Auch wenn er bis jetzt nicht wusste, woher Sonja plötzlich gekommen war, und sie ihm Antworten schuldig geblieben war, Karls Anspielung im Bezug auf die Morddrohungen - oder vielmehr - Warnungen war schon sehr weit hergeholt. Er hatte sich trotzdem bei dem offensichtlich enttäuschten Karl bedankt. Ob dieser wegen Josefs mangelnder Anerkennung der Gefahr enttäuscht war, oder weil dieser die Nachforschungen nicht aufgeben würde; grundsätzlich schien Karls Sorge um seine Sicherheit durchaus echt zu sein. Und noch etwas war ihm aufgefallen: Er selbst hatte Sonja im Gespräch mit Karl zweimal als seine Freundin bezeichnet...
Während Sonja immer noch auf die Warnung durch Karl Faber hoffte, fragte Mantodea sich, ob sie den Verräter nicht beseitigen sollte. In jedem anderen Fall hätte sie einen abtrünnigen Auftraggeber ohne mit der Wimper zu zucken unschädlich gemacht... Der Kampf den diese Person mit sich ausfocht, war beinahe schizophren! Wie sollte sie Sepp nur dazu kriegen, mit ihr zu fliehen?
Noch während sie darüber nachsann, erhielt sie einen Anruf von ihm. Er schlug ihr vor, nach dem Mittagessen auf den Schafberg zu gehn, so wie sie das bereits besprochen hatten. Er würde sie gegen 14.00 Uhr abholen, sie möge sich entsprechend kleiden. Sonja hätte sich auf den Schafberg in seiner Begleitung gefreut... Mantodea aber begann plangemäß ein Heftpflaster zu präparieren, welches zur Terminierung der Zielperson von Anfang an als einziges Hilfsmittel vorgesehen war, weil niemand seinen morbiden Wert erkennen würde, falls es sichergestellt werden sollte! Wie gesagt: Falls...
Karl telefonierte inzwischen mit Peter und erklärte ihm, dass er Sepp sogar den Decknamen der Killerin genannt habe und sich dabei fast verraten hatte, ohne einen nennenswerten Erfolg verzeichnen zu können.
Peter reagierte wie erwartet:
"Karl, was sollen wir tun? Ich kann nicht damit leben, wenn der durch unsere Schuld getötet wird!"
"Ich hab mich wirklich bemüht, Peter, aber der ist dermaßen stur und er glaubt einfach nicht an die Gefahr, in der er sich befindet! Er glaubt nach wie vor, dass wir blöffen, um ihn von der Baustelle fern zu halten! Und weder du noch ich wissen einen Termin! Mantodea schlägt vermutlich zu, sobald sie sicher ist, dass es keine Beweise mehr gibt..."
"Hoffentlich ist das nicht allzu bald! Vielleicht können wir ihn doch noch überzeugen!"
"Peter, ich melde mich später nochmal, ich kriege grade ein weiteres Gespräch herein! Bis später!"
"Alles klar! Bis dann!"
"Faber?"
"Hallo Karl! Ich bin´s: Natalie! Mama und ich kochen grade. Möchtest du mit uns zu Mittag essen?"
"Ja! Ja, sehr gern, Natalie! Soll ich was mitbringen?"
"Nein, alles da!" Nur Hunger solltest du haben. Dann kannst du jederzeit bei uns einlaufen."
"Super! Ich freu mich! Ich bin in einer Viertelstunde da."
"Ich freu mich auch! Und Mutter erst... sie strahlt förmlich!"
"NATALIE! hörte man Renate im Hintergrund, "Mußt du ihm das auf die Nase binden?"
"Warum nicht, Mama? Es stimmt doch...