Die Sonne blendete Albert, als er das Gerichtsgebäude verließ. Die Menschen, die dort auf ihn warteten, begannen zu flüstern und zu murmeln. Albert konnte nicht verstehen, was sie sagten, doch er war sich sicher, dass es nichts gutes war. Sie wollten einfach nicht verstehen, warum er getan hatte, was er getan hatte.
"Nicht stehenbleiben", schnauzte der Wärter Albert von hinten grob an und gab ihm einen kleinen Stoß. Die Menge tuschelte wieder, und für einen Moment glaubte Albert, sie sogar lachen zu sehen. Langsam stieg er die Stufen des Gerichtsgebäudes herunter, die Hand des Wärters immer auf der Schulter.
Mit erhobenem Haupt hielt Albert den Spießrutenlauf aus, die abfälligen Blicke der Menschen, das gehässige Grinsen, den Hünen, der vor ihm auf den Weg spuckte. Albert hatte das nicht für sich getan, sondern für seine Kinder, und der Gedanke, dass er mit seinen Taten Leopold vor dem Arbeitshaus oder gar schlimmerem gerettet hatte, reichte aus, um ihn das hier ertragen zu lassen.
Ein blonder Schopf tauchte zwischen den Zuschauern auf, und Albert wäre fast das Herz stehen geblieben, als er Leopold erkannte. Zu seiner Verwunderung stand sein Sohn jedoch nicht in seiner gewöhnlichen Kleidung dort, sondern in einem roten Mantel der Armee und mit einem schwarzen Tschako auf dem Kopf. Das schlimmste aber war Leopolds Blick, denn hätte Albert nicht in Mitten einer Menschenmenge und mit einem Wärter an seiner Seite dort gestanden, so hätte Leopolds Blick allein ihn getötet.
Zum ersten Mal spürte Albert eine Schuld für das, was er getan hatte. Er mochte seinem Sohn bisher ein nicht allzu schlechtes Leben ermöglicht haben, doch jetzt, da man ihn gefasst hatte, war Leopold ebenso gebrandmarkt worden wie er, obwohl Leopold nie etwas damit zu tun gehabt hatte. Warum hatte er das nur getan?