Sonderauftrag
Prinzessin Peach saß auf ihrem Thron, die Hände im Schoß gefaltet und wartete ungeduldig. In dieser Angelegenheit konnte sie sich keine weitere Verzögerung leisten. Sie hob nur wenig den Kopf, als endlich Schritte vor dem Saal erklangen, die eilig über den Teppich rannten. Nur kurz darauf öffneten sich die schweren Türflügel und eine zerzauste Cookie hastete hinein, verneigte sich mit rotem Kopf und ging den Läufer entlang, um vor Prinzessin und Thron auf die Knie zu sinken. Sie war noch immer außer Atem, auch wenn sie versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen.
„Ihr habt mich rufen lassen, Hoheit?“, japste der Lockenkopf und sie fragte sich, was sie wohl falsch gemacht hatte. Die Prinzessin verlange sonst niemals so eilig nach jemandem, es musste also wirklich ernst sein.
Entgegen aller Gewohnheiten schwieg Prinzessin Peach erst einen Moment. Der strenge Blick der Hoheit lag auf Cookie und betrachtete sie prüfend. „In der Tat“, ließ sich Peach endlich verlauten und winkte hoheitsvoll mit der Hand. „Erhebe dich und folge mir. Ich muss mich nun einer besonderen Angelegenheit widmen und wünsche dabei deine Anwesenheit.“ Mit diesen Worten erhob sich die Prinzessin und stolzierte voran auf eine der Türen zu, die in ihre privaten Räumlichkeiten führte. Dabei verschwendete sie keinen Blick darauf, ob der Lockenkopf ihr auch wirklich folgte.
Cookie kam der Aufforderung nach, auch wenn sie vor Sorge fast über ihre eigenen Füße stolperte. Ihr Herz hämmerte noch schneller und ihr schossen wilde Gedanken durch den Kopf. Über Entlassung und schweren Strafen bis hin zu scharfer Verbannung wegen einer unverzeihlichen Schandtat, der Cookie sich womöglich nicht einmal bewusst war. Die Prinzessin war sonst nie so nüchtern und wortkarg.
Peach trat noch immer schweigend durch die Tür, durchschritt einen langen Gang und betrat einen Raum, der weiß und zartrosè gekachelt war. Dampfschwaden hingen in der Luft und es roch nach würzigen Ölen und blumigen Seifen.
Die Hoheit wartete, bis der Lockenkopf auch eingetreten war und sich verwirrt umsah. Peach drückte Cookie ein Kleiderbündel aus pfirsichfarbenem Stoff in die Arme und zog einen Vorhang beiseite. „Zieh das an und dann schließe am Flurende zu mir auf. Dort werde ich dir erklären, was ich von dir erwarte“, meinte die Hoheit schlicht und verschwand mit einem weiteren Kleidungsstück.
Cookie nickte sprachlos und leckte sich nervös über die Lippen. Nur zögernd trat sie in die kleine Kabine, deren ebenfalls geflieste Wände recht eng waren und nur ein Ablagefach und einen Kleiderhaken boten. Doch sie tat gehorsam wie geheißen und krauste nur erstaunt die Nase, als sie das entrollte, was die Hoheit ihr überreicht hatte.
„Ein Bademantel?“, fragte sie völlig perplex. Das war erstaunlich freizügig für eine Palastuniform. Befehl war allerdings Befehl, also zog Cookie sich um und folgte mit nackten Füßen dem Gang, bis sie Prinzessin Peach an dessen Ende erblickte. Auch die war in einen zarten Bademantel gekleidet. „Da bin ich, Hoheit, was kann ich für dich tun?“, fragte der Lockenkopf fast ängstlich.
Wie froh war sie, als Peach sich zu ihr umwandte und ihr endlich ein warmes, herzliches Lächeln schenkte. „Ich habe eine besondere Aufgabe für den heutigen Tag für dich, Cookie“, meinte die Hoheit und nahm die Überraschte an der Hand, um sie in den weitläufigen Raum zu ziehen.
Dort plätscherte dampfendes, klares Wasser in weiße Marmorbecken, Liegen mit weichen, pfirsichfarbenen Polstern standen neben Holzzubern mit strudelnden Schaumkronen. Hinter einer Wand aus Glas tanzten Dampfschwaden zwischen Kräuterbündeln und weichen Liegeflächen auf dem Boden. Toads liefen fast unsichtbar, aber dienstfertig umher, bewaffnet mit Flakons voller Öle und Seifen und großen Mengen an warmen Handtüchern.
„Ich wünsche, dass du einen Tag im Spa mit mir verbringst, das ist eine besondere Aufgabe, mit der ich nicht Viele betraue“, verlangte Prinzessin Peach und zog eine gewichtige Miene. Sie lachte amüsiert hinter ihrer Hand, als sie Cookies durch und durch überrumpelten Blick auffing.
„Aber... aber...“, stammelte die, kam aber nicht weiter, da die Prinzessin sie mit sich zog.
„Zuerst ein wenig entspannen in bester Heilerde. Eine echte Wohltat für Haut und Seele, du wirst dich hinterher wie neu geboren fühlen“, rief Peach begeistert, die sich ehrlich darüber freute einmal mit Cookie ganz alleine die Zeit totschlagen zu können.
Der Lockenkopf folgte ihr zwar, sah aber nicht so aus, als wäre sie überzeugt von dem was hier vor sich ging. Also machte Peach einfach den Anfang, streifte den Bademantel ab und ließ sich langsam und genüsslich in die dicke, grünliche Masse sinken. Herrlich.
Cookie ging es etwas zögerlicher an, streckte erst einen Fuß aus und tapste damit auf die Masse, tauchte einen Zeh hinein, um ein wenig zu rühren. „Das ist ja wie damals im Moor, nur ohne Wespen“, brummte sie, gab sich aber einen Ruck und stieg an die Seite der Prinzessin in das Heilerdebad. Es schmiegte sich warm und geschmeidig an und wärmte die verspannten Muskeln. Gar kein so schlechtes Gefühl. Ein wenig entspannter, streckte Cookie sich aus und versuchte, es einfach zu genießen.
„Wespen?“, fragte die Stimme der Hoheit neben ihr voller Neugierde, was der Minister sicher nicht geschätzt hätte. Heute war es etwas Anderes.
Deshalb lachte der Lockenkopf beschämt und erzählte was sich vor so vielen Jahren im Winzwald zugetragen hatte. „Seitdem hantiere ich nur mit Items, die ich kenne und fliege ausschließlich auf Pfütze“, schloss Cookie und fühlte sich schon viel entspannter. Das war eigentlich sogar ganz wunderbar.
Die Hoheit lachte herzlich über die Geschichte und erzählte ihrerseits noch das Ein- oder Andere, während sie sich im Schlamm räkelten. Der Lockenkopf bedauerte es fast, als Prinzessin Peach sich nach einer ganzen Weile wieder erhob und das Heilerdebad verließ. „Genug davon“, entschied sie und wusch sich mit warmen Wasser und milder Seife den Schlamm ab. Toads brachten sofort frische Handtücher.
Auch Cookie befreite sich von dem klebrigen Zeug und war erstaunt, als die Hoheit sie weiter zog. „Komm, sie warten schon auf uns“, meinte sie und begab sich zu einem abgegrenzten Bereich, hinter grünen Büschen und Palmen, wo auch ein kleiner Wasserfall aus der Wand in Becken plätscherte. Dort standen zwei der Liegen und Toads waren schon bereit, wofür auch immer.
Der Lockenkopf schob sich wieder eine Strähne hinter das Ohr und zögerte. „Sollte ich nicht lieber zurück... ins Labor, da wartet noch viel Arbeit“, brummte sie, wurde von Peach aber nur unnachgiebig zu einer der Liegen geschoben. Dort musste Cookie sich zunächst auf den Bauch legen, die Arme unter dem Kopf verschränkt.
Peach nahm auf der Zweiten daneben Platz und schon waren die Toads an der Seite der Beiden. „Du hast in den letzten Wochen mehr als genug Zeit im Labor verbracht, meinst du nicht auch?“, fragte die Hoheit und rutschte sich bequem zurecht. „Denk nicht, ich hätte das nicht bemerkt. Mario und Luigi haben sich auch schon besorgt darüber geäußert.“ Peach seufzte, als der Toad mit der Rückenmassage begann. Wunderbar.
Cookie blinzelte kurzsichtig, da sie die Brille hatte ablegen müssen und krauste die Nase. Die Hände des Toads waren warm, aber ungewohnt. „Wie kommen sie dazu?“, fragte der Lockenkopf und merkte regelrecht, wie ihre Muskeln lockerließen. Bei allen Sternen.
Peach warf ihr einen langen Blick zu, den der Lockenkopf vermutlich gar nicht sehen konnte. „Ach bitte. Du bist bei den wöchentlichen Spiele- und Videoabenden wohl ständig auf dem Sofa eingeschlafen. Und das sogar während ein explosionsreicher Aktionstreifen lief und sie haben dich bis zum Morgen nicht mehr wach bekommen“, meinte sie. „ Mario sagt, du isst bestimmt zu wenig und bist viel zu dünn geworden.“ Er hatte richtig besorgt ausgesehen. Peach betrachtete Cookie mit einem Seitenblick. Es stand ihr allerdings ausgezeichnet, das hatte er nicht erwähnt.
Cookie brummte als Antwort nur vielsagend, hatte die Augen geschlossen und stand auch diesmal wieder kurz davor einfach einzuschlafen. So eine Massage war ja etwas Herrliches. Als die Toads endlich wieder von Prinzessin und Lockenkopf abließen, hatte der das Gefühl aus Gummi zu bestehen und einfach zusammenzusinken, wenn sie jetzt versuchte aufrecht zu gehen. Noch nie hatte Cookie sich so gut gefühlt und freute sich dieses Mal sehr darüber, als die Prinzessin wohl noch ein letztes Ritual hatte vorbereiten lassen. Zwei hölzerne Badezuber mit duftenden Schaumkronen warteten schon. Und als Cookie und Peach hinein stiegen, kamen auch hier wieder Pilzköpfe heran, die der Prinzessin und dem Lockenkopf die Rücken schrubbten und die Haare mit duftenden Seifen wuschen. Hier ließ es Cookie einfach geschehen, spielt verzückt mit den Badeschwämmen und Schaumkronen und plauderte mit der Prinzessin so ungezwungen, wie es eigentlich nur Freundinnen taten. Die freundliche Toad, die sich um sie kümmerte, bewunderte ihren Rotschopf mit vielen, schmeichelnden Worten. Genau das hatte Peach sich gewünscht. Nicht als Hoheit und Bedienstete hierherzukommen, sondern als zwei Vertraute, die einfach gründlich tratschten und den Tag mit Faulenzen verbrachten. Entspannt, strahlend und glücklich, verließen die Beiden nach einem Tag voller Seelenwohl und Entspannung den Spabereich des Palastes und begaben sich nach Tee und Gebäck im Lesesaal der Hoheit in die eigenen Zimmer zurück.
Cookie legte die Hand auf das Herz, verneigte sich tief vor der Hoheit, die im nächsten Saal wieder ihre Herrin sein würde. „Ich dank dir, Peach, für diesen wundervollen Tag.“
Die Prinzessin trat vor, um den Lockenkopf an sich zu drücken, der scheinbar immer so genau wusste was gerade angemessen war. „Ich danke dir. Als Prinzessin hat man viele Untertanen, aber wenige Freundinnen. Irgendwann befehle ich dir sicher nochmal mich in dieser Angelegenheit zu begleiten“, lachte sie verhalten.
Auch Cookie lächelte darüber „Stets zu Diensten“, antwortete sie brav und kehrte dann in den Bedienstetenflügel zurück, wo sie ein Zimmerchen bewohnte, in dem sie oft Besuch empfing. Von nun an vielleicht noch öfter.