Ein Mädchen, etwa so alt wie ich, öffnete die Tür und strahlte uns an. Sie hatte goldblonde Locken, die ihr bis weit über den Rücken wallten, rosarot geschminkte Lippen und weiße, nahezu perfekte Zähne. Ihr ebenfalls rosanes Kleid harmonierte perfekt mit ihren silbernen Stöckelschuhen. „Hi, Leute! Ich bin Elodie, aber nennt mich Eli. Freut mich, euch kennenzulernen!“, sagte der Pinke Alptraum mit heller, melodischer Stimme. Die wollte wohl süß wirken… Aber so was beeindruckte mich schon lange nicht mehr. „Hi“, antwortete ich und nahm ihre ausgestreckte Hand. Dabei roch ich das schwere, viel zu süße Parfüm, das Elodie trug und rümpfte die Nase. Mich ignorierend begrüßte der Pinke Albtraum nun auch meinen Vater und führte uns in die Villa.
Drinnen roch es nach Räucherstäbchen, Rosenwasser und einem anderen, nicht identifizierbaren Geruch. Eine Frau, in weite, violette Gewänder gehüllt, eilte aus einem Nebenzimmer auf uns zu, schüttelte uns überschwänglich die Hand und begrüßte meinen Vater mit zwei Küssen auf die Wange. „Kommt mit, kommt mit!“, rief sie mit rauchiger Stimme, nahm meinen Vater an der Hand und zog ihn in das Zimmer, aus dem sie gekommen war. Langsam folgte ich ihnen in das Wohnzimmer, das sehr edel wirkte und ein wenig so aussah wie eine Wahrsagerhütte. Mit violettem Samt überzogene Sessel standen in einer Ecke, ein runder Tisch aus poliertem Eichenholz in der anderen. Gedimmtes Licht und schwere Vorhänge verliehen dem Raum einen verträumten Touch. Ich sah mich etwas unsicher um und verzog das Gesicht. „Alex, möchtest du, das ich dir das Haus zeige?“, lächelte der pinke Albtraum. Ich lehnte dankend ab. Noch mehr solcher Räume würde ich nicht ertragen. Aber wenigstens nannte sie mich nicht Alexa. „Alex, brauchst du was zu trinken?“, flötete Elodie unbeirrt weiter und seufzend nickte ich. „Einen Sprudel, bitte.“
Der pinke Albtraum nahm mich an der Hand und zog mich aus dem Raum. Ich ließ mich mitziehen, nicht ohne die Augen zu verdrehen, und wir kamen in eine erstaunlich normal wirkende Küche. Elodie schenkte mir Sprudel in ein Glas und lehnte sich lässig an die Anrichte. Ich sah mich nach einem Stuhl um, doch wurde enttäuscht: Sitzmöglichkeiten schien es hier keine zu geben. Ich stand ziemlich linkisch herum und nippte an meinem Glas. Worüber, um Himmels willen, sollte ich mit der pinken Pest reden?
Diese Entscheidung nahm „Eli“ mir ab und begann, belanglos zu plaudern. Ich hörte kaum hin, sagte ab und zu „Ja“ „Stimmt“ „Cool“ „Findest du?“, blieb aber ansonsten still. „Cool, dass wir Stiefgeschwister sind, findest du nicht?“, lächelte Elodie süßlich und ich starrte sie entgeistert an. „Bitte- WAS?“