Seine Küsse entflammten Isabella. Sie liebte ihn aus tiefstem Herzen. Selbst wenn er nicht dasselbe empfinden sollte, war sie dankbar, ihn in diesem Augenblick bei sich zu haben. Angestaute Gefühle stiegen in ihr auf, die sie zuerst noch zu bekämpfen versuchte. Sie betete darum, es möge Freude sein - doch es waren Tränen, die sich Bahn brachen.
Ethan, der ihr Beben spürte, hob seinen Kopf und sah die Tränen über ihre Wangen rinnen.
„Ich habe dich zum Weinen gebracht, meine Liebste.“
Meine Liebste.
Ethans Worte schmerzten. Die unerträgliche Sanftheit seiner Stimme führte ihr nur allzu deutlich vor Augen, was sie niemals haben würde.
„Es ist nichts. Entschuldige bitte. Ich habe geglaubt, mich über meine Erziehung hinwegsetzen zu können, aber ich kann es nicht.“
Niedergeschlagen schüttelte sie den Kopf.
Als Ethan ihr Kinn berührte, versuchte sie sich seinem Griff zu entziehen, gab aber letztlich nach.
Sein Blick hielt den ihren fest.
Ethan begehrte sie mit seinem ganzen Wesen. Er wollte sie, das war richtig, aber auf eine andere Art als er jemals zuvor etwas in seinem Leben gewollt hatte.
London, der Reichtum und sein Ehrgeiz waren nur kurzlebige Erscheinungen gewesen, das wurde ihm in diesem Augenblick bewusst. Alles verblasste neben Isabellas Stärke und Süße – sowie ihrem liebenden Herzen. Er konnte all das, von dem er angenommen hatte, es würde ihm unendlich viel bedeuten, aufgeben, ohne den Verlust überhaupt zu spüren, aber die Frau in seinen Armen aufzugeben, würde heißen, dem Leben zu entsagen.
„Was kannst du nicht?“
„Ich kann einfach nicht vergessen, wer ich bin. Ich würde es gern, doch es geht leider nicht. Ich weiß, dass ich es bereuen werde, sobald du aus meinem Leben verschwunden bist... Zu diesem Zeitpunkt werde ich mich fragen, wie ich dich nur zurückweisen konnte. Allerdings…“
„Ich möchte dich nicht anders, als du bist, Isabella“, unterbrach Ethan ihren Redeschwall. „Nicht für alles Gold der Welt. Willst du, dass ich bleibe?“ Er lächelte sie an.
„Wie kannst du mir eine solche Frage überhaupt stellen?“, äußerte sie. „Würde es denn einen Unterschied machen?“
„Natürlich!“ Etwas am Klang seiner Stimme ließ Hoffnung in ihr aufkeimen.
In dem einen Moment hatte Ethan noch vor Isabella gestanden, im nächsten kniete er bereits vor ihr.
„Isabella Whitehead. Willst du meine Frau werden? Willst du mich heiraten?“
Völlig durcheinander fragte Isabella: „Warum solltest du ausgerechnet mich heiraten wollen?“
Die gleiche Frage hatte er sich in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach gestellt. Es gab nur eine Antwort darauf.
„Weil ich dich liebe“, offenbarte er, während er sich erhob. „Ich kann ohne dich nicht leben. Vom Leben wünsche ich mir nur eines: Immer bei dir sein zu dürfen.“
Um ihre Zweifel endgültig zu zerstreuen, bat er: „Warte hier auf mich. Bitte.“ Dann eilte er aus dem Zimmer. Da er die Tür geöffnet ließ, hörte sie, wie er zu ihrem Großvater ging. Ihr Erstaunen wuchs ins Unermessliche, indes sie dem Gemurmel der beiden Stimmen lauschte, die im Gesang der Weihnachtslieder untergingen.
Isabella hatte Ethan beinahe aufgegeben, als der wieder bei ihr auftauchte, sie bei der Hand nahm und auf den Gang hinausschob.
„Wohin bringst du mich?“
„Das wirst du schon sehen.“
♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦