Prompt: Geschenke, 03.05.2022
Reich beschenkt worden bist du,
deutlich großzügiger, als viele andere,
dennoch grämst du dich vor vollem Tisch?
Geschenken zu Eigen ist,
dass ihr wahrer Preis verborgen ist,
so gütig sie zunächst auch erscheinen mögen.
Aus Gnade hast du sie erhalten,
nicht etwa du selbst hast es vollbracht,
es wurde dir einfach in die Hände gelegt.
Eine Rose hat ihre Dornen,
In jeder Süße liegt auch Bitterkeit,
Doch was wäre eins ohne das andere?
Was wäre Schönheit wert,
wäre sie nicht flüchtig und vergänglich?
Kaum erblüht, bereits im Niedergang begriffen.
Was brächte Klugheit, wäre sie
nicht eine Bürde, die schwer zu tragen ist?
Wahrlich, verlebt ein Narr nicht seine Tage glücklich?
Was wäre die Liebe schon,
hätte sie nicht gewaltige Kraft zu vernichten,
alle Bande zu sprengen und daraus Neue zu errichten?
Dies frage ich dich,
Geliebtes Kind, mit Klugheit bedacht,
Von großer Schönheit gesegnet und Geschenken überschüttet.
Willst du wirklich verbrennen,
weil nicht alles Dein wird, worauf du
dein Auge wirfst und die Hand ausstreckst?
Willst du das alles verwerfen,
was längst dir gehört, ohne dass du jemals
Mühsal und Anstrengung auf dich nehmen musstest?
Willst du verschwenden,
was dich zu Großen führen könnte,
wenn du nur weise davon Gebrauch machst?
Wohin es dich auch verschlägt,
werde glücklich, was dafür brauchst, hast du
schon längst bei dir, alles andere wird dir dazu geschenkt.
Dies alles ist Gnade,
kein Verdienst, Schicksal und Wendung,
nur ein klein wenig liegt wirklich in deiner Hand.
Die Nornir spinnen ihre Fäden,
Die Disir lachen den Plänen der Sterblichen,
Das Geflecht Yggdrasils hält selbst Aesir und Vanir fest.
Weit sieht Odin,
bis ans Ende der Welten,
bis zum Tod durch den Fenrirswolf.
Blind bist du,
trotz zweier Augen,
verglichen mit Walvaters Blick.
Weshalb fragst du,
was wird morgen geschehen?
Was du tun sollst mit dem kommenden Tag?
Sonne und Mond werden,
noch immer über den Himmel wandern,
solang es nicht Zeit ist, dass sie verschlungen werden.
Eingeholt werden sie
von Skalli und Hati, daran besteht
kein Zweifel, so wie es dich nach Helheim zieht.
Aber bis dahin, mein Kind,
liegt das Lächeln der Nornir auf dir,
solang nicht verzagst, verzweifelst oder verbitterst.
Reich beschenkt worden bist du,
großzügig vonseiten der Nornir und Disir,
nimm dankbar an, was sie dir an Gnade erwiesen.