Das fahle Licht der Laterne drang nur spärlich bis auf den Gehweg. Doch reichte es gerade so aus, das schmerzverzerrte Gesicht des Waschbären erkennen zu können. Ein Wagen hatte ihn angefahren und durch die Luft geschleudert. Das herannahende Ungetüm mit der metallenen Haut war nicht ein Mal stehen geblieben um sein Werk zu beenden oder ungeschehen zu machen. Der kleine Waschbär versuchte sich aufzurichten, doch waren Knochen zerschmettert vom Aufprall mit dem leuchtenden Ding. Irgendwie hatte er es geschafft sich bis auf den Gehweg zu schleifen, doch ihr überkam ihn der Schmerz und löschte alles in seinem kleinen Kopf aus, bis das Dunkel vor seinen Augen das einzige übrig geblieben war.
Als der Waschbär im Morgengrauen erwachte, flammte erneut der bestialische Schmerz in ihm auf. Eine Weile konnte er sich nicht rühren. Gefangen von dem Schmerz in seinem Körper, atmete er schwer und gequält. Langsam baute sich eine verzweifelte Kraft in ihm auf und er klagte voll Leid und Schmerz. Flehte um Erbarmen und Rettung.
Nach ein paar Minuten öffnete sich eine Tür. Der Waschbär lauschte, klagte und Hoffnung keimte in ihm auf. ENDLICH war die Rettung gekommen. Plötzlich sauste ein Schuh von der Seite in den verwundeten Körper. Ließ ihn fliegen und unsanft auf dem Asphalt landen.
"Hals Maul du Drecksvieh!", hörte das gequälte Geschöpf unverständig was die Worte bedeuten sollten. Schon wieder war der kleine Waschbär auf der Straße die ihn vor Stunden erst unendliches Leid bereit hat. Wieder bebte in ihm das Leben auf, dem kleinen Tier war bewusst, dass es von der Straße musste. Es musste weg von der Gefahr um den Keim des Lebens, welcher in ihm sprießte, das Leben zu schenken. Noch zwei Wochen würde es dauern, dann würden ihre Jungen geboren. Die dunkeln Augen füllten sich mit Tränen und tröpfelten wie Blut aus einer Schnittwunde auf den schwarzen, kalten Asphalt. Langsam wuchsen die Verzweiflung, die Wut, der Hass und so wuchs auch der Selbsterhaltungstrieb. Die einzigartige Kraft die allen Lebewesen inne wohnt und sie zu Höchstleistungen treibt. Sie musste weg von hier. Weg von der Straße mit den stählernen Monstern und weg von den brüllenden Dämonen die aus den Häusern traten. Am Anfang unbemerkt, doch nun spürbar griffen die Körpereigenen Morphine endlich den Schmerz an. Der Körper war bereit zu kämpfen und endlich schienen seine Bemühungen Früchte zu tragen. Immer wieder griff die dämonische Ohnmacht nach den Sinnen der Waschbärdame und immer wieder schaffte sie es mit allen Kräften die ihr zur Verfügung standen wieder aus dem totgleichen Zustand zu gelangen.
Allmählich wurde das Dämmern zum Morgengrauen und der kleine Waschbär hatte sich an den Rand der Straße in ein Versteck gerobbt. Dort rollte er sich zusammen und schlief bald ein...
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5.05.2016 © Felix Hartmann
Anmerkung:
Warum ich diesen Text als Sozialkritisch betrachte? Der Waschbär ist nicht nur ein Tier, er ist Symbol für die Verrohung und Barbarei die wir mit der Natur begehen. Dass es ein Waschbär ist, liegt daran, dass aktuell Waschbären im Garten des Wohnheims Probleme bereiten. Aber ist das Schuld der Waschbären? Sie kommen nicht in unseren Garten, sondern wir in ihren.
Zum Text ich hatte eigentlich zwei Enden im Sinn, die eine: Von einem Hund aufgespürt und Tod gebissen bzw. von diesen auf die Straße gejagt und letztendlich überfahren. Ode von einer guten Seele gefunden und gerettet. Es liegt an euch welches Ende ihr dieser Geschichte gebt.
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