Es hatte wieder zu schneien begonnen. Nun war es beinahe wie an jenem Abend im Sommer. Nur saß Isabella dieses Mal in der Kutsche, anstatt am Fenster zu stehen und den anderen sehnsuchtsvoll hinterher zu blicken.
Sie betrachtete Ethans Gesicht und achtete daher weder auf die Häuser am Straßenrand noch auf den Gesang der Weihnachtslieder, der zu ihnen herüberdrang.
Ethan warf ihr hin und wieder ein Lächeln zu. Irgendwann ergriff er unter der Decke, in die er sie gehüllt hatte nachdem sie aus dem Haus gegangen waren, ihre Hand.
Kurze Zeit später erreichten sie Beaumont Lodge.
„Frohe Weihnachten“, sagte er, während er die Kutsche zum Stehen brachte.
Isabella blickte von Ethan zum Haus hinüber und lächelte verwirrt.
„Ich verstehe nicht.“
„Beaumont Lodge ist mein Geschenk an dich. Jedoch nur unter der Bedingung, dass du einwilligst, meine Frau zu werden.“
„Ich habe also nicht geträumt“, flüsterte sie. „Du hast mir tatsächlichen einen Antrag gemacht?“
„Ja. Das habe ich. Was meinst du? Können wir Beaumont Lodge zu unserem gemeinsamen Zuhause machen?“
„Was ist mit London? Was mit den Dingen, die dir so wichtig waren und für die du hart gearbeitet hast?“
Isabella schüttelte ungläubig den Kopf.
„Die sind alle hier“, antwortete er und küsste sie sanft auf den Mund. „Es ist wirklich seltsam, wie lange ich gebraucht habe, um das zu erkennen. In gewisser Weise habe ich es bereits gewusst, als wir uns im August das erste Mal miteinander unterhalten haben. Ich habe mich dagegen gewehrt - mir einzureden versucht, dass es nur eine vorübergehende Laune sei. Das stimmte nicht. London war die Laune. Meine Liebe zu dir ist die Wirklichkeit.“
„Als was willst du hier arbeiten?“
„Natürlich als Rechtsanwalt und Notar. Glaubst du etwa, die werden in Aylesbury nicht gebraucht?“
„Doch“, stimmte sie ihm zu, während ihr Gesicht von einem unbeschreiblichen Lächeln überzogen wurde.
„Was ist mit dem Haus? Hast du es von Grandpa gekauft?“
„Überrascht dich das? Im ersten Moment war dein Großvater sehr skeptisch und fragte: ‚Wie kann ich sicher sein, dass Sie Isabella nicht nur wegen des Geldes heiraten wollen?‘
„Er merkte an, niemals einem gutaussehenden Mann zu vertrauen.“
„Was hast du darauf erwidert?“
„Das ich ein Gemälde von ihm als jungem Mann gesehen habe. Daraufhin lachte er und meinte, mich zu mögen. Darüber hinaus machte ich ihm klar, dass ich nicht länger gewillt war, seine Antwort abzuwarten. Ich denke, er war ziemlich überrascht über meine Unverfrorenheit. Also. Willst du mich heiraten, Isabella?“
„Ja. Das will ich. Von ganzem Herzen.“ Sie schloss die Augen, während Ethan sich über sie beugte. Doch noch ehe seine Lippen die ihren berührten, öffnete sie diese wieder.
„Was wird aus Großvater? Ich kann ihn nicht zurücklassen.
Es ist doch niemand da, der sich um ihn kümmern würde. Meinst du, mit ihm zusammen unter einem Dach leben zu können?“
„Wenn er es mit mir aushält, halte ich es auch mit ihm aus.“ Ethan lachte und ergriff Isabellas Hand.
„Wohin gehen wir?“
„Ins Haus“, entgegnete Ethan. „Allerdings wirst du nicht gehen. Ich werde dich über die Schwelle tragen.“
Er pellte Isabella aus den Decken heraus und hob sie aus dem Schlitten.
„Sofern ich mich nicht irre, kommt das erst nach der Hochzeit“, lachte sie.
„Ich habe mir gedacht, wenn ich das getan habe, kannst du deine Meinung nicht mehr ändern“, erklärte er schmunzelnd.
„Ich werde es mir gewiss nicht anders überlegen. Mein innigster Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ich habe mir lediglich einen Moment in deinen Armen erhofft, und nun bekomme ich dich für ein ganzes Leben.“
Im nächsten Augenblick spürte sie Ethans weiche Lippen auf ihrem Mund. Dieses Mal gab es nichts, was den Kuss der beiden unterbrach. Einander in den Armen haltend, standen Ethan und Isabella da und vergaßen die Welt um sich herum.
Der Schnee fiel in dichten Flocken vom Himmel und verzauberte das Land. Und irgendwo in der Ferne war das Läuten der Glocken der Abtei zu vernehmen, die dieses traumhaft schöne wie auch märchenhafte Fest der Liebe einläuteten…
ENDE
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