Schon eine Woche nach der Einschulung trafen sich die Schüler aller Klassen in der Aula wieder. Der Direktor hatte eine wichtige Kundgabe zu tätigen. Also Ruhe in der Aula einkehrte, begann der Direktor zu sprechen.
„Ich bedaure euch mitteilen zu müssen, dass man unsere Schule schließen möchte, wenn sich nichts an ihrer Lage ändert. Der Staat möchte kein Geld mehr in eine solche Schule stecken müssen. Sie sehen keine Zukunft für unsere Schüler.“
Die Schüler waren empört. Im allen voran, die neuen ersten Klassen. Sie gingen immerhin erst seit einer Woche auf diese Schule und jetzt sollen sie auf eine andere Schule gehen?
„Allerdings können wir etwas dafür tun, dass sich der Staat umentscheidet.“, fuhr der Direktor fort. „Wir müssen ihnen beweisen, dass aus euch etwas werden kann. Dafür müssen sich Verhalten und Noten einiger Schüler drastisch ändern. Aber ich bin guter Zuversicht, dass wir dies hinbekommen. Die Schule soll einen besseren Ruf bekommen. Die anderen sollen nicht mehr auf sie herab sehen!“
Nachdem der Direktor mit seiner Ansprache fertig war, begaben sich die Schüler wieder zurück in ihrer Klassen.
„Da euch der Direktor nicht weiter in der Aula halten wollte, werde ich euch den Plan von ihm erzählen. Er möchte, dass jede Klasse einen Klassensprecher wählt, der sich mit den anderen zusammen setzt und die Schule verändert. Natürlich als Vertretung seiner Klasse. Das heißt der Klassensprecher nimmt die Ideen seiner Kameraden auf und schlägt diese dem Komitee vor. Ebenfalls sorgt dieser Klassensprecher dafür, dass die Noten besser werden und keine Schlägereien oder sonstige Fehlverhalten mehr in Erscheinung treten. Wie diese Klassensprecher das machen, ist ihnen überlassen.“
Die Schüler schauten sich und den Lehrer fragend an. Nicht wirklich wollte jemand die Rolle als Klassensprecher übernehmen. Immerhin ist dies eine große Verantwortung.
„Wie lange haben wir eigentlich Zeit die Schule zu verändern?“, wollte einer der Schüler wissen.
„Der Direktor meinte ein Jahr. Heißt also bis Ende des Schuljahres.“
Die Jungen und Mädchen der Klasse fühlten sich Unterdruck gesetzt. Ein Zeitlimit und diese große Verantwortung, dass möchte niemand übernehmen.
„Gibt es denn Freiwillige, die dieses Amt übernehmen würden?“
Blicke schweiften durch die Klasse. Die Tyrannen der Klasse verteilten einschüchternde Blicke.Sie wollte nicht, dass sich die Schule ändert, denn sie aber eigentlich nicht mal große Lust auf diese Schule. Jedoch ein Mädchen ließ sich nicht von ihnen einschüchtern.
„Wenn es kein anderer macht, dann mache ich es!“
Noriko Ito stand von ihrem Platz auf und stemmte ihre Arme auf den Tisch. Ausgerechnet das tollpatschigste Mädchen der Klasse wollte dieses Amt übernehmen. Da hätte man es gleich ganz lassen können.
„Gut wenn es keine Einwände gibt, dann übernimmst du die Rolle als Klassensprecherin. Das Komitee trifft sich nach dem Unterricht zum ersten Treffen.“
Noriko nickte und setzte sich wieder . Ihre Kameraden fingen an zu tuscheln, während der Lehrer mit dem Unterricht begann.
Nach dem Unterricht machte sich Noriko auf den Weg in den Klassenraum, wo sich das Komitee versammelt.
Noriko war ein zirka 1,55m großes fünfzehn jähriges Mädchen. Sie hatte mittellanges rosé farbendes Haar und blaue Augen. Sie trug die Schuluniform der Schule. Eine Matrosen Bluse die leicht aufgeplustert war und in dem dunkel grünen Faltenrock mit Rüschen gesteckt war. Dazu trug sich schwarze Kniestrümpfe und Hausschuhe.
Sie kam endlich beim Raum an, wo schon alle auf sie wartenden und zur Tür schauten, als sie diese öffnete.
„Entschuldigt bitte. Ich bin erst seit einer Woche hier. Ich habe den Raum nicht gefunden.“
„Ist schon gut. So ging es unseren anderen Erstklässlern auch. Setz dich doch Noriko.“
„Du kennst meinen Namen?“
„Ja, wir haben eine Liste. Du warst die letzte die noch fehlte.“
Noriko erspähte ihren Kindergartenfreund Hideki und setzte sich zu ihm.
„Haben alle diese Liste?“
„Ja eigentlich schon. Du etwa nicht?“
Noriko dachte kurz nach. Ihr Lehrer gab ihr Blätter. Wo die allerdings abgeblieben sind, weiß sie nicht.
„Doch bestimmt...“
Gequält lächelte sie den Drittklässler an.
Erwartungsvoll schauten sie ihn alle an. Doch auch er wusste nicht, was jetzt zu tun ist.
„Ich würde sagen, dass wir einen Komiteesleiter brauchen.“, schlug der Drittklässler vor.
„Wieso machst du das denn nicht?“, wollte Noriko von ihm wissen.
„Ich bin für so etwas nicht gemacht. Eigentlich bräuchte ich mich darum gar nicht kümmern. Wir gehen eh am Ende des Jahres von der Schule.“
„Aber genau dann solltest du dich doch für die Schule einsetzen. Immerhin machst du hier deinen Abschluss und andere sollen es doch auch machen können.“
„Für die anderen ist es besser, wenn sie vorher noch an eine andere Schule kommen und dort ihren Abschluss machen. Ihr lernt hier nichts. Es wird nur mit dem gelernt, was ihr könnt. Was ihr nicht könnt, wird ignoriert.“
„Dann liegen die schlechten Noten an den Lehrern?“
„Mehr oder weniger. Die Schüler lassen es sich gefallen. Durch die Tyrannen in den Klassen, trauen sie sich nicht nachzufragen.“
„Dann müssen wir das ändern!“
„Noriko du glaubst doch nicht wirklich, dass wir etwas erreichen können.“
„Wenn wir es nicht versuchen, dann können wir auch nichts erreichen.“
„Ich verstehe deine Naivität nicht.“
„Und ich deine Gleichgültigkeit nicht.“
Die restlichen zehn Mitglieder des Komitees hielten sich aus dem Gespräch der Erstklässlerin und des Drittklässlers raus und hörten nur zu.
„Gut dann sei du doch die Komiteesleitung. Du wirst sehen, dass deine Mühe nichts bringt. Die Schüler werden sich nicht ändern und die Schule wird kein Aufsehen bekommen. Du wirst schnell aufgeben. Dennoch helfe ich dir. Egal bei was.“
„Du wirst schon sehen. Die Schule wird sich ändern und sie wird nicht geschlossen.“, ernst schaute sie den älteren Schüler an. Sie fand traurig, dass es ihn nicht mehr interessiert, was mit dieser Schule ist. Aufgeben kam für sie aber nicht in Frage. Das kleine tollpatschige Mädchen übernahm die Leitung des Komitees.
„Wir brauchen Nachhilfegruppen.“, schlug sie vor.
„Und wie willst du das anstellen?“
„Habt ihr Fächer in denen ihr besonders gut seid?“
Die Schüler fingen an zu überlegen.
„Ja, ich bin gut in Mathe.“
„Ich in japanisch.“
„Oh ich bin gut in Biologie.“
Nacheinander fingen die Schüler aufzuzählen in welchen Fächern sie besonders gut waren.
„Das ist sehr gut. Wärt ihr bereit dazu Nachhilfe zu geben? Natürlich alle zusammen, damit alle Fächer für alle zugänglich sind.“
„Wisst ihr Erstklässler denn überhaupt schon genug?“
„Vermutlich nicht, aber da wir die Nachhilfe alle zusammen geben, wird dies keine Probleme darstellen.“
Der Rest der Gruppe stimmte ihr zu. Sie fertigten einen Plan an, den sie an das schwarze Brett hefteten. Dort standen die Termine für die Nachhilfe dran. Es waren zwar nicht zu jedem Termin alle anwesend, aber dies war auch nicht nötig. Hoffte Noriko zumindest.
Danach war die Sitzung vorbei. Das Komitee machte aus sich jeden Montag und Freitag zu treffen, um Ergebnisse und Ideen auszutauschen.