In meinem Leben war eigentlich alles okay, ich hatte eine gute Beziehung zu meiner Mutter, ich hatte meine Freunde und ich hatte meine Band. Es lief alles gut, aber kennt ihr den Moment, wenn plötzlich jemand in dein Leben tritt, wo du vorher nicht wusstest, dass derjenige gefehlt hat? Diese Erfahrung hatte ich und bis heute konnte ich diese Situation nicht verstehen. Es reichte eine Person aus, die alles auf den Kopf stellte.
Ich fange am besten am Anfang an, es liegt nun schon paar Jahre her. In dieser Zeit hab ich in einem Schallplatten- beziehungsweise CD Laden gearbeitet, schon damals, waren diese Läden nicht mehr so gefragt. Warum denn auch? Dafür gab es Spotify, Deezer, iTunes und dergleichen, aber das war ja nicht das Thema. Trotz der geringeren Kundschaft liebte ich es hier zu arbeiten, am meisten, weil ich mich so gut mit meinem Chef verstand. Er erlaubte, es mir hier Werbung für meine Band zu betreiben, dadurch kamen meine Band und ich zu einigen Auftritten, dadurch wuchs unsere Bekanntheit. Natürlich trug Youtube und Twitter noch einiges dazu bei.
Dennoch spürte ich zwischendurch eine Angst, die Angst zu versagen. Meinem Traum nicht näher zu kommen, keinen Plattenvertrag zu bekommen und einfach im Nichts zu verschwinden. Ich mein wie viele Leute schafften es tatsächlich zu wahrer Größe? Wie viele hatten denselben Traum wie ich? Man musste irgendwie herausstechen, aber leider hatten meine Band und ich diesen Stepp noch nicht geschafft. Wir waren noch sehr eintönig. Das Einzige, was einzigartig an uns war, waren unsere Frisuren.
Grad als ich an die Frisur von meinem besten Freund dachte, trat dieser durch die Tür des Ladens. „Hey Johnny!“ Freudestrahlend trat mein bester Freund an die Theke und sofort fiel mir auf, dass er seine Haare frisch grün gefärbt hatte. „Hey Kumpel. Wie ich sehe hast du Zeit gefunden deine Haare nachzufärben.“ Stolz drehte er sich einmal um die eigene Achse. „Ja solltest du auch mal machen, das dunkelblau ist fast verschwunden und stattdessen sieht man deine Naturhaarfarbe wieder.“ Genau das meinte ich damit, mein bester Freund namens Jess, hatte gefühlt schon immer grüne Haare gehabt. Ich vertrete die Farbe blau, unser Drummer hatte rote Haare und unser Bassist Lila.
Seufzend nahm ich wieder den Stift in die Hand und blickte auf die paar Zeilen die ich geschrieben habe. „Du siehst ja nicht grad überzeugt von deinem eignen Text aus, aber ich wüsste wie ich dich aufmuntern könnte.“ Fragend sah ich in seine braunen Augen. „Den anderen habe ich es schon erzählt, jetzt fehlt nur noch du. Wir haben in zwei Wochen ein Auftritt im Black Symphonie. Der Vater von Stella hat das für und klar gemacht.“ Tatsächlich hellte diese Neuigkeit meine Laune auf. Am meisten den Umstand, dass es grad in einer der größten und beliebtesten Kneipen hier in der Umgebung war. „Oh das ist wirklich toll. Endlich mal wieder ein größerer Gig. Das müssen wir feiern und wir müssen noch ein bisschen proben.“ Grinsend schaute mich der Grünhaarige an. „Passt sich gut, wir gehen heut Abend alle was trinken. Stella kommt mit uns, wir holen dich nach deiner Schicht ab.“
Wir wechselten noch paar Sätze miteinander und dann verschwand er auch schon wieder und stattdessen trat eine kleine Gruppe in den Laden. Bestehend aus zwei Männer und zwei Frauen. Schnurstracks ging der große Schwarzhaarige zu den Schallplatten und die anderen drei gingen ihm hinterher.
„Bist du wegen heut Abend aufgeregt, Chris?“ Fragte eine der zwei Mädels, den Schwarzhaarigen. Gedankenverloren schaute er auf eine Schallplatte nieder und bemerkte erst paar Sekunden später das man ihm eine Frage gestellt hatte. „Ehm..ja ein bisschen. Es ist immer schwer einzuschätzen wie die Leute reagieren, am meisten bei einer recht beliebten Bar wie das Red Diamond. Entweder finden sie die Band und mich scheiße oder doch irgendwie gut.“
Normalerweise bin ich kein Mensch der Gespräche belauscht, aber er nannte grad meine Stammkneipe und laut den Informationen spielte er und seine Band heut Abend. Sofort nahm ich mein Handy in die Hand und schrieb Jess, dass es heute Live Musik in unserer Stammkneipe geben würde.
Nach einigen Minuten trat die kleine Gruppe an den Tresen und kaufte mehrere Sachen. Während ich alles in die Kasse eingab, schauten sich die zwei Frauen, den Flyer meiner Band an. „Hey bist du das in der Mitte des Bildes? Ist das deine Band?“ Die Blondine zeigte dabei auf das Stück Papier. „Ja, das ist meine Band.“ Dann schauten auch die zwei Männer darauf und fragten nach was für Musik wir machten und ob man sie sich irgendwo anhören könnte. Dabei steckte mir einer der Mädels den Flyer von Chris Band zu. Beschämend schaute dieser zur Seite. „Ach Chris hör auf immer so zu gucken wenn ich das mache. Du musst dich nicht verstecken. Du bist ein toller Musiker und man muss deine Stimme einfach hören.“ Lächelnd schaute ich zwischen ihnen hin und her. „Habe mitbekommen das deine Band heut Abend in meiner Stammkneipe spielt. Ich werde dabei sein. Da bin ich ja richtig gespannt.“