Es gab kein langes Intro stattdessen fing Chris direkt an zu singen.
„I never knew how to live alone
Holding my fear in the unknown
And if we only speak in tongue, how can we be heard?“
Erstaunlicherweise erkannte ich es direkt. Es war das neuste Lied von der Band Black Veil Brides, obwohl es nicht grad meine Richtung war, musste ich anerkennen, dass das neuste Lied wirklich unfassbar gut war.
Chris schloss während dem singen seine Augen und sang die Worte so, als hätte er sie geschrieben und bei Gott konnte er gut singen. Während er sich bewegte wurde sein Hals frei und man erkannte deutlich ein BVB Tattoo. So viele Fans wie die Band hatte, genau so viel Hater hatte diese Band. Lange Zeit fanden sie keinen Platz in der Musikwelt, aber sie brachten etwas zurück, doch sehr guten Hard Rock.
Stella bewegte passend zu der Musik ihren Kopf mit, Jess dagegen hatte die Arme verschränkt und beobachtete die Band kritisch. „Was guckst du denn so kritisch?“ Fragte ich meinen besten Freund. „Du weißt genau, man brauch bei mir mehr als nur einen Song um mich zu überzeugen.“ Achselzuckend drehte ich mich wieder zur Band. Sie beendeten den Song und bedankten sich für den Applaus. „Danke Leute. Das freut uns sehr und ich bin schon relativ erstaunt wie viele dieses Lied doch kannten.“ Lachend trank er von seiner Wasserflasche und stellte sie zurück auf ihr Platz. „Nun gut wir machen schnell weiter.“ Mit den Worten nickte er seinen Bandmitgliedern zu.
Ohne was an zu sagen fingen sie an das nächste Lied an zu spielen und in dem Moment als ich das Lied erkannte, schluckte ich laut.
„A drop in the ocean
A crack in the sky
It's setting the notion
We're all gonna die
And you're always running
With nowhere to go
You're living for nothing
But dying to know.“
Jess und ich schauten uns an und dachten an das selbe. Sie spielten das Lied Superhero von der Band Falling in Reverse. Dies war einst das Lieblingslied von einem sehr guten Kumpel von uns, der leider letztes Jahr durch ein Autounfall starb. Als man mich anrief und mir diese schlimme Nachricht überbrachte, zerbrach etwas in mir. Es war ein sehr schlimmes Gefühl, ich hatte sehr lange getrauert, denn für uns war James ein Anker gewesen. Seit dem hatte ich dieses Lied nur sehr selten gehört, denn die Erinnerungen wie er zu dieser Musik abging, war sehr schmerzhaft. Vor meinem inneren Auge tauchte James Gesicht auf, breites Kinn, ein Dreitagebart, dunkel braune bis schwarze Auge und ein ernster Blick.
„I don't wanna be a superhero
'Cause I can't save the world.“
Chris sang diese Worte mit so einer Überzeugung, womöglich war auch von diesen Worten überzeugt. Er selbst wolle auch kein Superheld sein. Diese Verletzbarkeit die Chris hier zeigte, konnte ich nicht, es waren nicht seine eignen Songs, aber er schaffte es, es zu seinen eignen zu machen.
Nach diesem glorreichen Song hob ich mein Getränk und es freut mich, denn er sah meine Geste und prostete mir mit seinem Bier zu. Grinsend lehnte ich mich zurück und genoss die Zeit hier in der Bar. Da bemerkte ich wieder wie gut es mir ging, das ich nichts zu Beschwerden habe, alles lief sehr gut.
Grad wollte Chris den nächsten Song ansagen als ihn eine Frau etwas fragte und er drüber grinsen musste. „Haha..richtig getippt. Ich bin kein Amerikaner. Ich bin hier nicht geboren, sondern vor einigen Jahren hingezogen. Gebürtig komme ich aus Deutschland.“ Man hörte wie die Menge überrascht war, denn auch Jess, Stella und ich sahen uns an. Stella sagte als erstes was dazu. „Das wusste ich jetzt echt nicht. Er hört sich überhaupt nicht an wie ein Deutscher. Krass, aber schön mal was über ihn zu erfahren.“ Wir alle sahen wieder zu der Band.
Die Frau stand mit einem sommerlichen Kleid vor der Bühne, ihre Arme hatte sie hinter ihren Rücken. Ich konnte zwar ihr Gesicht nicht sehen, aber ich nahm mal an sie funkelte ihn mit ihren Augen an. Es war sehr vorhersehbar, denn nun spielte sie nervös mit einer Haarsträhne. Chris lehnte sich zu ihr runter weil sie scheinbar etwas fragen wollte, dann sah er zu seinen Bandmitglieder. Es gab einen kurzen Austausch und dann ging wieder jeder auf seinen Platz. „Die liebe Mai hat uns gefragt ob sie sich ein Lied wünschen kann. Zufälligerweise, können wir genau diesen Song spielen, den sie sich wünscht.“ Bevor uns offenbarte was für ein Lied es sein wird, trank er sein Bier leer.
„Tatsächlich ist es auch eins meiner Favoriten dieser Band und zwar Slide von der Band Goo Goo Dolls.“ Jack gab der Truppe noch eine Runde Bier bevor sie loslegten. Dann bemerkte ich wie sich der Gesichtsausdruck von Chris veränderte, nachdem er paar Schlucke vom neuen Bier nahm. Etwas nachdenklicher, sein Blick wirkte so als wäre er weiter weg. Für einige Sekunde schaute er in Richtung der Tür und ich sah einen Mann in Motorrad Kleidung. Schweigend ging er zur Theke rüber und bestellte sich ein Whiskey.
Ohne weiter was zu sagen gab der Schwarzhaarige den anderen das Zeichen um los zulegen.
„Could you whisper in my ear
The things you wanna feel?
I′d give you anything
To feel it coming
Do you wake up on your own
And wonder where you are?
And live with all your faults.
I wanna wake up where you are
I won't say anything at all
So why don′t you slide?“
Irgendwas hat sich verändert, Chris Stimme wirkte zerbrechlicher, seit dem Moment als der Typ rein kam. Eigentlich wollte ich nicht zu dem Kerl gucken, aber irgendwas zwang mich dazu. Sein Blick war auf sein Glas gerichtet und seine Hand tippte nervös auf die Theke. Es wunderte mich selbst wie gut ich sowas bemerkte, selbst wenn es nur eine Kleinigkeit war.
„Oh-oh, May
Put your arms around me
What you feel is what you are
What you are is beautiful
Oh, May
Do you wanna get married
Or run away?“
Danach folgten noch paar Sätze und eine tiefe Verbeugung von Chris. Das Klatschen und die Rufe waren immens laut. „Danke Leute. Die Jungs und ich werden eine kurze Pause machen und dann kommen wir wieder zurück auf die Bühne.“ Die Frauen klatschten abermals und schmachteten ihnen hinterher. Chris lächelte ihnen alle nett zu während er mit seinem Bier und Zigaretten in Richtung Ausgang ging. Im selben Moment schaute der Motorrad Typ zum Schwarzhaarigen. „Chris..“ Dabei stand der Kerl auf und Chris blieb ruckartig stehen. Nur ganz langsam drehte er sich zum anderen um. „Ich kann das nicht Damon. Wirklich nicht mehr, bitte lass mich in Ruhe.“ Entschuldigend hob Chris eine Hand und ging raus.
Auch ich schnappte mir meine Zigaretten und nickte den anderen zwei zu. Vorsichtig drückte ich die Tür auf, dabei hörte ich die Band miteinander reden. „Ich möchte einfach nur das er verschwindet. Ich ertrage dieses Spiel nicht mehr, ich ertrage es nicht mehr sein Alibi zu sein.“ „Kopf hoch Chris. Wir werden bei dir sein und wenn er es jetzt nicht versteht, dann werden wir was dazu sagen.“ Als sie merkten das die Tür von mir aufgedrückt wurde, brachen sie ihr Gespräch ab.
Jeder von ihnen sahen mich an, Chris hielt mir die Hand hin. „Gell Johnny war dein Name.“ „Genau. Ihr seid verdammt gut, kannst wirklich echt gut singen Chris. Da haben die Mädels nicht übertrieben und die Frauen in der Kneipe sind auch sehr von euch überzeugt.“ Chris stellte mich seinen Bandmitglieder vor und erzählte ihnen das er mich aus dem Plattenladen kannte.