Rating: P12 (CN: Erwähnung von Krieg)
Nach dem Prompt „Krill“ der Gruppe „Crikey!“
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Die See war schwer und warm in diesem Sommer, angefüllt mit Krillschwärmen, die glitzernd unter den Wogen trieben, in jener Leere zwischen den Wellen und dem weißen Sand. Ihr Zirpen und Zwitschern erklang meilenweit, unterlegt vom klagenden Ruf der Wale, die den Schwärmen folgten, her vom unbekannten Eismeer bis in ihre Kolonie.
Pan und Jore trieben nebeneinander auf dem Rücken über dem Strand. So, wie die Meerelfen es als Kinder gemacht hatten, um Formen in den Wolken aus Krill zu erkennen.
Heute scherzen sie nicht und sie spielten auch keine Spiele in jenem letzten Sommer. Die beiden Jungen trieben schweigend nebeneinander in einer warmen Strömung.
Schließlich ergriff Pan das Wort. "Glaubst du, dass es wirklich Krieg geben wird?"
Jore sah unter die Wellen und antwortete lange Zeit nicht. "Vermutlich schon, oder?", sagte er dann leise.
"Wenn ihr weg müsst ... deine Familie und du ... kommt ihr dann wieder?"
Jore seufzte mit flatternden Kiemen.
"Aber wir schicken uns Botenfische. Wir bleiben in Kontakt", drängte Pan.
"Natürlich." Jore lächelte. Doch es erreichte seine Augen nicht.
"Ihr werdet so viele Abenteuer erleben", meinte Pan. "Da draußen. Du wirst ein ruhmreicher Soldat sein."
Jores blaue Augen ruhten auf dem glitzernden Krill. Seine Schwanzflosse, die einem Schwertfisch glich, strich unruhig durch das Wasser. Während er zum Krieger geboren war, war Pan mehr ein Rochen, mit rundlichen Seitenflossen und dem gemütlichen Lebensstil der Algenbauern. Ihr Leben lang hatten diese Unterschiede die Jungen nicht gestört, doch nun wurde ihnen schmerzhaft bewusst, dass die Welt sie für unterschiedliche Aufgaben ausersehen hatte.
"Ich werde die besten Muscheln für dich zurücklegen", fuhr Pan fort. "Bis du wieder da bist."
Ein Schatten fiel auf die Jungen, als ein Wal über ihnen durch die Wellen zog. Ihre Blicke folgten dem Giganten, der schwerelos dahinglitt, auf der Jagd nach Krill. Eine kühle Woge ließ die jungen Elfen frösteln.
So fühlte es sich an - als wären sie hilflos angesichts eines riesigen Monsters, das sie verschlingen wollte. Die weiten Sandebenen, so leer und unveränderlich, würden sich bald mit Krieg überziehen. Das Leben, das ihnen manchmal so eintönig erschienen war, wenn Tag um Tag, Jahr um Jahr im gleichen Rhythmus verstrich, schien mit einem Mal zu enden.
Sie fragten sich, ob sie im nächsten Jahr noch hier sein würden. Wann sie einander wiedersehen und wer sie zu diesem Zeitpunkt sein würden. Was bewahrt und was verloren sein würde.
Der Wal zog weiter, der Schatten glitt davon, doch die Fragen blieben. In der Ferne erklang ein Horn.
"Der Botschafter ist da." Jore schwamm auf.
Sie sollten zurück zur Siedlung schwimmen, doch keiner von ihnen bewegte sich. Nun also würden sie erfahren, wie der Rat entschieden hatte. Ob sie dem Ruf folgen mussten, hinauf an die Oberfläche, in den Krieg mit den Kiemenlosen, die die See so rücksichtslos behandelten.
"Wir könnten mit dem Krill ziehen", murmelte Pan. "Auf einem Wal reiten und abspringen, wenn uns das Meer gefällt."
Ja, das könnten sie tun. Niemand würde ihnen folgen können. Sie wären frei.
"Lass uns schwimmen", entschied Jore schließlich. Denn er wusste, dass er seine Heimat verteidigen musste. Er konnte sich nicht einfach abwenden.
Pan folgte ihm seufzend. "Ja, schwimmen wir."
Sie glitten den fernen Gebäuden entgegen und ließen ihre Kindheit hinter sich.