Jake
"Das sind aber viele Fragen." Die Frau zog einen schmoll Mund und tat nachdenklich, "lass uns doch erstmal ins Teezimmer gehen!"
Teezimmer, na gut, er folgte ihr durch unendliche, Fenster lose Gänge, vorbei an weiteren, offensichtlich vollstopften Räumen.
"Mein Name ist Akiko, wenn du magst. Es ist natürlich nicht mein richtiger Name! Du solltest immer aufpassen, wem du deinen richtigen Namen sagst. In Verbindung mit deinem Geburtstag, kann das eine mächtige Waffe sein!" sie drehte ihren Kopf leicht zu ihm.
"Aha" Jake hörte nur halb zu, er war zu sehr von all den vollgepackten Räumen gefesselt. Einer davon war voller Bücher gewesen. Es hätte eine Bibliothek sein können, wäre da mehr Ordnung gewesen.
Endlich waren sie am Ende des Ganges angekommen. Akiko schob die mit dünnen Papier bespannten Türen auseinander und sie betraten einen großen, hellen Raum. Im Vergleich zu den anderen war dieser hier erschreckend leer.
"Hier empfange ich meine Gäste!" sagte sie stolz, mit einer Armbewegung die das ganze Zimmer einschloss.
Sie ließ sich auf eine übergroße Chaiselounge plumpsen, die das Herzstück des Zimmers war. Akiko, mit ihrem schwarzem Kimono, passte ausgesprochen gut auf die, mit östlichen Motiven verzierten, Chaiselounge. Mit einer Geste bedeutete sie Jake sich auf eines der Kissen vor dem Möbel zu setzten.
"Nun denn, zu deinen Fragen. Wie du mich nennen kannst, weißt du ja nun schon. Du befindest dich in meiner Dimension. Und du bist hier weil ich dich gerettet habe."
Sie war ganz offensichtlich zufrieden mit ihrer Ausführung, Jake nicht.
Seine Augen waren zu schlitzen zusammen gekniffen, er rieb sich den Kopf und spürte wie sich allmählich so etwas wie Panik und Besorgnis in ihm breit machte.
Akiko, die ihn beobachtet hatte, schwang sich von ihrer Chaiselounge und holte ein Teegedeck.
"Möchtest du eine Tasse Tee?" Ohne die Antwort abzuwarten stelle sie Jake eine volle Tasse hin und machte es sich wieder auf ihrer Liege bequem.
Er betrachtete das golden schimmernde Getränk mit Misstrauen. Vermutlich hatte sie etwas von ihrer Tinktur beigemischt.
"Es...gibt also andere Dimensionen?"
"Aber natürlich! Weißt du, die Welt ist sehr klein, sie besteht nur aus dem Bereich, den man selbst wahrnimmt. Jeder, dem das klar ist, weiß auch, das es mehr als eine Welt gibt. "
"Und diese hier ist deine?"
"Oh ja, das ist in meinem Beruf unerlässlich."
Jake seufzte genervt, das Spielchen hier ging ihm langsam auf den Keks.
"Dein Beruf wäre welcher?"
"Bitte, trink doch etwas Tee, es wird dir gleich besser gehen!"
"Deine Berufsbezeichnung, bitte!" presste er zwischen seinen Zähnen hervor.
"Dimensions Hexe" antwortete sich mit einem unheilvollen Blitzen in ihren Augen und einem süffianten Lächeln auf den Lippen.
Dimensions Hexe, klar was sonst. Das Gefühl der Panik und die Unruhe wurden immer größer. Verzweifelt versuchte er nachzudenken dabei trank er einen Schluck Tee. Verdammt. Aber immerhin wurde er wieder entspannter und konnte besser denken. Er war allein. In einer anderen Dimension. Mit einem Wesen, einer Frau, Hexe, was auch immer, die er weder kannte noch ihr vertraute. Es war ihre Dimension, es lag also nahe das er hier nur mit ihrer Hilfe herauskam.
Den Rest der Tasse trank er auf einmal.
Auf Akikos Gesicht breitete sich ein Lächeln aus das ihre glänzend weißen Zähne zum Vorschein brachte.
"Nun denn, du scheinst dir deiner Lage bewusst zu sein. Hast du noch weitere Fragen?"
"Ja, wovor hast du mich gere...."
In dem Moment huschte etwas sehr schnell an ihnen vorbei, kletterte auf den Tisch, der in einer Ecke des Raumes stand und machte sich über die Kekse her. Während das Tierchen an den Keksen nagte begann sich sein Fell allmählich zu verfärben, bis es in allen Farben des Regenbogens leuchtete.
"Kiwi, mein Süßer, willst du nicht unseren Gast begrüßen?"
Kiwi drehte sich zu ihnen um und bedachte Akiko mit böse funkelnden Augen.
"Ach komm, das mit den Handschuhen hab ich nicht so gemeint, dass weißt du doch oder? Komm zu mir mein flauschiger Freund." flötete sie.
langsam hoppelte er zu ihnen. Das Tier war einem Eichhörnchen nicht unähnlich, die Körperstatur, der buschige Schwanz und dennoch, das hier war mehr als nur ein freches Nagetier.
"Das ist Jake, er wird für eine Weile unser Gast sein."
"Du sagst immer Gast, aber ich habe nicht das Gefühl das ich die Wahl hätte zu gehen."
" Oh, ja, das stimmt wohl. Die hast du nicht. Jedenfalls im Moment noch nicht. Dennoch, du kannst mir glauben, du bist ein Gast. Meine Gefangenen pflege ich nicht derart zu bewirten, geschweige denn ihre Frage zu beantworten."
Wieder dieses Lächeln. Unter der Oberflächlichen Freundlichkeit lauerte Verschlagenheit und Gefahr. Diese Frau konnte sehr gefährlich werden, in einem Ausmaß, das Jake nicht abschätzen konnte, er hatte auch nicht den Drang es herauszufinden. Sie hatte Gefangene. Oder hatte welche gehabt.
Er würde sich wohl weiterhin kooperativ zeigen. Ihre Worte ließen darauf schließen das sie ihn wieder gehen lassen würde, wenn sie hatte was sie wollte.
Er stand auf "Dann kommen wir mal zum Punkt, was soll ich für dich erledigen?"
Akiko lachte laut auf.
"Du kluger Mann, wir... ich werde viel Freude an dir haben. Komm mit. Du auch Kiwi, das wird ein Job für zwei!"