Es war der letzte freie Abend vor dem großen Showdown. Der letzte Abend, wo noch alle hier waren. Am nächsten Morgen würden sie gehen und ihr neues Leben offiziell beginnen. Es blieb dann nur noch die hier, die für den Showdown gebraucht wurden. Ich lag zwischen meinen Kindern auf dem Dach unserer Villa. Der Baukran stand schon unten auf dem Hof, der sie morgen abbauen und zu ihrem neuen Standort versetzen würde. Meine Tochter Jannet hatte darauf bestanden, das der Glasbau mit den schwarzen Engeln an der Flachdachkannte mitkommen sollte. Sie lag derzeit hinter mir, an ihre Freundinnen Jessica und Monika gelehnt.
Lena, meine dritte Tochter und Eroberin des besten Platzes, meiner Brust, sah die erste Sternschnuppe des Abends und posaunte sofort ihren Wunsch heraus: "ein echtes Pony."
Jan fragte nach, was sie an seinem Pony nicht mögen würde, er hatte einen Ponyroboter gebaut. Es könne einfach nicht richtig schmusen, beschied meine zehnjährige Tochter. Ob ein echtes Pony da besser sei, bezweifelte ich dann jedoch stark. Die Zwillinge Albert und Jennifer sahen die nächsten und wünschten sich Zeit mit ihrer Schwester Jannet.
"Zeit mit mir?", fragte die verwundert. "Ich dachte, ich wäre euch zu alt. Das sagt ihr doch ständig."
"Ja, seit du deine Arme und Beine wieder hast, spielst du nicht mehr und machst nur noch erwachsenen Kram."
"Zum Beispiel?", fragte ich.
"Sex", bemerkte Albert scheinheilig. Der achtjährige schien ganz genau zu wissen, was es war.
"Mit wem?", wollte ich wissen.
"Papa! Albert!", sagte Jannet streng, "das ist privat. Das werde wir nicht erörtern."
Dann wendete sie sich an die beiden: "Was sollen wir spielen?"
"Ein letztes Mal verstecken", kam ziemlich einhellig von den kleinen. "Es ist keine Technik erlaubt, das Haus und der Bunker sind tabu."
"Ich hab auch einen", piepste Juliane, meine jüngste.
"Und was wünschst du dir", fragte Pia, auf deren Brust sie lag.
"Verrate ich nicht, sonst erfüllt es sich nicht!"
Pia lächelte zu mir herüber und ich lächelte zurück.
Es wurden in dieser Nacht noch viele Wünsche geäußert und manche davon wurden auch sofort erfüllt. Die letzte sah wieder Juliane und wieder sagte sie nicht, was es für einer war. Wir warteten noch ein bisschen, aber als dann nach und nach sich die anderen Verabschiedeten und ihren Schlafräumen schlichen, hörte ich auf meiner Brust die sanften Atemzüge meiner schlafenden Tochter. Ich trug sie in unser Schlafzimmer, wo sie und alle anderen Kinder heute Nacht mit uns schlafen würden, weil in ihren Zimmern bereits alles demontiert war. Die anderen waren schon vor mir nach unten geschlichen und hatten sich in den Laken breit gemacht. Das Ehebett war groß genug für die ganze Familie.
Pia lag in der Mitte und Jannet auf dem Platz, den ich eigentlich normalerweise einnahm. An ihre Seite hatte sich Jennifer gekuschelt. Albert lag zwischen den beiden Frauen und schmiegte sie an seine Mutter. Auf Pias anderer Seite lag Lena. Ein bisschen Platz hatten sie mir gelassen, aber zu wenig für uns beide. Ich wollte mich schon umdrehen, da wachte Juliane in meinen Armen auf.
"Ich möchte auch dahin", sagte sie und zeigte auf das Bett. "Mit dir."
Ich seufzte und legte mich dann vorsichtig neben die anderen mit Juliane auf der Brust, wo anders war kein Platz mehr. Sie lag auf mir und hat ihr Ohr genau über der Stelle meines Herzens.
"Das war mein Wunsch", sagte sie plötzlich. "Ich wollte noch einmal Mamas Herz in deiner Brust hören und dabei bei euch allen einschlafen, bevor ich morgen in die Schule muss."
Ich war besorgt. Es würde ihr erster Schultag werden und das direkt in einem Internat. Weit weg von hier, aber mit all ihren Geschwistern.
"Hast du Angs?", fragte ich vorsichtig.
"Ich doch nicht", kam dann mit dem Brustton der Überzeugung. "Ich bin eine van Düren."