Website: https://www.literatureandlatte.com/scrivener/overview
Preis
49€
41,65€ (Studentenpreis)
Obige Preise sind für Windows-Versionen. Scrivener verlangt je nach Betriebssystem (Windows, iOS, macOS) unterschiedliche Preise. Vorteilspakete für mehrere Betriebssysteme sind möglich.
Es handelt sich um eine Lizenz für eine Person sowie Familienangehörige der Person, die am selben Ort wohnen.
Figurendatenbank
Die Figurendatenbank ist in Scrivener ein eigener Bereich, in dem neue Dokumente für jede Figur angelegt werden können. Im Gegensatz zu den zuvor getesteten Programmen handelt es sich hier nicht um eine Datenbank, sondern um normale Textdokumente. Scrivener enthält ein Template, in dem einige Basis-Eigenschaften (Rolle in der Geschichte, physisches Auftreten, ...) angegeben sind. Das Dokument kann beliebig erweitert werden.
Für mich persönlich ist diese Art der Figurendatenbank nur bedingt hilfreich, um eine Figur zu erstellen. In der Vorgehensweise unterscheidet sich das nicht von einer Figurenentwicklung in Word oder einem anderen Textverarbeitungsprogramm - der Vorteil ist hier, dass man alles in einem Projekt zusammengefasst hat.
Als Nachschlage-Referenz ist die Figurenübersicht allemal gut geeignet.
Scrivener beinhaltet einen eingebauten Namensgenerator, welcher auch mit eigenen Namen oder Online-Ressourcen erweitert werden kann. Hervorzuheben ist hier, dass bei vielen Namen eine Namensbedeutung eingesehen werden kann.
Zusätzlich zur Figurendatenbank gibt es eine eigene Rubrik für Orte. Auch hier bietet Scrivener ein erweiterbares Basistemplate an, mit dem Orte beschrieben werden können.
Ein eigener Bereich für Gegenstände kann manuell angelegt werden. Entsprechend kann auch für andere Sachen, die man außerhalb des eigentlichen Textes gruppieren will, ein eigener Bereich angelegt werden.
Schreibbereich
Der Schreibbereich wirkt aufgeräumt und es ist einfach, zwischen verschiedenen Szenen und Kapiteln hin- und herzuwechseln.
Das Schreiben selbst ist angenehm, auch wenn ich die Zeilenlängen bei großen Bildschirmen als zu lang empfinde (siehe auch nächster Absatz). Man kann einstellen, in welcher Schrift man im Editor schreiben will, man kann die Zeilenhöhen einstellen und noch vieles weitere. Die im Editor gewählte Schriftart hat keinen Einfluss darauf, in welcher Schriftart der Text am Schluss exportiert und veröffentlicht wird.
Etwas irritiert hat mich, dass die Breite des Texteditors streng an der Bildschirmbreite orientiert ist. Das heißt, bei großen Bildschirmen wird die Zeilenlänge sehr lang, was wiederum die Lesbarkeit beim Schreiben oder Überarbeiten negativ beeinflusst. Ich habe auf die Schnelle keine Einstellung gefunden, um das zu ändern und die Zeichen pro Zeile zu begrenzen.
Dokumente werden automatisch gespeichert, nachdem man für ein paar Sekunden nichts getippt hat (in den Einstellungen kann man das umstellen).
Auf der linken Seite des Programms befindet sich eine übersichtliche Kapitel- und Szenenübersicht. Interessant ist, dass man bei Scrivener beliebig viele Szenen verschachteln kann. Sprich: man kann eine Unterszene zur Unterszene zur Szene in einem Kapitel erstellen.
Auf der rechten Seite des Texteditors befinden sich mehrere Einstellungen und Notiz-Möglichkeiten zu einer Szene bzw. einem Kapitel. Beispielsweise kann man Kapiteln ein Label und einen Status zuweisen, sich Notizen machen und einstellen, wie und ob das Kapitel in das fertige Dokument eingebunden wird.
Scrivener verfügt über einen Vollbildmodus, bei dem der Schreibbereich in den Vordergrund gerückt wird. Abgesehen vom Schreibbereich wird nur ein Hintergrundbild angezeigt. Das Hintergrundbild muss manuell gesetzt werden und kann ein beliebiges Bild von der Festplatte sein (sonst ist der Rest des Bildschirms lediglich abgedunkelt).
Rechtschreibprüfung
Scrivener hat eine integrierte Rechtschreibprüfung. Diese ist anfangs nicht auf Deutsch eingestellt - hierzu muss das entsprechende Wörterbuch im Scrivener-Menü heruntergeladen und ausgewählt werden.
Auffallend ist, dass Scrivener Wörter automatisch korrigiert, statt nur anzuzeigen, dass diese fehlerhaft sind. Dieses Verhalten lässt sich in den Einstellungen abstellen.
Stilanalyse
Scrivener enthält keine eingebaute Stilanalyse.
Export nach .doc/.docx o.ä.
Scrivener bietet die Möglichkeit, das Projekt als .doc-Dokument zu exportieren. Dabei stehen verschiedene Formatierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zusätzlich kann man noch einstellen, wie vor verschiedenen Hierarchieebenen (Kapiteln, Szenen, Unterszenen usw.) umgebrochen werden soll - bspw., ob eine der Teil auf einer neuen Seite beginnen soll, ob es eine Leerzeile geben soll etc.
Etwas irritiert hat mich, dass der Export-Bereich teilweise englische Begriffe nutzt (bspw. sind die Namen der Export-Templates auf Englisch: Novel, Manuscript, Screenplay, …).
Des Weiteren bietet Scrivener die Möglichkeit, viele der Projektdateien - inklusive Notizen - als .doc-Dokument zu exportieren. Dadurch kann man ein Projekt programmunabhängig sichern. Ob man wirklich alles auf diese Weise exportieren und sichern kann, habe ich nicht getestet.
Planungsbereiche im Programm
Scrivener hat keinen freien Planungs- oder Mind-Map-Bereich (wie bspw. Papyrus und Patchwork).
Bei jedem Kapitel und jeder Szene kann man sich eine Pinnwand anzeigen lassen, welche die untergeordneten Elemente (Szenen) enthält. Dies ist eine Abbildung der Kapitel- oder Szenenstruktur, welche man mit Notizen versehen kann.
Sonstiges
Obwohl die Website von Scrivener auf Englisch ist, startet das Programm selbst mit einer deutschen Benutzeroberfläche - zumindest, was die Hauptmenüs angeht. Die automatisch generierte Kapitelübersicht, das Tutorial und das Charakterbogen-Template sind in Englisch. Dies empfinde ich größtenteils nicht als problematisch oder hinderlich, aber es irritiert ein wenig.
Scrivener bietet beim ersten Start die Möglichkeit, mit einem Tutorial-Projekt zu beginnen. Es ist nicht das einzige der Autorenprogramme, welches ein Start-Tutorial anbietet. Dieses Tutorial habe ich jedoch als recht angenehm und umfangreich empfunden - sowohl als Tutorial als auch Nachschlage-Referenz für einzelne Funktionen.
Positiv hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass Scrivener ein umfangreiches Handbuch als PDF-Download anbietet.
Laut Tutorial ist Scrivener primär entwickelt worden, um einen ersten Entwurf zu schreiben. Es könne auch genutzt werden, um ein Schreibprojekt bis zum Ende zu führen.
In diesem Test konnte ich nicht alle Funktionen von Scrivener vollumfänglich testen. Das Programm benötigt eine gewisse Einarbeitungszeit, um alle Funktionen gut nutzen zu können und zu wissen, wie genau die Arbeitsabläufe sind. In die Grundfunktionen des Programms kann man sich leicht einarbeiten - dazu ist das integrierte Tutorial sehr hilfreich.
Allgemeiner Eindruck und Kurz-Fazit
Scrivener ist ein Programm, welches sich primär aufs Schreiben fokussiert. In seinem Umfang ist es deutlich kleiner als Papyrus oder Patchwork, bietet jedoch vieles an, was für einen (Roman-)Autor hilfreich sein kann.
Das Programm ist nach kurzer Einarbeitungszeit gut zu bedienen und zu nutzen. Im Großen und Ganzen ist es übersichtlich aufgebaut und strukturiert und lässt einem Raum für das, was wichtig ist: das Schreiben.