In vier Wochen ist die Hochzeit von Rosie und PH. Bis dahin wollte sich Susi eigentlich noch ein wenig Ruhe gönnen. Aber es kam anders, als sie dachte. Mikel rief an und fragte, ob sie Interesse an einem Auftrag in Afrika hätte. Übermorgen sollte es schon losgehen. Er würde auch den Flug bezahlen. Sie könne noch eine Person ihrer Wahl mitnehmen. Mit Ismael hätte er auch schon telefoniert, der wäre einverstanden, dass Susi ihre Recherchen von seiner Lodge aus mache.
„Was genau soll ich dort tun?“, fragte sie Mikel.
„Nun ja“, meinte der. „Ich möchte eine Reportage über das Liebesleben der Afrikaner machen. Vielleicht kannst du ja auch über Hochzeitsrituale recherchieren. Irgendeine Hochzeit ist derzeit dort ganz bestimmt. Da du in Afrika ja Verwandtschaft hast, dachte ich mir, dir käme es vielleicht gelegen, da Recherchen darüber zu machen. Vielleicht kannst du ja auch noch eine kleine Geschichte dazu schreiben.“
Natürlich war Susi interessiert, auch wenn ihr der Abreisetermin ein wenig knapp war.
„Was genau möchtest du haben?“, fragte sie weiter.
„Einfach alles. Du kannst dort recherchieren, wie du möchtest. Meinetwegen auch ein wenig spannen“, als Mikel das in den Hörer sprach, sah die junge Frau ihn vor ihrem inneren Augen grinsen.
„Okay“, antwortete sie. „Ich rede aber erst einmal mit Jörg, was er dazu sagt und ob er mitkommen möchte. Wenn nicht, dann fliege ich alleine oder suche mir als Begleitperson jemand anderen. Notfalls musst du in den sauren Apfel beißen und mich begleiten.“
„Ich dich begleiten? Warum nicht“, kam es prompt von Mikel. „Aber ganz klar, rede erst mit Jörg, ich erwarte deinen Anruf“, damit beendete er das Telefonat.
Susi rief kurz Jörg an und bat ihn, in ihre gemeinsame Suite zu kommen, sie würde da auf ihn warten.
***
„Du Jörg, ich muss dir was sagen“, begrüßte Susi ihren Liebsten, als sie in die Suite kam. Sie war ganz aufgeregt.
„Du bist ja ganz hibbelig“, fing Jörg an zu lachen. „Was gibt es denn so Dringendes, dass du mich hierher orderst?“
„Mikel hat eben angerufen und gefragt, ob ich einen Auftrag in Afrika annehmen würde. Was meinst du? Soll ich, oder soll ich nicht?“
Jörg schaute Susi etwas verdattert an. „In Afrika? Das auch noch so kurz vor PHs Hochzeit mit seiner Rosie. Wir haben noch so viel zu tun bis dahin. Kann er niemand anderen schicken?“
„Ach Schatz, komm. Bis zur Hochzeit sind noch vier Wochen. Wenn wir zurückkommen, haben wir immer noch eine Woche bis dahin“, versuchte sie Jörg die Reise schmackhaft zu machen. „Was das Beste daran ist, ich kann eine Person meiner Wahl mitnehmen und Mikel zahlt auch für diese die Flugkosten“, bearbeitete sie ihn weiter.
„Gut“, antwortete Jörg mit einer etwas finsteren Miene. „So ganz passt mir das zwar nicht. Ich lasse dich fliegen, wenn du mich mitnimmst.“
Jubelnd warf sie sich an seinen Hals und knutschte ihn wie eine Wilde ab. „Danke Schatz, natürlich kommst du mit. Ich habe es gehofft, dass du mit willst.“
„Ach ja, noch was. Ich fliege nur mit, um auf dich aufzupassen. Es könnte ja sein, dass du schwanger bist, denk daran“, mahnte sie ihr Liebster.
„Ja, natürlich denke ich daran. Ich werde vorsichtig sein. Und an unsere Abmachung halte ich mich auch: kein anderer Mann mehr“, beruhigte Susi Jörg. „Ich rufe gleich Mikel an und gebe ihm Bescheid, auch, dass du mitkommst.“
***
Zwei Tage später
Die zwei Tage bis zur Abreise nach Afrika vergingen viel zu schnell. Nach dem Einchecken am Flughafen wurden die beiden Reisenden sogleich in die VIP-Lounge weitergeleitet, wo sie gut versorgt auf den Abflug warten konnten. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle und recht entspannt. Am späten Abend erreichten sie endlich Ismaels Lodge, wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurden.
„Endlich seid ihr da, herzlich willkommen“, wurden sie herzlichst von Ismael begrüßt. Er umarmte und küsste erst Susi, seine Schwester, dann Jörg, der den Kuss allerdings mit ein wenig gemischten Gefühlen entgegennahm. „Mebina“, rief Susis Bruderherz dann. „Wir haben Besuch, schau mal, Pele und Jörg sind endlich angekommen.“
Sie hörten einen Schrei aus der Küche, gleich darauf kam Susis Schwägerin auf sie zugestürzt. „Pele“, rief sie und umarmte sie. Fest umschlossen ihre Arme die zierliche Susi, dass sie fast annehmen musste, Mebina wollte ihr alle Knochen brechen.
„Hey, nicht so stürmisch“, wollte Susi sie lachend bremsen.
„Seit wann bist du so mimosenhaft“, scherzte Mebina. „Ach, da ist ja auch der Jörg. Willkommen Schwager“, begrüßte sie nun auch Susis Verlobten und knutschte ihn tatsächlich ab.
„Hattet ihr einen guten Flug“, plapperte Mebina weiter, ohne dass die anderen zu Wort kommen konnten. „Und was ist mit Nachwuchs? Immer noch keiner im Anmarsch“, bohrte sie weiter und schaute Susi dabei so komisch an, als würde sie sie mit ihren Blicken durchbohren wollen.
Ehe Susi antworten konnte, redete Mebina aber auch schon weiter. „Kommt erst einmal, ich zeige euch eure Unterkunft. Ihr habt natürlich das beste Zimmer.“ Sie nahm Susis Handgepäck ab und stürmte in ihrer gewohnten forschen Art von dannen.
Susi lief ihr hinterher und bedeutete Jörg, er solle sie kurz alleine lassen. Er verstand dem Wink mit dem Zaunpfahl und blieb mit Ismael zurück.
„Mebina“, begann Susi, als sie die Stufen zum Baumhaus nach oben stiegen. „Ich müsste mal kurz mit dir reden. Allein.“
„Hast du ein Problem?“, fragte Mebina erstaunt und blieb abrupt stehen, dass Susi fast gegen sie prallte. Sie schaute Susi interessiert an und musterte sie von oben bis unten. „Schwägerin, Liebste, wo brennt die Luft?“, wollte sie dann wissen.
„Naja, eigentlich nicht“, begann Susi. „Jörg und ich wollen ein Kind. Wir arbeiten auch schon fleißig dran. Wir waren letztens sogar extra im Liebesurlaub, um die Produktion unseres Nachwuchses anzukurbeln.“
„Ich werde Tante?“, freute sich Mebina.
„Noch nicht“, bremste Susi sie ein wenig. „Aber vielleicht doch. Du hast doch Erfahrung mit Kinder kriegen. Du kennst doch bestimmt die Anzeichen einer Schwangerschaft?“
„Natürlich kenne ich mich damit aus“, begann Mebina. „Immerhin habe ich ja zwei Kinder zur Welt gebracht. Wann hattest du das letzte Mal deine Regel?“
Susi überlegte und rechnete nach. „Ich müsste jetzt wieder dran sein“, antwortete sie. „Aber könnte man nicht schon jetzt feststellen, ob es geklappt hat oder nicht?“, wurde Mebina mit weiteren Fragen überschüttet.
„Das könnte man schon, aber immer ruhig mit den jungen Pferden. Wir könnten einen Test machen, aber hier einen zu bekommen, da müsste ich in die Stadt. Also musst du wohl oder übel darauf warten, ob deine nächste Regel auch kommt. Wenn nicht, könnte es sein, dass … Aber denke dran, Klima – und Ortswechsel, oder auch Aufregung könnte die Periode verschieben. Aber wenn es dir am Morgen oft übel ist, dann könnte das ebenfalls ein Anzeichen dafür sein, oder wenn du Heißhunger auf Dinge hast, die du sonst nie anrühren würdest.“
„Och, auch das noch. Ich will es aber wissen“, murrte Susi.
„Wissen deine Eltern schon davon?“, fragte Mebina noch.
„Nein, selbst wenn es geklappt hat, sollen sie es erst zu Jörgs und meiner Hochzeit kurz vor Weihnachten dieses Jahr erfahren“, gab Susi ein wenig kleinlaut zu. „Ich möchte auch nicht, dass du mit jemanden darüber redest“, sagte Susi fast nicht hörbar zu ihrer Schwägerin. „Auch mit meinem Bruder nicht“, wurde Mebina noch gebeten.
„Hallo die Damen“, hörten die zwei Frauen Jörg auf einmal unten an der Treppe. „Darf ich nach oben kommen oder bin ich noch unerwünscht?“
„Ja, komm rauf“, rief Susi zurück. Dabei warf sie Mebina nochmals einen bittenden Blick zu.
„Ist schon in Ordnung“, sagte die leise zu ihr. „Ich halte den Mund. Wenn du noch was wissen willst, frag mich halt einfach später, ich gebe gerne Auskunft.“
Gerade als Susi etwas darauf sagen wollte, ging die Tür auf und Jörg stand im Rahmen. „Frauengespräche mal wieder“, meinte er lachend. „Ismael lässt ausrichten, das Abendessen wäre soweit. Er würde nur noch auf euch warten.“
„Oh“, erwiderte Mebina. „Dann mal los, gehen wir zum Essen. Ihr werdet bestimmt Hunger haben. Euer restliches Gepäck wird gleich noch jemand nach oben bringen und auspacken.“
Wenig später saßen alle am reich gedeckten Tisch in der Lounge.
„Sind keine weiteren Gäste da? Es ist so ruhig hier“, wollte Susi von Ismael wissen.
„Doch, es sind noch welche da. Aber die sind alle auf Safari und kommen erst in ein paar Tagen wieder zurück“, gab der Bruder ihr Auskunft. „Aber erzähl mal, was euch hierher führt. Mikel war so geheimnisvoll am Telefon.“
So begann Susi ihrem Bruder und seiner Frau den Auftrag, den sie von Mikel erhalten hatte, zu erklären. Dabei hoffte sie sehr, dass die beiden ihr ein wenig behilflich sein könnten.
Als sie ihr Beisammensein abbrachen, war es schon spät in der Nacht. Ismael und Mebina verabschiedeten sich müde von ihnen, während Jörg und Susi sich in ihr Zimmer im Baumhaus zurückzogen. Mal sehen, ob der Zauber der Lodge auch schon diese Nacht bei ihnen wirkt...