Der Schneefall nahm auf dem Heimweg der Familie immer weiter zu, die dunklen Wolken am Horizont und ein spürbarer kälter werdender Wind, kündeten von einem Schneesturm. Doch noch war diese Beunruhigung weit entfernt und das Biotopenhaus, samt Biotopenpark. War bereits in Sichtweite. Auf ihrem Heimweg durch den Park erblickte Felix einen seiner Naturgolems und wies diesen Artvorbereitungen für den kommenden Schneesturm zu treffen und alle Naturgolems zu infomieren, welche im Biotopenpark und im Biotopenreservat tätig waren. Das Gebilde aus Steinen, Holz und Ranken, bewegte sich und folgte den Anweisungen seines Meisters. Die Verantwortung für all die Lebewesen, war eine große Ehre, aber in ernsten Situationen, konnte sie auch eine Bürde sein. Felix seufzte.
"Alles gut Schatz?"
"Ja, wird schon, Crikey kümmert sich drum und in Kohana hat ein Katana ein Auge auf alles. Ich mag mir nicht ausmalen, was wäre, wenn jemand vom Schneesturm überrascht würde - und das auch noch zu Weihnachten."
"Du süßer Doofi, es wird sicher alles gut. Ist doch Weihnachten!", sagte Nina mit einem Lächeln. Felix erwiderte es. Es gab keinen Sturm, nicht mal die schlimmsten in ihm, die Nina nicht zu Sonnenschein wandeln konnte, auch wenn dieser Gedanke mega kitschig klang, so war er doch die Wahrheit. Gut, dass nie jemand diesen Gedanken lesen musste.
Sie erreichten den eigentlichen Garten des Biotopenhauses, Schnee lag in den Beten und auf dem Teich hatten sich Eisschollen gebildet. Über der dunkelblauen Haustür hing eine brennende Laterne. Darin ein kleines Fagerleuer namens Lumus. Dieses Irrlichtwesen war einer der vielen Begleiter des Meisterbellologen und war Garant dafür, dass jedem, der die Schwelle des Meisters betrat, ein Licht aufging. Zumindest, wenn Lumus in seiner Laterne über der Haustür hing.
"Kobacht?", weckte, Felix, den kleinen, blauen Drachen, "Kannst du hoch fliegen und Lumus-Laterne ergreifen, ich möchte nicht das sie im Schneesturm herunterfällt oder Lumus dann draußen ist."
"Klar Papa.", gähnte der kleine Drache und flatterte mit den Flügelchen in die Höhe. Er griff die Laterne, mit Lumus darin, und flog, durch die inzwischen geöffnet Tür, in das warme Haus. Giggles hüpfte vom Baum und lief dem Drachen hinterher.
"So jetzt müssen wir nur noch den Baum hereinkriegen!", stellte Felix fest und Nina und Felix hatten die größte Mühe den Prachtbaum in das Biotopenhaus, über die Schwelle, durch die Tür in den Flur zu befördern.
Endlich hatten sie die Tanne durch die Haustür befördert und in einer Spur aus einzelnen grünen Nadeln war unverkennbar, wohin die Reise des Baums ging. Mit einiger Mühe zerrte Felix den Baum in das Wohnzimmer und richtete den Baum an gewünschter Stelle auf. Dort war bereits ein Topf von Toasty platziert worden, dem lebendigen Toastbrotwesen, welches der Gärtner des Meisterbellologen in dessen Residenz Kohana in der Provinz Uta in der Region Adventuria war. Dieses würde sich auch um den Baum kümmern, sobald er nicht mehr der weihnachtliche Gast in der Wohnbibliothek seien würde.
Felix und Nina schnauften, das war ziemlich anstrengend gewesen! Aber es hatte sich gelohnt. Noch nie hatte so ein schöner Baum im Biotopenhaus gestanden. Breit fächerte der Tannenbaum seine Zweige aus und präsentierte stolz seine zahllosen, grünen Nadeln. Die Mondkatzen kullerten unter dem Baum entlang und miauten.
Felix nahm währenddessen Kobacht die Laterne ab und stellte sie in den Adventskranz auf dem Kaminsims. Lumus, das kleine Fagerleuer, tanzte flackernd aus seiner Laterne heraus und entzündete eine Kerze nach der nächsten. Als sein Werk vollbracht war, setzte es sich wieder in seine Laterne und freute sich flackernd über seinen illuminierten Vorgarten.
"Den Kamin müssen wir auch noch anfeuern.", stellte Felix an.
"JA KAMIN; DU BIST DER BESTE; WUHU!", brüllten Nina, Giggles und Kobacht den Kamin an.
"Leute.", seufzte Felix, "Eure Mama weiß, was ich meine. Kümmert ihr euch darum und ich hole die Weihnachtsdeko aus dem Keller, ja?"
Kobacht spuckte ein kleines, blaues Flämmchen der Zustimmung, was sich in Luft auflöste.
Damit sie ihre Aufgabe gerecht wurden, bauten die drei das Anzündholz zuerst tipiförmig im Kamin auf. Um dieses pyramidenartig aufgestellte Anfeuerholz wurde dann in der gleichen Form das Brennholz angeordnet.
Um das Anzünden zu erleichtern, hatte der Meisterbellologe selbst einige Anzündwürfel, aus Kerzenresten und Holzspänen gemacht, welche in einem schwarzen Porzellangefäß mit orangen Ornamenten auf dem Kaminsims gelagert wurden. Nina entnahm einen der unförmigen Würfel und legte ihn unter das Anfeuerholz. Danach entzündete Kobacht mit einer gezielten Flamme den Würfel. Dieser brannte sofort und entzündete nur wenig später Anfeuerholz. Auch die großen Brennholzscheite entzündete sich und das Feuer prasselte im Kamin. Ein Duft von Tannenharz und Wärme erfüllte den Raum, als Felix mit einer riesengroßen Kiste durch die Wohnzimmertür kam. Nina eilte zu ihm, um ihm die schwere und übergroße Kiste abzunehmen. In der Kiste waren weitere kleinere Kisten, fein säuberlich beschriftet stand auf ihnen, welche Weihnachtsdeko darin zu erwarten war.
"Große Kugeln, kleine Kugeln, Zapfen, Spitzen, Lametten, Kichterletten.", laß Nina vor, "Müsste das nicht Lametta und Lichterketten heißen?", fragte sie irritiert.
"Nein, Lametten ist korrekt. Das sind die glitzernden Prachtzweige der Lamette (Citrus fulgent), einer Baumart aus Belletristica. Man kann sie, wie Lametta in den Baum hängen, ist aber vollkommen ökologisch abbaubar und unbedenklich.
"GLITZER!", quietschte Nina glücklich, "GANZ VIEL LAMETTEN!", sagte sie wie ein Flowery schauend und schnappte die Kiste mit den Zweigen, ehe man sie ihr abnehmen konnte.
Felix grinste: "Und Kichterletten ist einfach absichtlich falsch geschrieben."
Nina tanzte hin und her: "Ich bekomme Glitzer, ich bekomme Glitzer."
"Dann lasst uns den Baum schmücken.", sagte Felix, die Kichterlettenbox öffnen und eine Lichterkette herausholend. Er wickelte von der Spitze des Baumes die Lichterkette in einer Spirale den Baum hinab.
Giggles schnappte sich eine Kiste mit kleinen Kugeln und entdeckte blaue, silberne, goldene, rote und grüne Kugeln darin. Jede einzelne hatte weiße Ornamente, welche an Schneelandschaften erinnerten. Der kleine, rote Panda, ergriff eine Kugel vorsichtig und ließ sich von seiner Mama helfen, die Kugeln an den Baum anzubringen. Diese war voller Glück, Lamettenzweige in den Baum, sodass dieser nur so funkelte und leuchtete.
Kobacht, als kleiner Flugkünstler, erhielt die Aufgabe eine Spitze für den Baum auszuwählen. Der kleine Drache hatte die Qual der Wahl, doch am Ende entschied er sich für eine Sternenspitze mit einem silberweißen Stern. "Die will ich."
"Dann nehmen wir sie. Flieg damit hoch und ich helfe dir sie anzubringen.", sagte sein Papa. Und so taten sie es.
Es vergingen mehrere Stunden, bis die kleine Familie, mit ihrem großen Baumprojekt vollends zufrieden war, doch als sie ihn endlich fertiggestellt hatten, waren sie so unfassbar glücklich.
Der Meisterbellologe schaltete die Lichterkette ein und der Baum erstrahlte in voller Pracht.
"Man kann auch die Farbe der einzelnen Lichter anpassen. Falls euch diese nicht gefällt.", meinte Felix.
"Mir gefällt es, er ist perfekt so, wie er ist - genau wie du", sagte Nina ihren Schatz anhimmelnd, der sich mal wieder, viel zu viele Gedanken und Sorgen machte, was man ihm im Gesicht ablesen konnte.
"Du süßer Doofi.", entgegnete Felix und küsste Nina zärtlich. Sie tat ihm so unfassbar gut und jeden Schatten, konnte sie in Sonnenschein klären. Moment mal? Hatte er diesen Gedanken nicht erst vor kurzem gehabt? Ein Déjà-vu, das beinah täglich mehrfach passierte. Felix war glücklich mit seiner Nina und zu seinem großen Glück, war Nina auch genauso glücklich mit ihrem Felix.
Draußen war es bereits dunkel geworden und der Schneesturm heulte nun merklicher auf. Während Nina auf dem Sofa Platz genommen hatte, hatten Giggles und Kobacht auf ihr Platz genommen. Unfähig, sich zu bewegen, konnte Felix sich um seine Freundin kümmern. Etwas, was er sehr gerne tat. Mit einem Tablett brachte, er mehre Tassen gefüllt mit heißer, gut duftender Schokolade und eine Auswahl feinster Weihnachtsplätzchen. Kobacht verschlang eine Nussecke, Giggles ein paar Vanillekipferl und puderte sich dabei ein und Nina stürzte sich, wie konnte es anders sein, auf die Lebkuchen. Knurspernd saßen sie gemeinsam im Glück vereint. Der Wind rüttelte an den Fenstern und am Dach. Man konnte fast meinen, er klopfte sogar an die Haustür.
Nein, da klopfte wirklich jemand.
"Wer kann das sein?", fragte Nina.
"Vielleicht der Weihnachtsmann?", entgegneten Giggles und Kobacht.
Der Meisterbellologe sprang auf und eilte zur Tür, egal wer es war, wenn man sich zu dieser Zeit vor die Tür in einen Schneesturm begab, musste es sehr wichtig sein. Er öffnete die Tür und blickte in das Gesicht des Darklords, dessen schwarze Robe von Schnee bedeckt wurde und in seinem bart hatten sich bereits kleine Eiskristalle gebildet.
"BEN!", sagte Felix überrascht, "Komm herein!"
So betrat der Darklord das Biotopenhaus.
Von seinem Ausruf angelockt, betraten Nina, Giggles und Kobacht den Flur.
"Fröhliche Weihnachten.", sagten sie im Chor.
"Euch auch.", antwortete Ben.
"Ich fürchte, du wirst uns nicht einfach nur für fröhliche Weihnachtsgrüße besucht haben."
"Nein, es ist leider ernster."
"Mod?"
"Mod"
Felix seufzte. "Gib mir einen Moment."
Ben nickte und richtete ein "Entschuldigung" in Ninas Richtung.
Felix ging zu Nina, kraulte Kobacht und Giggles und flüsterte mit ihr, was nun zu tun sei.
"Vielleicht kann ich es auch nach Weihnachten erledigen, wir haben gerade diesen Moment."
"Ich weiß nicht, Ben sieht sehr mitgenommen aus. Du solltest ihm am besten sofort helfen."
"Aber was ist mit Weihnachten?"
"Alles gut Schatz, du beeilst dich und wir werden uns in der Zwischenzeit die Zeit vertreiben. Ich wollte doch sowieso das Abendessen noch machen. Also Los, los, sonst wird das Essen kalt und wir essen ohne dich."
Felix küsste Nina liebevoll, kraulte seine Kinder und schnappte sich Schal und Mantel.
"Na dann Ben, beeilen wir uns. Für die feiertagliche Störung bist du mir aber was schuldig."
"Das versteht sich von selbst. Danke."
Felkix drehte an der Drehscheibe seiner Tür. Sieben Farben waren darauf, eine jede führte zu einer anderen Tür. So war es leicht, schnell an andere Orte zu gelangen und sich viel Zeit zu sparen. Er drehte die Scheibe auf gelb, denn diese farbe stand für den Topas, für Belle und letztlich für den Mod-Orden. Zwar hätte er auch weiß für diesen Zugang wählen konnte, aber diese Farbe, war schon für die Büroräumlichkeiten in Domininon belegt. Durch diesen Zugang konnten nur Mod-Mitglieder und selbst was in der geöffneten Tür zu sehen war, war nur den Augen eines Mods bestimmt. Für Nina, Giggles und Kobacht sah es so aus, als würden der Darklord und Felix durch eine Backsteinmauer verschwinden. Ben klärte Felix auf, dass ein Schwarm Spamer den weihnachtlichen Schneesturm nutzten um Belletristica zu infiltrieren. Die Feen konnten bei diesem Sturm nicht fliegen, so hatten sie den Darklord entsandt, der sich Hilfe durch den Flausch suchte, um der Sache Herr zu werden. Eigentlich wollte er auch andere Mods mobilisieren, aber in den Feiertagen war es schwer, diese zu finden.
"Alles gut Ben, dafür bin ich doch in Bereitschaft. Das ist mein Job und je schneller wir's erledigen, desto eher können wir Weihnachten mit unseren Lieben feiern!"
Nina, Giggles und Kobacht blieben zurück. Sie drehten die Scheibe wieder auf grün, welches für den Biotopenpark stand und gingen zurück ins Wohnzimmer.
"Ich habe gehört, da warte noch heiße Schokolade und Plätzchen.", sagte Nina ihre Kinder aufmunternd, "Und wenn Papa nicht da ist, können wir auch einfach seine Plätzchen aufessen!"
"JAAAAAAA!", froh lockten Giggles und Kobacht ins Wohnzimmer huschend und Plätzchen verschlingen.