Eng umschlungen saßen wir in meinem Büro auf der Couch und hatten die Augen geschlossen. Sascha war so sanft und ich konnte es einfach nicht lassen, ihm immer wieder über seinen Rücken zu streicheln. Ein leichtes Grinsen huschte über mein Gesicht, als ich die letzten Stunden Revue passieren ließ.
Ich glaubte, ich hätte mich verhört. Hatte Sascha das wirklich zu diesen Machomännern, mit geballtem Sex-Appeal, gesagt? Mir blieb die Spucke weg. Nein, sie zog sich zähflüssig in meinen Rachen abwärts und blieb an meinem Zäpfchen hängen. ›Mein Lebensgefährte‹ und im gleichen Atemzug, dass ich sehr gut blasen konnte. Ich musste husten und dennoch stahl sich ein leichtes Grinsen in mein Gesicht. Mein kleiner Sascha. Er war wirklich ein Orkan in jeder Hinsicht. Ohne mit der Wimper zu zucken, stellte er sich Sven entgegen. Sven Hofland, allein der Name brachte Gänsehaut an jegliche erdenkliche Stelle eines unbedeckten Körpers. Besonders dem meinem. Gott, ich durfte nicht daran denken, wie er mich genommen hatte. Nur auf sich bedacht und ohne Rücksicht auf den, der unter ihm lag. Dennoch wurde ich von meiner Lust getrieben und machte alles, was er von mir verlangt hatte. So musste sich ein Sub oder ein Twink fühlen. Dominiert von jemandem, der nur auf sich schaute, auf seine eigene Befriedigung und dennoch seinem Partner die totale Ekstase bereitete. So war ich auch. Ein Top. Seitdem es mir mit Sven passiert war, war das nie wieder vorgekommen, dass ich für jemanden die Beine breitgemacht hatte. Doch seit ich Sascha kannte, sehnte ich mich danach, von ihm genommen zu werden. Sicher, ich hatte sein bestes Stück schon in mir gehabt, doch damit hatte ich ihn etwas überfordert, und wartete seitdem darauf, dass er die Initiative ergriff.
›Sascha, ich werde dich dahin führen, damit auch du in den Genuss kommst, zu erfahren, wie es ist, einen anderen Körper vollständig zu dominieren. Ich warte, bis du so weit bist, und sei dir sicher, ich werde es genießen und dir meine Lust entgegenschreien. Ich werde dich durch meine Lustschreie weiter antreiben, bis ich dir vollständig erlegen bin und nur darauf warte, dass du mir die Erlösung schenkst.‹
Wir wurden aufgerufen und wie sollte es auch anders sein, verabschiedete sich Sven durch seine aalglatte eigene Manier. Ich sah, wie Sascha sich anspannte und ihn ziemlich lodernd anfunkelte. Ab da wusste ich, egal wie der Mann heißen sollte, er würde es nicht schaffen, Sascha zu bezwingen.
Die nächsten Stunden waren nicht nur grausam, sondern sie waren die Hölle. Je länger ich in diesem Raum mit dem dicken schwabbeligen Mann war, umso mehr musste ich mich beruhigen. Der hatte von gar nichts eine Ahnung. Der brauchte einmal einen richtigen Top oder noch besser einen Dom. Auch zog sich alles in mir zusammen, als Ltd. Ach so lieb und geht es dir wieder gut, Sascha bemutterte und ihn immer wieder angrapschte. Herr Gott, ich hatte von alldem die Nase gestrichen voll. Ich hatte einen Arsch voll Arbeit in der Firma und die konnten von nichts anderem reden, als den Bildern und Briefen. Ob das alles der Wahrheit entsprach. Fuck! Hätte ich Sascha nicht bei mir, würde ich ins Glamour fahren, mir einen Twink schnappen und mir den Verstand rausvögeln. Vor allem würde ich den Nerds Bullen meinen Rechtsanwalt auf den Hals jagen, der mir für eine Stunde mehr als 500 $ aus der Tasche zog. Nur leider kam ich hier nicht weiter. Dies ist das Terrain der Bullen. Ihr Reich. Ihre Regeln. Nur der ermahnende Blick von Anthony und der Pokerface-Ausdruck von Sascha hielten meine brodelnde, zum Überlaufen aufgestaute und zum Ausbrechen bereite Wut im Zaun. Ich musste Dampf ablassen, auf der Stelle. Doch als ich aus dem Augenwinkel Sascha sah, wurde ich eines Besseren belehrt. Ein ungeahntes sanftes Gefühl machte sich in mir bereit und ich atmete sehr flach ein.
Immer wieder ließ ich diverse und prekäre Fragen über mich ergehen und immer wieder schaute ich darauf, dass ich bei meinen Antworten nichts wegließ oder was dazudichtete. Meine Diplomatie war hier definitiv fehl am Platz. Ab und zu gab Sascha eine Antwort, aber er war mehr oder weniger damit beschäftigt, nicht in Tränen auszubrechen.
Wir waren auf dem Weg nach Hause, als Sascha unmerklich einen höchst lasziven Ton von sich gab. Ich bemerkte, wie er mich immer wieder von der Seite ansah, und konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ich musste ihn sehen, ich musste es in seinen Augen sehen und fing an, meine Finger langsam über seinen Oberschenkel gleiten zu lassen. Er reagierte für mich sehr überraschend darauf, doch fühlte ich mich darin bestärkt, besonders als er seine Beine weiter spreizte. Gott war das ein Anblick. Er war kurz vorm Kommen. Ja und dann würde ich ihn, in unserem Schlafzimmer, nehmen. Dieser Gedanke zerfloss in mir wie geschmolzenes Eis und ich wiederholte ihn stetig.
Wie schaffte es Sascha nur, mich so zu beruhigen. Mich in Gefühlen zu verstricken, von denen ich noch nie was geahnt hatte. Allein sein Bekenntnis mir gegenüber hatte etwas in mir entfacht, was ich noch nie gefühlt hatte. Scheiße, Fuck und ja, ich liebte ihn. Mehr als ich es mir jemals erträumt hatte. Nicht einmal mit Paul hatte ich so etwas erlebt und selbst er war für meine Maßstäbe die Wucht. Leider war er auch ein absolutes Anhängsel, wenn er bei mir war. Wobei ich daran nicht ganz unschuldig war. Immerhin war ich Pauls Master.
Leise stöhnte Sascha unter meinen Berührungen und hätte ich nicht am Steuer gesessen … hätte ich ihn geschnappt und ihm den Himmel auf Erden beschert.
Der unmissverständliche Ton meines Handys, über den er sich köstlich aufregen konnte, ertönte und ich spürte, wie Sascha sich anspannte. Ich sah auf das Display und erkannte, dass es die Firma war. Im Moment hatte ich einen verdammt hartnäckigen Verhandlungspartner am Haken. Aber so wie es sich herausstellte, war nur ein Verkäufer anwesend, der im Laufe des Vormittags zum Flughafen musste. Gott, nur wegen einer läppischen Unterschrift musste ich auf Sascha verzichten.
Ich konnte es nicht fassen, wie lange man für eine einfache Unterschrift brauchen konnte. Immer wieder blickte ich verstohlen auf die Wanduhr aus dem 19. Jahrhundert bis Mr. Nigrim sich endlich erbarmt hatte zu unterschreiben und sich zu verabschieden. Ich drückte auf internes Gespräch und hatte auch gleich Tom am Hörer. Zu ihm sagte ich, dass er Sascha ins Büro schicken sollte und dass ich, bis ich mich wieder bei ihm meldete, niemanden im Büro sehen möchte. Nebenbei hatte ich mir mein Hemd geöffnet und die Knöpfe meiner Hose aufgemacht. Nicht weil sie mir zu eng geworden war, sondern weil ich Sascha endlich wollte. Weil er es wollte. Wieder huschte mir seine Aussage von damals durch den Kopf.
»Warum bist du so? Ich bin doch nur jemand, der sich von dir ficken lässt. Ich mein, ich sehe dich oder ich denke an dich und schon verlange ich von dir, dass du es mir besorgst. Ohne auf dich zu achten« Ja, verdammt er hatte recht und ich schloss meine Augen. Es war die Wahrheit, Sascha wollte es und ich stand stramm. Aber ich konnte nicht anders. Ich wollte ihn befriedigen. Ich wollte ihn schmecken. Ich wollte seine wunderbare Enge spüren, und wenn er kam, in sein Gesicht blicken. Es abküssen. Jeden Zentimeter seiner Haut berühren und ihn zur Ekstase treiben, dass er erschöpft in meinen Armen lag und ich seinen immer ruhiger werdenden Atem auf meiner Brust oder im Nacken spürte.
Die Tür ging auf und Sascha trat rein. Sofort blitzten seine Augen auf und wie eingeübt, huschte ein Teil seines erlernten Pokerface über seine Züge. Ich ging auf ihn zu und nahm ihn in meine Arme.
»Hmm, ich muss mich noch für den Lebensgefährten bedanken«, murmelte ich in sein Ohr und spürte, wie er sich leicht anspannte. Oh Sascha, ich kannte deinen Körper, und ich sah, es waren die richtigen Wörter. Ich beugte mich zu ihm runter und leckte über seine herrlich empfindliche Stelle. Kurz zuckte er kichernd zusammen und gab mir mehr Freiraum. Langsam fuhr ich über sein Kinn zu seinen gewölbten Lippen. Er öffnete sie leicht und ich drang mit meiner Zunge in seinen Mund und suchte die Seine.
»Ich glaube kaum, dass das nur ein Dankeschön für den Lebensgefährten ist!«, hauchte er kaum noch atmend in meinem Mund.
»Wie du das weißt«, flüsterte ich zurück und hob ihn hoch. Trug ihn zum Schreibtisch und setzte ihn drauf.
»Au!«, keuchte er, rutscht auf die Seite und hob einen Papierlocher hoch. Grinsend legte er ihn etwas weiter weg. Unsere Münder vereinigen sich wieder und in dem Moment, wo ich meine Hand unter sein Shirt legen wollte, keuchte er wieder auf.
»Au!«, kurz darauf zog er einen Heftapparat hervor und blickte mich belustigt an.
»Ich glaube, dein Schreibtisch ist einfach zu voll.«
»Hmm, kein Problem, dann weichen wir auf die Couch aus«, und ich hob ihn wieder hoch. Wie automatisch schwang er seine Beine um meine Hüfte und ich spürte seine Erregung. Er war einfach herrlich.
Ich rutschte etwas zur Seite, um aufstehen zu können, womit ich mir allerdings ein leichtes Genörgel von Sascha einhandelte.
»Lass mich mal schnell aufstehen«, meinte ich und Sascha setzte sich auf. Wow, war mir plötzlich kalt und ich fröstelte durch den Verlust seiner Körperwärme. Ich suchte meine Klamotten und zog mich an. Sascha beobachtete mich mit zusammengezogenen Augen.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte er mich und streckte sich. Auch er umschlang kurz seinen Oberkörper mit den Armen und stand ebenfalls auf. Ich grinste ihn an und schon sah ich, wie er wieder seine Augen verdrehte. Einfach himmlisch. Ich liebte es, wenn er unbedacht aus sich herauskam und ging zum Schreibtisch.
»Hmm habe für heute Abend noch etwas vor«, sofort gefror sein Gesicht und ich musste ein Kichern unterdrücken. Die Schublade, in der ich die zwei Tickets für die Kazas aufbewahrte, zog ich vor und holte diese raus. »Tut mir leid, aber ich muss unbedingt zu dieser Vorstellung, dort wartet ein wichtiger Kunde.«
»Verstehe! … Wann wirst du wieder daheim sein?« Oh, daheim!? Gott Sascha, allein diese Aussage machte mich zu einem glücklicheren Menschen. Ich räusperte mich.
»Keine Ahnung. Der Kunde ist sehr anspruchsvoll. Könnte länger dauern«, sagte ich und hielt die Karten so, dass es nicht zu auffällig war, und schmiss sie regelrecht auf den Schreibtisch.
»Die Kazas?«, rief er aus und sog scharf die Luft ein. Ein Hauch von Traurigkeit überzog sein Gesicht. Und er versuchte vergebens, seine Betroffenheit nicht zu zeigen. Kurz blickte ich auf das Telefon, das schon wieder schlimmer blinkte als sämtliche Alarmanlagen in der ganzen Stadt nach einem Erdbeben. Plötzlich fiel mir etwas ein und ich meinte entschuldigend:
»Die Arbeit ruft. Tom wird dich schnell heimfahren«, wieder sah ich, wie er verdrossen einschnaubte und sich dabei anzog. Es aber mit einem leichten Schulterzucken abtat. Gott Sascha, wenn du wüstest und ich nahm, den ersten Anruf entgegen.
Meine Vorfreude blieb den ganzen langen Tag bestehen, und als das Telefon nicht mehr permanent klingelte oder ein Anrufer, der in der Warteschleife saß, aufleuchtete, beschloss ich Feierabend zu machen. Ich schaute auf die Uhr und gluckste innerlich. Noch hatte ich genügend Zeit und konnte mir Sascha vorstellen wie er daheim, … ja daheim … ich musste mir das auf der Zunge zergehen lassen, vor sich hin schmollte und niemandem zeigte, wie sauer er war, dass er nicht zu den Kazas gehen konnte. Die Karten steckte ich ein und verließ das Büro. Tom gab ich auch eine, der mir daraufhin, fast, wie aus dem Häuschen, um den Hals fiel und Nicole, die von nun auf gleich ins kalte Wasser gestoßen worden war, indem sie meine neue Finanzchefin wurde, bekam ebenfalls eine.
»Auf einen guten Start!«, sagte ich und sie starrte mich fassungslos an. »Ach, haben Sie einen Freund oder eine Freundin?«, fragte ich und ihre Augen wurden noch größer. Nur zögerlich nickte sie und ich gab ihr noch eine. Ich musste nur darauf schauen, dass ich die Backstagekarten nicht mit den Normalen verwechselte, und zwinkerte ihr zu. Sie brachte immer noch keinen Ton heraus und ich rief in die Runde, dass sie alle auch die normalen Arbeiter ab 16 Uhr freihatten. Ich blickte auf meine Armbanduhr und musste mich langsam beeilen. Immerhin hatte ich noch etwas mit Sascha vor. Als ich rausging, hörte ich, wie meine, noch relativ neuen, Angestellten, darüber tuschelten, ob das öfters vorkam.
»Jep. Kommt schon mal öfters vor, dass Mr. Kastner alles früher zusperren lässt. Aber auch nur, wenn keine größeren Aufträge anstehen«, sagte Tom. Mehr vernahm ich nicht mehr und stieg in mein Auto.
Mit einem Schwarm Schmetterlingen im Bauch bog ich in meine Einfahrt und stellte den Jaguar neben den BMW, der wie ich sah, gewaschen war. Ich ging in die Villa und rief Sascha. Aus dem Schlafzimmer hörte ich seine Antwort, die irgendwie genervt klang und ich trat ein. Der erste Gedanken, der mir durch den Kopf ging, war, ›Eine Bombe hat eingeschlagen‹ und ich sah Sascha, der mich leicht entschuldigend ansah, inmitten des Chaos.
»Tschuldige, ich habe meine externe Festplatte gesucht. Ich mach das gleich wieder weg.«
»Wofür brauchst du die jetzt?«
»Ähm, da habe ich einige E-Books drauf, und da, na ja, mein PC noch in der alten Wohnung steht …«, meinte er und ich nickte ihm zu.
»Wofür brauchst du jetzt deine Festplatte?«, bohrte ich nach und fing an, einige Sachen wieder in die Kartons zu verstauen.
»Da ich heute Abend alleine bin, brauche ich Lesestoff«, sagte er und ich sah, wie seine Augen wieder recht wütend funkelten.
»Aha … lass es, die kannst du morgen auch noch suchen. Hör zu, könntest du bitte unter die Dusche gehen und etwas Elegantes anziehen?«, fragte ich nebenbei und er blickte mich leicht sprachlos an.
»Warum?«
»Weil ich mit dir noch den restlichen Tag verbringen will, bevor ich zu meinem wichtigen Kunden muss. Ich habe nämlich mächtigen Hunger und meine Küche sieht wie ein Schlachtfeld aus.«
»Wie soll die wie ein Schlachtfeld aussehen, du hast doch eh nichts zu essen daheim«, fing er zu Stänkern an.
»Eben drum, ich will mit dir essen gehen. Und es ist kein McD. Also schmeiß dich in Schale, damit ich es dir dann später vom Körper reißen kann.«
»Tzz … du bist einfach unverbesserlich«, meinte er und blickte mich wieder mit diesen unsagbar tiefgründigen ›ich will dich‹ Blick an, wo sich sämtliche Empfindungen nach unten verzogen und um eine einzige Region kämpften. Ich zischte die Luft aus und musste mich von ihm wegdrehen, weil ich ihn sonst sofort angesprungen hätte. Gott, was hatte der Junge nur an sich, dass ich ihm nicht widerstehen konnte. Wenn das so weiterging, dann schlug ich meinen eigenen Rekord. Ich war wirklich verrückt nach ihm und sah mich nach weiteren Sachen um, die auf dem Boden lagen, damit ich sie in die Kartons einräumen konnte. Mensch, wie hatte das alles in sein kleines Zimmer gepasst. Ich war leicht überfordert und schon kam mir ein doofer Gedanken. Vielleicht hatte er alles unterm Bett verstaut gehabt? Wie ein Kind, das seine Sachen unters Bett schob und meinte: »Bin fertig mit dem Aufräumen!« Raouls Patenkinder waren solche Agenten und Raoul hatte dann fast immer einen Herzinfarkt bekommen, wenn er seine Momkontrolle machte, so wie er es immer nannte, wenn sie bei ihm übernachteten. Nach einiger Zeit hatte er es sich abgewöhnt, unters Bett zu schauen. Na ja, manchmal hätte er öfters darunter schauen sollen. Ich grinste in mich hinein.
»Was hast du?«, holte Sascha mich aus den Gedanken und schon wieder blieb mir die Luft weg. Er war nur mit einem Handtuch bekleidet. Stand lässig vor mir und trocknete seine Haare. Gott, war der geil und ich spürte, wie meine Lippen anfingen zu brennen. Um mich von seinem wahnsinnigen Anblick abzulenken, blickte ich auf meine Uhr und meinte, er solle sich etwas beeilen. »Immer der Geschäftsmann!«, nörgelte er und ging zu einem Koffer, den er ebenfalls noch nicht ausgepackt hatte. Hatte ich da einen gewissen Unterton gehört? ›Sascha halte dich jetzt bitte im Zaun. Mir ist auch so schon zur Genüge heiß‹. Ich versuchte mich weiter von ihm abzulenken, und als er dann kurzzeitig nackt vor mir stand, musste ich das Zimmer verlassen. Der Typ machte mich wahnsinnig. Und wahrscheinlich wusste er nicht einmal, was er mir mit seiner jugendlichen Unschuld antat.
Ich stand in der Küche und hatte das Fenster weit geöffnet. Parker mit seinem Qualm war langsam echt nicht mehr auszuhalten. Ich fragte mich, wie oft ich es ihm schon gesagt hatte, dass in meinem Haus nicht geraucht wurde. ›Er ist und bleibt eben ein unverbesserlicher alter Knacker.‹ Halt, was hatte ich da gedacht? Unverbesserlich! Ich kicherte leicht, und als ich jemanden hinter mir hörte, drehte ich mich um.
»Na, fertig!«, fragte ich und er zuckte mit den Schultern. Kurz musterte ich ihn und verzog meine Lippen.
»Was?«, fragte er etwas zu zornig und ich blickte ihn leicht belustigt an.
»Das nennst du elegant?«, er verdrehte seine Augen.
»Tja, ich bin eben keine Geldsau, so wie du, und das ist das Beste, was ich eben habe«, grummelte er und ich zuckte mit den Schultern.
»Na gut, dann verschieben wir eben das Essen. Wir werden zuerst einkaufen gehen.«
»Hä, einkaufen?!«
»Jap, einkaufen!«, sagte ich und schnappte mir seine Hand.
»Schaffst du es dann noch zu deinem Termin?«
»Aber sicher doch.«
Sascha blickte sich in dem Laden um und zog eine Hose von Ständer. Als er auf den Preis schaute, schluckte er kräftig und tat sie wieder zurück.
»Gefällt dir die Hose?«, fragte ich ihn, er nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
»Etwas zu teuer!«, meinte er und ich blickte kurz auf den Preis.
»Das nennst du teuer? Das ist noch ein Schnäppchen?«, stänkerte ich mit einem Augenzwinkern und er verdrehte seine Augen. Ich konnte mir schon denken, was er dachte. ›Du bist einfach unverbesserlich‹ und ich nahm die Hose vom Ständer. Hielt sie kurz an ihn ran und meinte, dass er sie anprobieren sollte.
»Das kannst du gleich vergessen. Die kostet über 250 $!«, schnappte er.
»Und?«
»Was und?«
»Zu deiner Information. Wir gehen in das Grand One Beach Hotel zum Essen!« Er wurde weiß.
»Weißt du, was es dort kostet? Dort kannst du für ein Essen gleich ein Auto stehen lassen.«
»Guter Vergleich und ja, aber das ist für die Übernachtung. Das Essen ist schon etwas günstiger.«
»Du bist wahnsinnig verrückt!« Oh, mal nicht unverbesserlich und ich beuge mich zu ihm.
»Nach dir!« Ich spürte sofort, wie seine Haltung sich veränderte, und hauchte ihm einen Kuss auf seine Stelle. Er hatte die Augen geschlossen und schluckte hart. »Sei nicht so zimperlich, mein kleiner Orkan.«
»Das ist aber zu teuer!«
»Nicht für mich.«
»Ich kann das nicht annehmen!«, und er hing die Hose wieder auf den Ständer zurück. Ich zuckte die Schulter. Fest blickte ich ihm in die Augen.
»Wenn du selbst bezahlen willst, ist es kein Problem.«
»Aber ich habe nicht so viel Geld!« Ich gluckste.
»Wer sagt denn, dass du es mit Geld zahlen sollst«, geschockt blickte er mich an und ich musste mir wirklich das Lachen verkneifen.
»Du bist einfach unverbesserlich.«
»Nein, nur ein Geschäftsmann, der auf seine Provision aus ist!«, und ich nahm die Hose wieder vom Ständer.
Irgendwann hatte ich es geschafft ihn so weit zu bringen, dass er sich ein Hemd, eine Hose und dazu passende Schuhe kaufen ließ. Natürlich mithilfe der Inhaberin, die ihn mit ihrer Meinung besser überreden konnte. Ich musterte ihn und er sah einfach umwerfend aus. Selbst seine etwas zu langen Haare passten zu ihm und ich entschied mich, ihn nicht auch noch zu einem Friseur zu bringen. Da hätte er bestimmt einen zu großen Aufstand gemacht, wenn ich ihn noch zu den vier Sterne Friseuren geschleppt hätte. Nun gut, soweit so gut. Sascha saß leicht verkrampft neben mir.
»Sag mal, wie benimmt man sich in so einem Nobelhotel?«, fragte er und ich musste kräftig schlucken, nicht dass ich laut loslachte.
»Tja, ganz normal.«
»Wie normal? Da gibt’s doch Benimmregeln, wie man isst und so!« Ich konnte nicht anders und mein Mund verzog sich zu einem Schmunzeln.
»Hör auf mich auszulachen!«
»Ich lach dich nicht aus, mach mir einfach alles nach.« Er schaute aus dem Fenster. Gut, noch hatte er nicht gemerkt, wohin wir fuhren und ich bog zu einer Restaurantkette mit einem roten und gelben M. Plötzlich blickte er mich an, und als ich zum Drive-in Schalter fuhr, starrte er mich nur noch fragend an.
»Willst du auch was?«, fragte ich beiläufig.
»Aber ich dachte …!«
»Tut mir leid, aber ich habe so einen Hunger und bis wir zu dem Hotel kommen, durch die ganzen Umleitungen …« Er blickte skeptisch drein und irgendwie war er erleichtert. Er gab mir seine Bestellung und ich gab sie an die Frau am Schalter weiter. Nachdem ich das Essen in Empfang genommen hatte, stellte ich das Auto auf einem der Parkplätze ab und packte meinen Burger aus.
»Lass es dir schmecken!«, meinte ich nur und biss rein. Sascha tat es ebenfalls und war total darauf bedacht, sich nicht zu beklecksen. Irgendwann, nachdem wir aufgegessen hatten, fragte er mich: »Wann musst du zu deinem Meeting!« Obwohl ich die Uhr stetig im Blickfeld hatte, blickte ich auf meine Armbanduhr und tat überrascht.
»Herr Gott noch mal, ich komme zu spät. Das Meeting hat vor zehn Minuten angefangen. Aber nicht so schlimm …«, sagte ich und stieg aus. Er blieb fragend sitzen und ich beugte mich ins Auto. »Komm, dann gehst du einfach mit. Oder willst du hier im Auto auf mich warten. Kann aber lange dauern. Der Kunde ist wirklich eine harte Nuss«, kurz überlegte er und ich hoffte, er wählte nicht die dritte Option, die ich nicht erwähnt hatte. Taxi. Er stieg aus und ich sperrte das Auto ab.
»Aber ist das Okay, das ich mitgehe?«
»Hmm, wo sollte das Problem sein. Dann bist du eben ein Lehrling.«
»Geht das schon wieder los?«
»Was geht los?«
»Du willst immer noch, dass ich bei dir eine Lehre anfange?«
»Warum nicht?«
»Hey, wir haben SEX. Deshalb geht es nicht.«
»So Sex! - ich sehe darin kein Problem.«
»Nein nur die Bevorzugung.« Ich blickte ihn an und er verzog wieder seine Augen.
»Hör mal, mir ist es egal, ob es meine Angestellten wissen oder nicht. Außerdem würden wir uns eh nicht so oft in der Firma sehen. Du hättest einen anderen Chef.«
»Ach ja und du bist dann was? Der Chef über den Chefs?«
»Der Geschäftsführer, und ich habe meistens mit Angestellten nichts zu tun. Ich arbeite fast ausschließlich mit meinen drei Vorstandsmitgliedern zusammen. Und einer davon wird dann eben dein Chef sein. Oder ich unterstelle dich Parker.« Er hustete gekünstelt.
»Bloß nicht …«, wir lachten auf und betraten den Eingang zum Alten Theater. Kurzzeitig war Sascha abgelenkt und ich übergab die Karten der Dame an der Kasse. Sie griff zu einem Telefon und sprach kurz.
»Na ja, wo soll ich auf dich warten …?«, fragte er mich und ich hatte das Gefühl, das unsere heutige Konversation nur aus Fragen und Antworten bestand.
»Bitte warten Sie hier. Sie werden gleich abgeholt«, sagte die Frau, die an der Kasse saß und ich bedankte mich freundlich bei ihr. Mir blieb der schmachtende Blick, den sie mir zuwarf, nicht verborgen. Ja, ich wusste, dass ich sehr anziehend auf beide Geschlechter wirkte, und versuchte, sie nur so weit zu ignorieren, dass sie sich nicht beleidigt fühlte. Es dauerte nicht lange und wir wurden von einem Schrank von einem Mann abgeholt. Er führte uns zu Sue Kansas, die mich sehr herzlich begrüßte.
»Hallo Sue, du siehst wie immer umwerfend aus!«, schmeichelte ich ihr und automatisch blickte ich verstohlen zur Seite, wo Sascha stand. Ich sah, dass es ihm überhaupt nicht passte, dass mich eine Frau herzlich begrüßte. Mir wurde es warm ums Herz. Er war so süß eifersüchtig.
»Hör auf! Wer ist deine wunderbare Begleitung?« Sascha wurde leicht rot, wie immer, wenn er unverhoffte Komplimente bekam.
»Sue darf ich dir meinen Lebensgefährten Sascha Fleischhauer vorstellen!« Ich schob ihn weiter zu ihr und sah, wie er sie, mit mehr oder weniger offenem Mund, anstarrte.
»Ah, hallo Sascha. Es ist mir eine große Freude. Kyel spricht fast nur von dir. Timothy ist schon hoffnungslos überfordert …«
»Sue Kansas?«, krächzte er und sie nickte. Ihre Augen strahlten wie eh und je. Ohne bescheiden zu sein, zog sie Sascha einfach mit sich. Und ich beobachtete, wie sein Gesichtsausdruck von Fassungslosigkeit, zu sprachlos, zu überrascht und zuletzt zur totalen Freude wechselte. Er blickte zu mir, und bevor ich mich versah, rannte er auf mich zu, umarmte mich, zog mich zu sich runter und schob mir stürmisch seine Zunge in den Mund. Er bekam nicht genug und ich drückte ihn fest an mich. Als er von mir ließ, was für mich wieder einen totalen Verlust bedeutete, blickte er mir in die Augen. Ich versank richtig in seinen wunderschönen braungrünen Augen und sah, dass sie einen Hauch an Nässe aufwiesen. Doch gleich darauf wieder verschmitzt und frech wirkten.
»Danke!«, hauchte er. »Du hast mich die ganze Zeit belogen!« Ich grinste.
»Nein, nur die Wahrheit etwas zurückgehalten. Es ist zwar noch zu früh, aber ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag.«
»Tzz, du bist einfach unverbesserlich!«
»Nein, nur einfach total in dich verliebt«, tief blicken wir uns in die Augen. »Ich liebe dich. Du hast keine Ahnung wie …«, murmelte ich. Wieder fanden unsere Lippen zueinander und wir konnten uns kaum voneinander lösen.