rückbezug auf das Irische wäre das gewesen, was ich wollte. Habe trotzdem viel neues gelernt, mir Zusammenhänge erschlossen und darauf kam es an.
Erster Satz aus dem der Einleitung vorstehendem Gedicht Our Pantheon's Way von Cianaodh Óg: Hail Eothaid Ollathair, Father of All!*
Weil das wenig aussagt, der erste Satz aus der Einleitung:
The land we call Ireland today boasts an ancient monument that is older than both the Sphinx and Stonehenge and served both as a place of worship as well as a royal burial chamber.
Ein weiteres Zitat, das zu meinen Lieblingsstellen gehört: Celtic life and religious observations were tied to the farming cycle and, in a truly Irish way, it begins in winter [...].
Der gesamte Abschnitt über das keltische Jahr mit Kurzerklärungen zu den Festen gehörte zu dem, was mir am meisten gefiel. Ebenso der Verweis darauf, dass die Anderswelt erst in Erscheinung trat als das Christentum nach Irland kam. Die eigenen Götter wurden wortwörtlich kleingeredet und in das Sein eines wankelmütigen, rachsüchtigen, manchmal hilfsbereiten Kleinen Volkes gedrängt. Andere wurden assimiliert und in den christlichen Glauben übernommen St. Bridget (Brigit/Bride) und All Saints (Samhain) zum Beispiel.
Eine weitere Lieblingsstelle war die über den keltischen Glauben und die Frage, ob Tempelbau existiert hat. Gab es (vermutlich/höchstwahrscheinlich) nicht, weil die Natur die Basis des Glaubens ist; diese ist "als Tempel" bereits überall und musste dementsprechend nicht weiter ausgebaut werden. Der Einbezug verschiedener Fächer und Fachrichtungen war super.
Kritik? Hm... die Abhandlung über die Genese der einzelnen Götter kann ich ankreiden, weil ich sie furchtbar unspannend und langatmig fand, jedoch weiß ich, dass es an mir liegt. Ziemlich viel Brutalität kam in einigen Legenden durch, die einerseits nicht hätte sein müssen, andererseits ein fester Bestandteil vieler Legenden ist und vermutlich nicht rausgeschrieben werden kann, ohne das Bild zu verzerren.
Seitenzahlen wären eine hilfreiche Sache gewesen und der Buchsatz gefiel mir nicht - damit habe ich allerdings bei vielen Veröffentlichungen aus dem Bereich Self Publishing ein Problem, weil es für mich unfertig aussieht und manchmal stümperhaft daherkommt.
Besonders in diesem Buch wirkt es so, als wäre das Dokument vor dem Druck eins-zu-eins schlecht formatiert aus Word übernommen und lediglich monochrom abgedruckt worden. Die Überschriften im Inhaltsverzeichnis sind unterstrichen, ebenso wie die Links.
Bei Formatierungen bin ich pingelig in gedruckten Büchern. Gab noch mehr, das mich störte.
Ich traue mich ehrlich gesagt nicht, einzelne Zitate in die Google-Suche einzugeben, um herauszufinden, ob der gesamte Text irgendwo abgeschrieben wurde oder nicht. Ich könnte es mir vorstellen.
Abschließend ein Zitat aus einem Gedicht The Land of Heart's Desire von W. B. Yeats (von dem ich mir in baldiger oder ferner Zukunft einen Sammelband zulegen werde. Ich habe bereits eine 9. Auflage von 1969 im Blick):
Faeries, come take me out of this dull world,
For I would ride with you upon the wind,
Run on the top of the dishevelled tide,
And dance upon the mountains like a flame.
Die Strophe, die einzig abgedruckte aus diesem Gedicht, hat mich umgehauen. Habe ich bestimmt mehrmals vor mich hin gemurmelt. Generell gefielen mir die ausgewählten Gedichte. Sie passten auch alle zu dem, was betont werden sollte.
* Fun-Fact. Ollathair heißt nichts anderes als Allvater. Athair ist Vater, oll eine Vorsilbe und bedeutet sowas wie all- (auch mal groß, riesig, allumfassend - bleibt also thematisch im gleichen Bereich). Zum Beispiel wird so aus der scoil (Schule) die ollscoil (All-Schule, Universität).
** Anmerkung 2024: Mittlerweile habe ich ein Semester Alt-Irisch hinter mir und würde vermutlich einige Dinge anders betrachten/bewerten. (Dazu müsste ich es wohl noch mal lesen...)