Rating: P12
Nach dem Prompt „Dugong“ der Gruppe „Crikey!“
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Wo ist das Kalb?" Pinto war aus der Koje gesprungen, kaum, dass die ersten Sonnenstrahlen unter die Wellen gedrungen waren.
Seine Eltern trieben noch in den geflochtenen Betten. Sein Vater murmelte etwas Unverständliches
"Alles klar, ich suche es!" Überglücklich schwamm Pinto aus dem Felsenversteck und hinaus in die Weite des Ozeans.
Die ebenen Sandfelder waren von Mauern aus aufgetürmtem Geröll in Flächen unterteilt. Bei machen strichen Tang und Algen samtweich über den Boden, andere waren kahlgegrast. Im frühen Morgenlicht war die Bläue noch nah, der Nebel, der unter Wasser die Sicht beschränkte, doch trotzdem konnte Pinto die fernen Spitzen anderer Steinverstecke erahnen, die Wohnsitze der Helfer.
Er schwamm zu dem kleinen Bereich in der Nähe, der nur mit einer niedrigen Mauer umgrenzt wurde, und glitt darüber.
Erstaunt stellte er fest, dass der Garten leer war.
"In Ordnung", murmelte der junge Meerelf. "Du bist also stark genug für diese Hürde geworden ..."
Suchend sah er sich um. Irgendwie musste das Kalb auch die höheren Mauern der umliegenden Gärten überschwommen haben. Hoffentlich hatte es kein Räuber erwischt! Aber die Nacht war eigentlich ruhig gewesen ...
Kleine Fische kreuzten über ihm durch das Wasser. Während Pinto schwamm, hörte er die tiefen Rufe der Herden. Noch schliefen die meisten Tiere im hohen Gras.
"Hier, Kabbi!", rief er und schwamm suchend im Kreis. "Kabbi!"
Er versuchte, die Sorge zu bekämpfen. Sicherlich war dem Kalb nichts passiert.
Auf die Kabbi-Rufe hin streckten mehrere erwachsene Dugongs die Nasen aus den Gärten.
"Euch meine ich doch nicht!", neckte Pinto sie und strich über ein paar breite, weiche Nüstern, während er über die Gräser schwamm.
Dann, endlich, erspähte er das Kalb. Es schwamm, ein wenig verloren, in einem großen, leeren Garten herum. Pinto tauchte zu ihm herab, ringelte den Schwanz auf den Sand und hob das kleine Dugong auf seine Schuppen.
"Hallo, mein Kleiner!" Er kuschelte mit dem brummenden Tier und kraulte es unter dem kurzen Kinn. "Hattest du eine spannende Nacht?"
Das Kalb pfiff ein paar Mal traurig.
"Ich weiß, du vermisst deine Mama, nicht?" Leider hatte die Kuh ihr Kleines verstoßen. Das kam hin und wieder vor, besonders auf einer so großen Farm. Es gab viele Kälber, und die Schwächeren wurden manchmal aufgegeben. Von den Dugongs, nicht von ihren Züchtern.
"Du kannst wieder zu ihr, wenn du ein bisschen stärker bist. Bis dahin bin ich dein Freund, in Ordnung?" Pinto klopfte auf die Schulter des Kalbs. Schon jetzt war zu erahnen, wie viel Fett und Muskelmasse sich einst darunter sammeln würde. Noch konnte er das Kalb jedoch auf dem Schoß halten, ohne erdrückt zu werden.
Etwas donnerte. Pinto hob den Blick und sah eine Gruppe aus sechs Tieren, die nebeneinander vorwärtsstürmten und Mauer um Mauer mit Schlägen der Schwanzflosse überwanden. Auf dem Rücken eines jeden Tieres hielt sich ein Meerelf fest, den Flossenschwanz nah am Leib seines Reittieres.
Pinto winkte ihnen zu und sie grüßten mit trällernden Pfiffen zurück. Der Junge schwamm auf und ihnen nach, zurück in Richtung des zentralen Gebäudes, jedoch deutlich langsamer als die Dugongs im vollen Galopp. Das kleine Kalb kam ihm mit übermütigen Sprüngen nach.