Einst existierte eine wunderschöne Welt voller Farben und Magie.
Hell leuchtete sie zwischen einem Meer aus Dunkelheit, bewohnt von wilder Natur, Tieren und zwei sich unterstützenden Völkern – den Funken-Feen und den Menschen. Gemeinsam hielten sie ihre Heimatwelt genannt »Calysso« rein.
Doch zusehends hatten sich Schatten wie tiefe Furchen über Calysso gezogen. Schnitten in den Grund, umhüllten Felsen und verfärbten die Blätter der Bäume. Die Menschen hatten die Veränderung beunruhigt beobachtet und ihre Gastgeber, die Funken-Feen gewarnt, welche nie zuvor mit jenen Schatten konfrontiert worden waren.
Aber die Feen wiesen die Warnungen ab. Sie versuchten ihre menschlichen Mitbewohner zu besänftigen, erzählten ihnen von der sagenumwobenen Ekyria und bedeuteten ihnen Ruhe zu bewahren, da Schatten, wie einst die flüchtenden Menschen, ein Recht hatten auf Calysso zu sein.
So kam es, dass sich die Schatten unaufhaltsam ausbreiteten.
Die Natur und das Licht der Welt wurde umhüllt und aus Sicht der Menschen wie von einem Monster verzehrt. Und die Feen-Funken nahmen die Veränderungen hin. Sie weigerten sich etwas zu unternehmen, doch bald blickten auch sie ratlos auf ihre kaum wieder zu erkennende Heimat.
Was sollten sie nur tun? War es richtig gewesen den Schatten freies Geleit zu lassen? Hatten die Menschen wohl möglich doch recht gehabt?
Für Fragen und Reue war es aber bereits zu spät – die Welt Calysso verfiel unaufhaltsam den Schatten. Die Lebensenergie der Natur erlosch, die leuchtenden Felsen zerbröckelten, die strahlenden Blumen bleichten aus und weder Tag noch die Mond-erleuchtete Nacht schienen zu existieren.
Die Menschen waren am Boden zerstört – erneut hatten sie ihre Heimat verloren und obwohl sie es besser wussten, hatten sie nichts unternommen.
Die Trauer und Frustration der Menschen bestärkte die Schatten.
Viel zu rasant ging die einst friedvolle Welt unter. Die Funken-Feen brachen schließlich in Panik aus, sie wussten nicht, wohin und grämten sich beim Anblick der augenscheinlich sterbenden Natur. Wieso hatten sie nicht auf die Sorgen der Menschen gehört?
Zum ersten Mal fühlten die Funken-Feen Scham und Schande. Sie trauten sich nicht für Hilfe sich an die Menschen zu wenden. Doch jene waren nicht bereit ihre geflügelten Freunde alleine zu lassen. Es war an der Zeit, dass die Menschen den Feen die offene Hand entgegenhielten, wie diese es selber einst getan hatten. Also rafften sich die Menschen auf, schoben den Frust beiseite und sammelten ihr altes Wissen über Portale zusammen. Sie würden erneut fliehen müssen und die Funken-Feen würden sie mit sich nehmen. Die Welt Calysso wussten sie nicht mehr zu retten.
Und dann war es so weit.
Auf der Waldlichtung in einem Tal auf dem höchsten Berg Calyssos öffneten die Menschen seit langer Zeit wieder ein Portal. Doch dieses Mal jubelten sie beim Anblick dessen nicht, wie sie es getan hatten, als sie ihrer alten Welt entflohen waren. Stumm versammelten einige erwählte Menschen die Funken-Feen und begleiteten sie zum Portal. Niemand sollte zurückbleiben.
Calysso hatte seinen magischen Anblick verloren.
Wie auf eine Wüste aus trister Finsternis blickten die Funken-Feen.
Bevor sie durch das Portal verschwanden, wollten sie ein letztes Mal Ekyria und Calysso als Dank ehren. So schlossen sie ihren Augen, legten die Köpfe in den Nacken und jede Fee sprach in Gedanken ihren ganz eigenen Dank an Ekyria gewandt.
Sie hätten für ewig dort stehen können. Doch ein bedrohliches Beben drängte sie schließlich hinfort. Gesenkten Hauptes verschwanden Funken-Feen sowie Menschen durch das Portal, verließen mit zusammengebissenen Zähnen ihre einst so geliebte Heimat. Zurückblieb eine einsame Welt der Schatten. Was weder Funken-Feen noch Menschen bemerkten, war wie ein einsamer kleiner Funke sich vom finsteren Himmel gen Boden bewegte und in der Erde schließlich verschwand. Ekyria hatte ihre Schützlinge gehört...