6) Das Reich der unsterblichen Gottkönige

Du bist Brenna Sundergeer.

Man führt euch durch weitere endlose Gänge. Deine Füße pochen und schmerzen nach der Tortur der letzten Stunden. Die Reise durch die Wüste hätte dich stählen müssen, aber die Odyssee durch die Pyramidenstadt hat dich dann doch fertig gemacht. Der Boden scheint ausgesprochen hart und unnachgiebig zu sein.

Die Bewaffneten umringen euch, ihre Waffen gezückt.

„Das ist unerhört!“, echauffiert sich Karja matt. Sie hat den Ärmel hochgekrempelt, um ihr Tattoo herumzuzeigen. „Wir haben eine wichtige Botschaft zu überbringen. Wenn ihr uns aufhaltet, dann schadet ihr euch und allen Jenseitsvölkern!“

„Sicher, dass wir nicht vor allem Kalynor dadurch schaden?“, fragt der Anführer der Bewaffneten mit einem süffisanten Grinsen.

Er ist ein kräftiger Kerl, ziemlich groß, mit dichtem, schwarzem Haar, über dem er bronzenen Schmuck trägt. Eine Art Kette bedeckt seinen Hals und die Schultern – es ist eine große, reich verzierte Scheibe. Er trägt ansonsten nur eine Art gewickelter Hose aus weißem Stoff und goldene Ringe an den Oberarmen.

Und wenn du dich nicht täuscht, ist das dunkle Haar unter dem Bronzereif nur eine Perücke.

„Sehen wir für euch aus wie Kalynorer?“, schimpft Karja, als wäre das eine Beleidigung.

„Du nicht. Du bist die Verräterin aus der Mondsee. Aber deine Begleiter stinken förmlich nach Kalynor.“

„Das ist nicht wahr“, sagt jetzt auch Elred. „Ich habe diesem verdammten Land abgeschworen, ihm und seinen …“

„Wie viele Elfen reisen denn aus dem Dornenwald bis zur Mondsee? Aus welchem Grund?“, fragt der Mann nach. „Das wäre schon ein großer Zufall. Und dann würde niemand eine solche Person als Botschafter entsenden. Nicht in diesen Zeiten.“

Ihr kommt durch lange Gänge, deren abzweigende Routen von Gittern oder großen Kisten verstellt sind. Manche Gitter sehen aus, als wären sie hastig angebracht worden. Du bist dir fast sicher, dass ihr vorher bereits hier wart und die Seitengänge offen waren. Obwohl erstaunlich viele Leute Kisten durch die Gegend geschleppt hatten …

Du hast langsam das Gefühl, dass die Tortur, euch von einem Ort an den anderen zu schicken, nur dazu gedacht war, euch aufzuhalten. Die Karawane habt ihr vielleicht täuschen können, doch der Mann, der euch in der ersten Pyramide empfangen hat, hat euch vermutlich sofort durchschaut.

Dann hat die Bevölkerung von Aramati euch müde gemacht, sodass ihr euch jetzt nicht mehr wehren könnt. Sie haben euch hingehalten, um eine Falle zu errichten.

Allerdings verstehst du nicht, warum man euch nicht verschleppt hat, solange ihr geschlafen habt. Wozu braucht es jetzt so viele Bewaffnete überall? Ihr seid doch schon gefangen.

Oder nicht?

Du merkst, dass Karja und Elred verstohlen zu dir sehen. Entweder, du hast was im Gesicht, oder sie hatten den gleichen Gedanken. Irgendwas passt hier nicht zusammen. Die vielen Bewaffneten verraten euch, dass es noch eine Chance gibt – so gering sie auch sein mag.

Oder ist es eine doppelte Falle? Das wäre natürlich auch möglich. Gegen ein Dutzend Personen mit Speeren habt ihr keine Chance, obwohl man euch eure Waffen noch nicht abgenommen hat. Vielleicht ist das ein Test und eure Flucht würde euch endgültig verraten. Vielleicht warten sie nur darauf, dass ihr euch als Feinde offenbart und sie euch niedermetzeln können.

Der Elf und die Piratin starren dich jedenfalls weiterhin an, mit diesen unauffälligen Blicken, von denen sie offenbar glauben, dass niemand sie mitbekommen sollte. Stumm versuchen sie, mit dir zu kommunizieren.

Was sollt ihr nur tun?

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Das Pairing Karja & Brenna: