Gegen zwei Uhr in der Nacht wurde lautstark der Türklopfer des Hauses in der Drummond Street betätigt. Thomas, der sich in seinem Arbeitszimmer aufhielt, ging zur Tür und öffnete diese. Erstaunt hielt er inne, als er Jessica erblickte.
"Was führt dich mitten in der Nacht hierher, Jess?"
"Ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen."
Während sie das sagte, leuchteten ihre Augen. Sie trat auf ihn zu. Ihre Stirn war plötzlich an seiner - ihre Münder auf einer Höhe.
„Was willst du mir sagen?"
"Ich..., ich...", stammelte sie. Das waren die einzigen Worte, die sie hervorbrachte, denn nur Sekunden später trafen ihre Lippen aufeinander.
"Ich hatte auf etwas Derartiges gehofft, meine Liebste."
Er küsste sie erneut und ließ die Hände über ihren Körper wandern.
"Ich kann nicht mehr klar denken, wenn du mich auf diese Weise berührst", meinte sie, als er sich vorbeugte und auf ihrem Dekolleté Küsse verteilte.
Thomas fühlte, wie ihr Körper zum Leben erwachte - von Verlangen erfasst, das sich auch im Rhythmus ihres unregelmäßigen Atems zeigte.
"Wenn du so weiter machst, komme ich gar nicht mehr dazu, dir noch irgendetwas zu erzählen."
Er legte seine Finger auf ihre Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen.
"Lass mich zuerst. Ich liebe dich. Habe es immer getan. Auch vor sechs Jahren. Aber ich schämte mich der Gefühle, die du in mir erweckt hattest. Mein Gott! Ich war ein erwachsener Mann – zudem zehn Jahre älter. Deshalb bin ich gegangen - fortgelaufen. Es tut mir leid... Ich war mein Leben lang allein. Doch was Einsamkeit tatsächlich ist, habe ich erst begriffen, als ich von dir getrennt war. Und ich habe erst verstanden, was Glück bedeutet, nachdem ich dich wiederfand."
Er drängte sie gegen die Wand der Eingangshalle. Seine Hüften drückten sich gegen ihre.
Das war der Moment in dem sie seine Erektion an ihrem Bauch spürte. Instinktiv wusste sie, was zu tun war. Sie presste sich näher an ihn und begann an seinem Ohr zu knabbern.
Thomas stand am Rande seiner Selbstbeherrschung.
"Irgendwie muss ich mich davon abhalten, dich zu verführen. Ansonsten haben wir noch vor Sonnenaufgang den schönsten Skandal in der Stadt."
"Warum?", fragte sie und ließ ihre Hände abwärts wandern. "Ich habe mich nie um die Meinung anderer geschert und war um eine solche auch nicht bemüht. Ich weiß nur, dass ich dich liebe. Alles andere interessiert mich nicht."
Nach ihrer Antwort zerstreuten sich seine Gedanken in alle Winde. Er ergriff Jessica, nahm sie auf seine starken Arme und trug sie in aller Eile die Stufen hoch. Der Gang zu seinem Schlafzimmer war ihm niemals zuvor derart lang vorgekommen. Er setzte sie auf dem Bett ab, schloss die Tür hinter sich und wendete sich ihr zu.
"Du bist das bezauberndste Wesen, das mir jemals unter die Augen gekommen ist."
Aus seinen Träumen war Realität geworden. Nachdem er beobachtet hatte, wie sich die geliebte Frau bis auf das Unterkleid entkleidete, schritt er zu ihr hinüber und spreizte ihre Schenkel. Es hätte nur eines Augenblickes bedurft, sich seiner Sachen zu entledigen und in sie einzudringen. Doch sie war bei ihm, weil sie ihm vertraute. Und er wollte ihr beweisen, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt war. Wollte ihr zeigen, wieviel sie ihm bedeutete. Anstatt sich auf sie zu stürzen und seine Lust zu befriedigen, ging er langsam und bedachtsam vor. Er streifte ihr das Unterkleid ab und verteilte unzählige kleine Küsse auf ihrem Körper. In dem Augenblick, als sein Mund die Innenseite ihres Oberschenkels streifte, stieß Jessica einen erstickten Schrei aus. Sie grub ihre Fingernägel in seine Schultern und erschauerte, indes sie den ersten Orgasmus ihres Lebens hatte.
"Gütiger Himmel!", entfuhr es ihr.
Er wartete, bis die Schauer allmählich verebbten. "Es war das erste Mal für dich, nicht wahr?"
Eine sanfte Röte zeigte sich auf ihren Wangen. Sie nickte.
Thomas zog langsam Weste, Hemd und Hose aus. Ihr Blick folgte seinen Bewegungen. Und als sie sein Glied - das unter ihren Blicken ohnehin schon hart geworden war - berührte, war es mit seiner Beherrschung endgültig vorbei. Er schnappte nach Luft und drückte sie auf die Matratze des Bettes. Ihre Hüften hoben sich. Sein Schaft fand Einlass in ihre warme, feuchte Grotte.
"Jess!", rief er aus, derweil er mit einem Stoß in sie eindrang. Heiß und eng umschloss ihr Schoß seine Männlichkeit. Alles passte perfekt.
"Hat es sehr wehgetan, Geliebte?"
"Nein."
Thomas versuchte sich zu entspannen, ihr damit die Möglichkeit zu geben, sich an das Gefühl zu gewöhnen, von ihm ausgefüllt zu sein. Ihre Muskeln zogen sich zusammen. Er keuchte auf, darum bemüht, sich zusammenzureißen. Allerdings war es unmöglich, jene Empfindungen zur Seite zu schieben, die in ihm brodelten. Er konnte sie nicht länger unterdrücken, zog sich zurück, stieß im Folgenden wieder zu. In seinen Ohren toste es. Ein Gefühl - größer und stärker als er selbst - bemächtigte sich seiner. Eine Welle rollte über ihn hinweg. Auch Jessica wurde von dieser Woge erfasst.
"Herrgott im Himmel!", rief er aus. "Du bist einzigartig, Jess!"
Als er geraume Zeit später entspannt an ihrer Seite lag, eine Hand in ihrem langen, blonden Haar vergraben, wusste er, dass er die Frau in seinen Armen niemals wieder gehen lassen würde.
Keiner von beiden hatte eine Ahnung, wie lange sie vor sich hindämmerten. Sie wollten einander einfach nicht loslassen. Während die Nacht verstrich und die Sterne am Himmel lediglich noch einen schwachen Schein verbreiteten, hielten seine Arme sie weiterhin umfangen.
Es war etwa fünf Uhr am Morgen, als Thomas sich schließlich aus der Umarmung löste.
"Jess. Das Haus wird bald zum Leben erwachen. Du solltest besser zurückkehren. Gelangst du ungehindert nach Hause?"
"Ja. Das ist kein Problem. Ich nehme den Dienstboteneingang."
Allerdings hatte sie im Moment nicht wirklich Lust dazu. Ihr Zuhause schien zu einem anderen Leben zu gehören - ebenso waren ihr mögliche Konsequenzen egal.
"Ich will dich nicht verlassen."
Sie kuschelte sich an ihn.
"Ich werde deinen Vater noch heute aufsuchen, um ihn um deine Hand zu bitten. Versprochen. Wir haben den Rest unseres Lebens, um einander in den Armen zu halten. Ich bin endlich heimgekommen. Das verdanke ich nur dir."
Jessica zog sich in aller Eile an und warf sich das Cape über.
"Wir sehen uns heute Abend beim Adventsball der Roseberys."
Ein letzter Kuss, dann enteilte sie, um in ihr Elternhaus am St. John's Hill zurückzukehren, der nur zwei Straßenzüge entfernt lag.
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