Jake
Geweckt wurde er von einem Klatsch Geräusch, das von irgendwoher kam und zu einer Art Musik gehörte, die er so noch nie gehörte, hatte.
"Radio ga ga, Radio goo goo" dröhnte es anscheinend von überall und nirgends.
Überraschenderweise fühlte er sich überaus erholt. Er wusste nicht, wo er war oder wie er an diesen Ort gekommen war, aber es ging ihm blendend. Immerhin.
Jake hätte Bäume ausreißen können oder diesen Raum putzen, schoss es ihm durch den Kopf.
Der Raum war wortwörtlich bis zur Decke vollgestopft mit den kuriosesten Dingen. Selbst auf dem Boden tummelte sich allerlei Kram. Lediglich die Spur vom Bett bis zur Tür war frei. Jake erkannte Schrumpfköpfe und Quietscheente, Zepter und Stäbe, Amulette, ein Holzrad und diverse Bilder, Schmuck und Tand. Sowohl echte als auch künstliche Pflanzen, Uhren, einen Holzlöffel, Weihnachtsbäume.
Ihm schwirrte der Kopf, während die Musik immer noch dröhnte: " Radio, what´s new? Someone still loves you!" Schmetterte der Sänger, dann kam noch mal das merkwürdige ga ga und goo goo und dann hatte er es schon beinahe geschafft.
Ruhe. Wenigstens seine Ohren konnten sich nun ausruhen, wenngleich seine Augen weiterhin einer Reizüberflutung ausgesetzt waren.
"Du verfluchtes Biest! Komm sofort her, du! Wenn ich dich in die Finger bekomme, mache ich Handschuhe aus dir! KIWI!!!" Das Gekreische wurde von der Art Geräusche begleitet, die entstehen, wenn etwas kaputt geht, das auf gar keinen Fall kaputt gehen sollte.
"Verdammte Scheiße noch mal, auch das noch!"
Während Jake sich noch wunderte, warum er so gelassen und ruhig war, stürmte eine zierliche, sehr aufgebrachte Frau in das Zimmer. Murmelnd vor sich hinfluchend kramte sie in einer Schublade herum, bis sie Handfeger und Schippe gefunden hatte. Gerade als sie wieder davon stürmen wollte, bemerkte sie, dass ihr Gast erwacht war.
"Oh! Du bist wach, warte kurz, ich muss nur noch das Chaos beseitigen, das Kiwi angerichtet hat, dann bin ich ganz für dich da, mein Hübscher".
Mit einem Zwinkern verschwand sie wieder.
Gleichmütig wartete Jake und sah sich weiter im Raum um. Zu entdecken gab es hier genug. Es gab soviel zu sehen, dass sein Hirn gar nicht dazu kam, die relevanten Fragen zu formulieren, die er der Frau stellen sollte, wenn sie wieder kam. Stattdessen war er in einer gedanklichen Dauerschleife von "Was ist das? Wozu braucht man so was? Wie hübsch! Boah eklig." Gefangen.
Dann entdeckte er in einer kleinen Vitrine einen sonderbaren Dolch. Als er Anstalten machte, die Vitrine zu öffnen, hörte er wieder die Stimme der Frau hinter sich:
"Das würde ich lassen."
Ihr Tonfall war nun ruhiger. Jake nahm die Hände von der Vitrine und drehte sich um.
"Warum bin ich so entspannt?" Fragte er.
"Ah! Ein kluger Mann. Den meisten fällt es gar nicht auf, die nehmen das einfach so hin.", sagte sie lobend "du bist so entspannt, weil ich dir eine entspannende und angstlösende Tinktur eingeflößt habe."
"Du hast mir also Drogen gegeben?"
"Ich bitte dich, Drogen! Mit derlei simplen Dingen arbeite ich nicht. Es ist eine Tinktur, die durch äußert fachkundige Hände hergestellt wurde."
Bei diesen Worten besah sie sich ihre Fingernägel.
Jake setzte sich auf das Bett "Du redest von dir selbst, nicht wahr?"
"Natürlich."
Sie lächelte und schwieg. Sie war recht hübsch, eine kleine Stupsnase, lange schwarze Haare, mandelförmige Augen und eine Haut wie Elfenbein. Die knallrot geschminkten Lippen schienen perfekt, selbst wenn sie zu einem selbstzufriedenen Lächeln verzogen wurden.
"Na gut", er seufzte "dann erzähl doch mal, wer bist du, wo bin ich und warum bin ich hier?"