Zufrieden blicke ich mir den Sonnenuntergang des wunderbaren Herbstabends an und lasse mir den warmen Wind durch die Haare wehen.
Sanft umgreifen mich zwei starke Arme und drücken mich an einen Körper. Ich spüre seine harten Brustmuskeln, wie sie unter dem Shirt zucken. Zärtlich streichelt er mit seiner Zunge über meinen Hals und reizt meine besagte Stelle. Haucht einen warmen Kuss darauf und ich schmiege mich an ihn.
»Komm, deine Gäste sind da!«, flüstert er mir ins Ohr.
»Hmm, einen Moment noch. Ich komme gleich«, antworte ich ohne mich von dem Himmel abzuwenden. Ich höre, wie sich die Balkontür schließt und ich atme tief ein. Mein Leben kann nicht besser sein, ich drehe mich um und gehe hinein.
»Hey, da kommt ja endlich das Geburtstagskind. Wird wirklich langsam Zeit!«, stänkert meine Schwester. Sie streichelt über ihren dicken Bauch und ich blicke mich in der Runde um. Nicke Mom zu, die schon dabei ist, den Kuchen anzuschneiden und setze mich an den Tisch. Viele Gäste sind es nicht. Ich habe darauf bestanden, dass nur die engsten Familienmitglieder und die besten Freunde eingeladen wurden.
Am heutigen Tag bin ich die Hauptattraktion, der Mittelpunkt, das kleine Geburtstagskind und ich fühle mich wohl. Nicht ganz allein im Zentrum, meine Zwillingsschwester hat heute ebenfalls Geburtstag. Ihr Baby ist schon fast eine Woche überfällig und sie wird von ihrem Ehemann überaus bemuttert, was ihr total missfällt. Vor allem, weil jeder nur ihren Sohn sieht und nicht sie. Ich grinse sie belustigt an.
Dennoch zwingt sich eine kleine Träne nach oben und ich blinzle sie weg. Es gab eine Zeit, da war es nicht so. Viele Kämpfe gegen die häusliche und äußerliche Gewalt und gegen jede Menge Vorurteile musste ich ausfechten, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin.
Mein Name ist Sascha, bin Sozialpädagoge für misshandelte Kinder und Jugendliche. Heute werde ich 28 Jahre. Ich bin glücklich verheiratet, habe eine Tochter und ich bin schwul.
Trotz alledem beschleicht mich ein dunkles Gefühl innerhalb dieser Wärme. ›Er‹, der mir das Leben zur Hölle gemacht hatte, meinen Körper geschändet und meine Seele in tausend Stücke zerbrochen hatte. ›Er‹, der so wie es heißt auf der Flucht ist. Keiner weiß, wo er sich aufhält oder was aus ihm geworden ist. ›Er‹, verfolgt mich noch heute. ›Er‹, ist noch immer bei mir. In meiner Seele, in meinem Verstand.
Dies ist meine Geschichte.