Neunzehn
Drin angekommen, lotse ich Felix zur Seite und wir geben unsere Jacken an der kleinen Garderobe des Ladens ab.
Breit grinsend schaut er mich an, ungläubig mit dem Kopf schüttelnd.
Felix wirkt erheitert, scheint allerdings nicht aus dem Staunen herauszukommen.
„Du siehst immer noch ganz schön verdattert aus“, ziehe ich ihn neckend auf.
„Na ja“, laut lachend und scheinbar überfordert zuckt er mit den Schultern. „Normalerweise marschiere ich nicht Schnurrstraks irgendwo rein, ohne anzustehen.“ Ich lache klar auf. „Heute ist aber auch alles anders“, stelle ich fest. „Also, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.“
Mein Tonfall nimmt einen leicht sarkastischen Unterton an. Felix stupst mich von der Seite an, gespielt und übertrieben mit den Augen rollend.
Vor uns dröhnt uns laute Musik aus unzähligen, aufeinander abgestimmten Boxen entgegen. Die Scheinwerfer leuchten bunt und flackernd in verschiedenen Farben und Richtungen. In der Mitte des Raumes hängt eine große Diskokugel, die kleine Lichtreflexionen hin – und herwerfen.
„Na, bist du bereit?“, frage ich, auffordernd.
„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau.“
Ich grinse, nach seiner großen Hand greifend. Zufrieden lächelt er, aufgrund meiner Geste.
Verdammt, Felix ist verdammt süß.
Mich auf die Zehenspitzen stellend, lehnt er sich etwas zu mir herunter, damit ich in sein Ohr sprechen kann.
„Keine falsche Schüchternheit“, stichle ich ihn an. „Außerdem sei keine Memme...Das wird cool, versprochen!“
Mein Gegenüber schaut mich lediglich weiterhin mit einer Mischung aus Grinsen und Erstaunen, mit leicht geweiteten Augen an, woraufhin ich ihn ohne Umschweife seufzend sanft am Handgelenk packe, ihn hinter mir in den Hauptraum der Bar ziehend.
Die Musik ist richtig laut, schallt aus allen Richtungen zu uns herüber – unterlegt und vermischt mit lautstarkem Gesang.
Ich grinse breit, als ich die vielen Menschen sehe, die sowohl stehend als auch sitzend mitwippen. Egal, ob sie tanzen können oder nicht.
Aber das Schönste an allen ist, dass alle gemeinsam und lautstark mit den fremden Leuten auf der Bühne mitgrölen. So wenig ich meinem Vater zurecht komme, umso mehr liebe ich diese bescheuerte Bar und die verdammt gute, mitreißende Atmosphäre hier drin.
Auch wenn ich das vor ihm niemals laut zu geben würde.
Gespannt auf seine Reaktion schiele ich aus dem Augenwinkel schräg zu Felix hinauf. Grinsend schaut er zu mir herunter.
„Karaoke, also“, stellt er fest.
Anders als bei der Annahme, wie er reagieren könnte, als wir draußen standen, dass das hier ein Club voll mit schwitzenden, stinkenden Menschen, schlechter Luft und furchtbarer Musik ist, funkeln die Augen des Blonden nun strahlend voller Begeisterung. Er klatscht in die Hände.
Und bevor Felix noch mehr dazu sagen oder etwas tun kann, verschränke ich meine Finger abermals mit seinen und bugsiere uns beide herüber zu Bar.
Jetzt fängt der ganze Spaß erst richtig an.