Die Thematik der Liebe hat einen tief verwurzelten Platz in der Geschichte der Literatur gefunden. Insbesondere im lyrischen Bereich findet man schon in der griechischen Antike um 600 v.Chr. erste Spuren in den Oden und Elegien Sapphos, aber auch im alten Rom hat Ovid (Biografie s. Anhang) um 43 v.Chr. Bis 17. n.Chr. Dichtungen mit der Liebe als Thematik verfasst (1). In der Antike wurden die Dichtungen mit Musikinstrumenten begleitet – daher das Wort 'Lyrik', welches auf das Musikinstrument Lyra oder Leier zurückführen ist, das mitunter auch in der Antike zum Einsatz kam (2).
Im Mittelalter kamen dann erste sprachliche Bilder auf, wie zum Beispiel „das Herz als Zentrum und Sitz des Liebesgefühls“ (3) oder der Monat Mai als Anspielung auf das Erwachen der Natur im Frühling und der Lebensgeister der Menschen zur damaligen Zeit. In diesem Zusammenhang von Liebe und Frühling ließe sich grob pauschal sagen,dass sich Menschen, wenn sie sich denn verlieben, dies immer im Mai geschieht (4). Dieses Bild wurde übernommen und auch in späteren Epochen noch einmal aufgegriffen, wie man an dem Herz als das Symbol für die Liebe gut erkennen kann.
Jedoch ist Liebeslyrik keinesfalls gleich, vor allem nicht durch die verschiedenen Epochen, aber auch innerhalb dieser kann sie viele Facetten haben. Zum Beispiel kann die Thematik von sexueller/erotischer Liebe bis hin zur reinen, seelischen Liebe reichen, kann das Verliebtsein an sich thematisieren, die Liebe in einer idealisierten und mystischen Form erscheinen lassen oder die Trennung bzw. das Ende einer Liebe, was auch zu dieser Thematik gehört (5). Gudrun Blecken rezitiert die Definition laut dem Grimmschen Wörterbuch folgendermaßen: „[Liebe bezeichnet] die innige Zuneigung eines Wesens zu einem anderen“ (6). Natürlich ist diese Definition sehr spärlich und überhaupt nicht allgemein alle Bereiche der Liebeslyrik abdeckend, wie schon weiter oben zu erkennen ist. Alle Möglichkeiten, Entwicklungsschritte und Vertreter der Liebesdichtung hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, zumal sie sich in verschiedenen Sprachräumen zu gleicher Zeit unterschiedlich entwickelt hat. Allerdings werden auf den folgenden Seiten vier Beispiele aus dem Mittelalter, dem Sturm und Drang, Romantik und der Moderne aufgeführt, wie sich die Liebesdichtung anhand von Aufbau, Thematik und Sprache über die Jahrhunderte im deutschsprachigen Raum verändert hat. Außerdem wird sehr gut deutlich, dass es keiner großen Zeitspanne bedarf, um einen Wandel in Sprache und Thematik einzuführen.
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1 Vgl. Blecken, Gudrun: Königs Erläuterungen Spezial, Deutsche Liebeslyrik vom Barock bis zur Gegenwart, Bange Verlag, 2010, Hollfeld, S.6.
2 Vgl. N.N.: http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/wp.../2015/.../Antike_Zusammenfassung.pdf. Recherchiert am 09.01.2017.
3 Blecken: Königs Erläuterungen, S.6.
4 Vgl. Ebd. S. 7.
5 Vgl. Ebd. S.8.
6 Ebd.