Sie trug ihren roten Schal. Er konnte es sehen, ganz genau.
Wie immer, wen etwas passiert war.
Er wusste nur nicht was, und sie öffnete nicht das Fenster, vor dem er seit Stunden wartete. Nichts Ungewöhnliches. Nicht für sie beide, und er wusste genau, würde sie reden wollen oder wollte seine Anwesenheit, kam sie heraus. Oder bat ihn herein.
Das hier, es war ein Angebot. Eines, von dem er dachte, sie würde es bitter nötig haben, nachdem er sie gestern gesehen hatte.
Blass, blutverschmiert und vier Kameraden zu wenig. Vier Kameraden, die sie seit langen Jahren kannte. Das konnte nur eine große Lücke hinterlassen haben! Nein, es musste.
Ein Gefühl von Leere, das er selbst nur zu gut kannte. Vor dem er selbst sich fürchtete.
Er schloss die Augen. Schluckte schwer.
Es war nicht ihr erster Verlust, und es würde auch lange nicht der letzte bleiben. Aber er würde sie stützen bei allen, die kamen, so wie sie es für ihn tat. So lange er konnte.
Sie waren Freunde. Verstanden einander nur zu gut. Da tat man so etwas.
Er schabte mit dem linken Fuß über den Boden. Die Hände vergrub er tiefer in der Hosentasche. Es wurde kalt hier draußen. Jetzt, da die Sonne langsam verschwand.
Vielleicht sollte er gehen. Das Angebot stand, sie hatte ihn gesehen. Das wusste er nur zu gut. Und würde sie doch reden wollen... Dann taucht sie vor meinem Fenster auf.
So war es immer gewesen, und so würde es auch immer sein.
Er stieß ein Seufzen aus und nickte dem Fenster zu. Schatten eines einsamen Lichts schlugen ihm entgegen.
Ein stiller Abschied, aber er hatte getan, was er konnte.
Er wollte nicht gehen. Aber er konnte ihr dieses Gespräch auch nicht aufzwingen. Nicht, wen sie noch nicht bereit dazu war.
Er stieß sich von der Hauswand ab, als ein leises Knirschen hinter ihm zu hören war. Ein schmaler Luftzug. Dann ein Räuspern: „Du vor meinem Fenster?“
Ihr üblicher Beginn, bot einer von ihnen dem anderen eine starke Schulter.
„Ja“, er lächelte und wandte sich ihr zu. Ein Gesicht voller Tränen. Dicke Augen und bebende Lippen versteckt hinter langen, wilden Haaren.
„Ich bin da.“
Sie nickte. Nicht zum Reden. Nicht heute, nicht bei ihrem Anblick, ihrer Ausstrahlung. Einfach, um da zu sein. Um sie nicht alleine zu lassen, in dieser Zeit. In dieser Dunkelheit.
Sie trat zur Seite und er schlüpfte durch das Fenster.