Für Thomas gehörte alles
- zum göttlichen Geschehen und selbst wenn ein Engel angeschwebt wäre, hätte er alles als Gotteswerk gehalten.
Melisto hatte sich dagegen unter Kontrolle, auch wie die marode Tür plötzlich aufgesprungen war, wunderte er sich nicht. Ein Blick in die Augen hatte genügt und all seine innere Unruhe war wie weggeblasen.
Ich habe meine Mutter wiedergefunden, und mit dem Gedanken lösten sich aus ihm kleine Funken, und die alte Dame, die seine Mutter war, stand vor ihm, schön und zart in ihrer Erscheinung.
Melisto sah nicht den Funken nach, die tanzend in der Luft schwebten, er konnte einfach nicht den Blick seiner Mutter widerstehen, die ihm all seine Unrast, in dem einen Moment genommen hatte. Jetzt gab es nur noch seine Mutter und er würde sie nie mehr verlassen. Er würde immer in ihrer Nähe bleiben und sie vor allen Gefahren beschützen. Genauso wie sie ihm nicht mehr verlassen wird und alles tun wird, um Unheil von ihm abzuwenden. Beider Kräfte werden sich verbinden zu einer neuen und größeren Macht. Warum sie einst getrennt wurden, interessierte keinem mehr, wichtig war nur die neue Verbindung, die eine starke Macht gegen die Mächte des Lichtes sein werden. Zeit spielte keine Rolle, denn nun werden sie ewiglich existieren. Vereint waren sie ein Bollwerk, es zu bekämpfen, unmöglich erscheint.
Seine Augen funkelten in allen Farben, auch die Augen seiner wiedergefundenen Mutter funkelten, und gaben dem in schummriges Licht daliegenden Raum eine unheimliche Aura. Beider Lichtwellen vereinigten sich, pulsierten regelrecht in der Luft, und dann geschah es, eine unglaubliche, sensationelle Lichtexplosion, in Form von kleinsten Sternchen, die in einer Fülle freigesetzt wurden, dann den Raum in ein grelles, gleißendes Lichtspektakel umwandelten. Der Raum war bis in den kleinsten Winkel der alten, schiefen Hütte eingedrungen. Alles, was sich im Bereich des Lichts befand, wurde in das Licht hineingerissen, und war für immer verschwunden. Selbst die alte, schiefe Hütte, zerbarst in kleinste Stücke, fiel schließlich in sich zusammen, löste sich auf, war spurlos verschwunden. Beim Zerbersten der alten, schiefen Hütte knackte es, und einige Mal hatte es sogar ohrenbetäubend geknallt, und schließlich kehrte absolute Stille ein. Das Licht, das sich schlagartig ausgebreitet hatte, schoss in einem letzten Aufbäumen hoch, durchstach sogar die Wolkendecke, um sich kurz darauf wieder zurückzuziehen, bis es schließlich vollkommen verschwunden war.
Die alte Hexe und ihr wiedergefundener Sohn, sowie der Pfaffe, waren ebenfalls verschwunden. Stattdessen waren drei furchterregende Gestalten aufgetaucht, die wild und finster in die Umwelt schauten. Ihre Augen starrten gierig in die für sie neue Welt, eine Welt, die für die drei ein Neubeginn als Untiere darstellte.
Der, der einmal der Pfaffe gewesen war, hatte seine Rute unter seinem Körper geklemmt, er hatte die normale Größe eines Wolfes.
Er blickte angstvoll zu dem, der einmal der Inquisitor gewesen war, der um einiges größer war als seine Gefährten. Sein Kopf war massig, wie die eines riesigen Bären, und aus seiner mit Geifer fließenden Schnauze, ragten gebogene, spitze Reißzähne, die jedes Opfer mit einem Biss in zwei Teile zertrennen können. Auch die vorher eine Hexe war, war jetzt eine Wölfin, etwas kleiner als ihr Sohn, aber um das doppelte größer als der ehemalige Pfaffe, und noch immer war der Stolz zu erkennen, endlich wieder ihren Sohn wiedergefunden zu haben.
Nur ihr war vorher die Prophezeiung bekannt gewesen, auf deren Ausgang sie schon so lange gewartet hatte.
Damals, als ihr Sohn gezeugt wurde, hatte sich vorher der Fußboden geöffnet, und kleine, mit Flügeln, flatternde Wesen, flogen aus dem finsteren Loche an die Oberfläche, und umkreisten sie. Deutlich konnte sie die vom Höllenfeuer geröteten kleinen Gesichter bewundern.
Zwei kleine Hörner über deren Stirn waren deutlich zu erkennen und die Farbe der Hörner war strahlend weiß. Es war ein wahrlich köstlicher Anblick, wie sie unbekümmert in ihrer Stube umherflogen. Dann, schon fast unerwartet, erhob sich aus der dunklen Tiefe ein roter Nebel, der rote Nebel fing an sich im Kreise zu wirbeln, dabei war ein Summen zu hören, im ohrenbetäubenden Maß. Die kleinen, geflügelten Wesen, mit ihren rötlichen, kleinen Körpern, flogen in den roten Rauch, und ließen sich im Wirbel auf spielerischer Weise mit treiben. Wie fühlte sie sich wohl, ein Festtag für ihre Spielfreude, obwohl es so aussah, als würden sie in den Wirbel hineingerissen, und würden in ihm untergehen. Es war ein Schauspiel, doch wer der Urheber des Schauspiels war, lag noch im Verborgenen. Langsam wurde das unangenehme Summen leiser wurde und schließlich konnte ich es nicht mehr hören. Mit dem Summen, wurde auch der wirbelnde, rote Rauch geringer, bis er sich aufgelöst hatte. In der Phase, als der wirbelnde, rote Rauch weniger wurde, etwas durchsichtiger schien, konnte sie die Form, die Umrisse einer Gestalt erkennen, die sich im schwächer werdenden wirbelnden, roten Rauch als Schatten auftauchte. Riesig erschien ihr die Gestalt, so riesig, dass es kein Mensch sein konnte, und sofort ahnte sie, es war ein Bote aus der Unterwelt. Lange gebogene, wie ein Korkenzieher geformte Hörner wurden sichtbar.
Ein Kopf, rot in seiner Erscheinung, mit strengem Gesichtskonturen, und einer langen, nach unten gebogenen Nase. Das Kinn stach spitz in die Umwelt und seine Augen strahlten die absolute Bösartigkeit aus. Ein Blick in seine Augen, vermochte auch den härtsten Widerstand zu brechen, und ließ jeden Gegner wie Treibgut ohne eigenen Willen untergehen. In seinen muskulösen Händen hielt er einen riesigen Stab, deren Ende in Zacken auslief. Nein, sagte sie sich, es sind keine Zacken, es sind bewegende Leiber von drei Schlangen, die nun angefangen hatten, wie wild, in alle Richtungen schlängelten, dabei zischelten sie, und sangen ihr giftiges Lied vom Tod.
Jeder, der es wagen sollte, sich dem Stab zu dicht zu nähern, würde unweigerlich Bekanntschaft mit ihren giftigen Zähnen machen, die an Größe jede normale Giftschlange zur Bedeutungslosigkeit degradiert. Selbst ihre Augen, mit den schmalen Schlitzen, rufen nur eine Warnung in die Welt;
„Haltet Abstand, kommt nur näher, und wir werden Dich in die Hölle befördern!“
Jetzt stand er in seiner ganzen prachtvollen Erscheinung, nackt wie er war, an Schönheit und Eleganz nicht zu übertreffen, in perfekter Manier, vor ihr. Zumindest hatte die rote Barbara das Gefühl, einem Gott gegenüberzustehen. Rot, weil Barbara rote, lange Haare hatte, und schon immer wurde sie wegen ihrer roten Haare als Hexe bezeichnet.
Es hatte die rote Barbara noch nie geärgert, wenn die Dorfbewohner einen großen Bogen einschlugen, nur weil sie ihnen zufällig entgegenkam.
Schließlich fühlte sie sich auch als Hexe, denn ihre Gabe war es nicht nur zu heilen, sie war auch in der Lage einen Fluch über jemand zu verhängen, der ihr besonders geärgert hatte.
Dann beobachte sie die Person, wie nach und nach der Fluch in Erfüllung ging. Oft hatte sie tief im Wald ein Feuer entfacht und voller Stolz um das Feuer herum getanzt, bis ihr die Erschöpfung niedersinken ließ, bis sie am frühen Morgen auf dem Waldboden erwachte. Doch nun stand er da, der, den sie so lange, erwartet hatte, so viele Feuer im Wald hatte sie entzündet, ihm beschworen, – komm doch endlich, – ich erwarte Deine Ankunft! Mit einem sinnlichen, aber prüfenden Blick sah sie ihm an, und stellte fest: – nur die Füße waren nicht mit einem Huf ausgestattet, er hatte ganz normale Füße, genau wie alle Menschen.
Schon immer hatte die rote Barbara gedacht.
„Ein Teufel habe keine normalen Füße, sondern Hufe, wie Pferde.“
Doch die kleine Enttäuschung verrann so schnell wie sie gekommen, denn indessen wanderten ihre Augen zu seinem Hinterteil, das von seinem Stieß abwärts.
Von einem gewaltigen Schwanz geschmückt wurde, der fast wie bei einem Hund, in erregter Manier, auf und ab ging.
Sein Hintern, der mit muskulösen Pobacken ausgestattet war, ließ Barbara in wolliger Erregung geraten, ihm zärtlich mit ihren Händen anzufassen.
In Erwartung auf das Erlebnis, geriet sie fast in Ekstase, und war schon bereit sich auf seinem Po zu stürzen. Alles, was Barbara von einem Mann erwartete, spiegelte sich vortrefflich beim Anblick auf dieses Hinterteil wider. Noch nie war sie von so viel Anmut und Schönheit betört worden, alles in ihr schrie förmlich danach, – komm und nimm mich, – ich bin Deine Sklavin.
Nicht einen Moment wollte Barbara versäumen, gierig saugte sie die Sinneseindrücke in sich auf. Sie hatte nur noch einen Wunsch, – lass es ewig dauern, – lass es nie vergehen, und jedes Mal, wenn das Ende nahe ist, soll es von vorn beginnen. Einer Zeitschleife gleich und alle Eindrücke, Sehnsüchte beginnen dann von vorn, wiederholen sich immer wieder und wieder.
Aber eine Wiederholung kann es nicht geben und Zeitschleifen gibt es auch nicht, das wusste die rote Barbara nur zu gut.
Sie konnte die gerade erlebten Eindrücke nur tief und intensiv erleben, abspeichern, und nach Bedarf abrufen, um sich wieder und wieder daran zu ergötzen.
Barbaras Mutter hatte es Mutter prophezeit, das fiel ihr plötzlich wieder ein, weil es unter einem Nebel verdeckt gewesen war, und tatsächlich geschieht es, jetzt in diesem Moment. Mein Kind, hatte ihre Mutter gesagt, – wenn Du erwachsen sein wirst, – an Schönheit Dein Höhepunkt erreicht sein wird, – dann wird sich die Erde auftun, – und ein Prinz aus der Unterwelt wird kommen, um mit Dir ein Kind zu zeugen! Nur so wird unsere Art erhalten, denn Hexen können sich nur so fortpflanzen, damit wieder eine Hexe auf Erden wandeln kann, musst Du Dich mit einem Prinzen aus der Unterwelt vereinigen! –solltest Du aber einem Jungen das Leben schenken, wird er Dir fortgenommen, – doch solltet ihr Euch wiedersehen, dann verwandelt ihr Euch, -„in – Werwölfe!“
Wie sehr hatte Barbara gehofft, ein Mädchen zu gebären, um, genauso wie ihre Mutter, das Geschlecht der Hexen weiter fortzuführen. Doch in dem Moment, als sie den Prinzen aus der Unterwelt vor sich stehen sah, genau vor ihrem Bett, da hatte sie alles vergessen, da war alles egal, nur noch die Vereinigung zählte, und alles in ihr war dafür bereit.
Nun existierte nur noch lüsterne Begierde, um ihm den Prinzen, der extra aus der Unterwelt zu ihr gekommen war, in sich zu spüren.
Um schließlich in Ekstase zu geraten, dabei all ihre Triebe in einem einzigen Akt einfließen zu lassen, und mit einem gewaltigen Schrei ihre Lust in die Welt zu brüllen. Bewundernd glitten ihre Augen weiter über seinen Körper, der ihr immer makelloser vorkam, bis ihr Blick auf seinem Penis verharrte. Barbara konnte ihren Blick nicht weiterführen, wie hypnotisiert starrte sie auf das monströse Ding, bohrte ihre Augen regelrecht daran fest. So etwas hatte Barbara noch nie gesehen, noch nicht mal in ihren kühnsten Träumen konnte sie es sich vorstellen, dass es so was gibt.
Sie hatte zwar noch nie einen Penis von einem erwachsenen Mann gesehen, nur die von kleinen Kindern, die im Sommer im See planschten, doch sie konnte es sich absolut nicht vorstellen, dass ein ausgewachsener Mann eine solche Pracht vorweisen konnte.
Er war einfach gigantisch und selbst die Form seines Penis kam ihr etwas skurril vor, sah in etwa aus wie ein Korkenzieher, nur nicht ganz so gewunden.
Aber ihr Verlangen nach ihm steigerte sich trotzdem, die Lust es anzufassen, es zu bearbeiten, seine Oberfläche zu küssen, ihm endlich in sich zu fühlen.
Konnte er ihre Gedanken lesen, war er in der Lage zu wissen, wie sie dachte?
Er trat zu ihr, den Stab mit den drei Giftschlangen stieß er auf dem Boden, der dann von ganz alleine stehen blieb. Seine Augen musterten ihre Gestalt, die wie eine junge Rose vor ihm stand. Über sein Gesicht huschte eine Art Lächeln, das schnell wieder einfror zu dem harten Gesicht, das er vorher gehabt hatte. Die Gestalt des jungen Mädchens schien ihm zu gefallen, dabei verdeckte sein gewaltiger Körper das zarte Mädchen vollkommen. Sie war es, zu der er kommen musste, die er nach alter Tradition besuchen musste. Schon seit uralten Zeiten geschah es immer wieder und er, einer von zahlreichen Prinzen aus der Unterwelt, dazu bestimmt, die uralte Pflicht, das Gleichgewicht auf dieser Welt zu erfüllen. Er war der Vollstrecker, ein Kämpfer seiner Art, nur dafür existierte er, bis ans Ende aller Tage. Für seine Hünenhaftigkeit bewegte er sich anmutig und geschmeidig, dann kniete er nieder. Sanft ergriff er mit seinen riesigen Händen die Ihrigen, dabei nahm er schon ihren Geruch wahr, der für ihm der köstlichste Geruch überhaupt war. Ein für ihn betörender Geruch, der durch seine lange, gebogene Nase strömte, und ihm rasend vor Erwartung machte. Fast hätte er sich vor Gier, sie endlich zu besitzen, in sie einzudringen, auf ihren zierlichen Körper gestürzt, doch im letzten Moment konnte er den Drang widerstehen, auch wenn es ihm sehr viel Kraft gekostet hatte. Obwohl sie bekleidet war, roch er sie, die sinnliche Öffnung zwischen ihrem Schoß, das Feuchte, wie es schon an den Innenschenkeln hinab lief, die spärliche Bekleidung langsam anfeuchtete, und schließlich den Geruch noch intensiver werden zu lassen. Selbst der Schweiß auf ihrer Stirn, und der auf ihrer gesamten Haut, sagten ihm, – ja! Alles schrie ihm an, – ich begehre Dich, – nimm mich doch endlich, – ich bin bereit für Dich!
Es war nicht mehr sein Wille, sein Körper begann selbständig an zu handeln. Der Penis schwoll an, wurde größer und größer, und er fühlte den Druck darin, weil er härter und härter wurde. Nicht der Schmerz, den die Härte seines Penis verursachte, drang in seinem Kopf, die beginnende Ekstase überdeckte selbst diesen Schmerz. Es war der Anfang einer Explosion, die er kaum noch erwarten konnte, die er nun auch nicht mehr stoppen konnte. Es war der Beginn eines Ablaufs, der seit Urzeiten so ablief, der seit Urzeiten genauso praktiziert wurde, und beide waren nur ein Teil eines größeren, dem Bösen zu dienen, und ihr Ziel war es, die Dunkelheit als Sieger zu manifestieren.
Drei Wölfe, die noch vor kurzem nicht dagewesen waren, fingen an, ihr ewiges Lied in die Nacht zu heulen. In der kleinen Schenke, am Marktplatz, war die Stimmung auf dem Höhepunkt angelangt.
Auf einem Schemel saß keiner der Landsknechte mehr, sie lagen wild durcheinander auf dem Fußboden, mitten im Schankraum.
Der Wirt, der sich in eine Ecke des Schankraumes geflüchtet hatte, wartete nur darauf, bis auch der Letzte der rauen Gesellen, dem Geist des Weines unterlegen war. Erst dann getraute er sich, die Flucht aus seiner eigenen Schenke zu wagen. Aus weiter Ferne hörte er den Gesang von Wölfen, die die silberne Scheibe des Vollmondes ansangen, und mit dem feinen Geheul, das in einem abrupten Finale endete, eine unheimliche Zukunft beginnen. Zuerst schwangen sich die Wölfe im Übermut auf ihre Hinterläufe, um im nächsten Moment, im spielerischen Übermut, im angrenzendem Wald, der ein kleines Tal einkreiste, zu verschwinden.