Gemessenen Schrittes ging er durch den langen, gewölbeartigen Gang, der nur erleuchtet war mit einigen Schädellampen und betrat schliesslich das Gemach, in dem Sylvanas sich aufhielt. Schon von fern drangen ihre Schreie an seine Ohren. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Das war ihm ganz und gar nicht geheuer. Sylvanas lag auf einem Lager, dass man notdürftig dort für sie eingerichtet hatte, wo sie eingeschlafen war. Um sie herum, standen einige Wächter, Magier und die Apotheker in ihren schwarzgrauen Roben. Der weisse, durchschimmernde Körper einer Banshee (Geisterfrau), welcher gekleidet war in wallende Gewänder, schwebte daneben. Es war Sharlindra, eine enge Vertraute der Fürstin, die besonders besorgt und mit Angst auf Sylvanas herabblickte. „Sie scheint Schreckliches zu erleiden“, sprach sie mit einer Stimme, die ein seltsames wisperndes Echo erzeugte. „Ich glaube, sie durchlebt nochmals ihre Verwandlung durch den Lich King.
Dabog trat etwas zögernd näher. Er sah sich ein wenig ratlos um, als eine Schreckenswache ihn erblickte und zu ihm kam. „Bist du nicht Dabog Goodheart?“ fragte er. „Richtig, “ erwiderte der Angesprochene „aber lass den Nachnamen weg, ich mag ihn nicht besonders. Ich glaube ich werde ihn bald ändern.“ „Ja, das verstehe ich“, sagte der andere Wächter und ein Art Grinsen huschte über sein, doch recht ansehnliches, narbenloses Gesicht mit den vollen Lippen. „Nur Menschen können solch seltsame Namen haben.“ Dabog nickte, dann wandte sich sein Gesicht der immer wieder aufschreienden Fürstin zu. „Es geht ihr ziemlich schlecht, nicht wahr?" „Ja und wir haben eine Menge damit zu tun, sie vor sich selbst zu beschützen und… auch vor diesem Nebel. Dort ist er wieder, siehst du ihn!? Wir müssen ihn von Sylvanas fernhalten und… auch von uns selbst!" Dabog schaute genauer hin und tatsächlich, ein Nebel in einem schmutzigen Grün, wallte auf einmal um die Plattform herum, auf der sich Sylvanas Lager befand. Gesichter bildeten sich in ihm, Bilder von Menschen, die Dabog teilweise kannte, allesamt litten sie höllische Qualen. Er und die andern Schreckenswachen scharten sich um Sylvanas, versuchten den Nebel mit ihren Schwertern zurück zu drängen, bekämpften die Kreaturen, welche aus ihm entstanden. Es war dem Kampf gegen Windmühlen gleich.
Dabog fühlte auf einmal wieder diese lähmende Müdigkeit. Doch er war fest entschlossen nicht mehr einzuschlafen. Er vergegenwärtigte sich das Gesicht seiner einstigen Liebsten Lumnia und die Gefühle, die er gehabt hatte, als er von ihrer ersten Begegnung träumte. Und auf einmal wurde er von einer seltsamen Kraft durchströmt. Diese vertrieb die lähmenden Gefühle, welche sein totes Herz zu umklammern gedroht hatten. Er stürzte sich laut schreiend auf dem schrecklichen Nebel und schlug mit seinem Schwert wild um sich. Tatsächlich schien der Nebel etwas vor ihm zurück zu weichen. Das war eine unerwartete Entwicklung und alle sahen den einstigen Menschenkrieger erstaunt an, als der Nebel sich von ihm immer mehr davon treiben liess. Die andern Schreckenswachen unterstützten ihn tatkräftig und auch Shalindra und die andern Zauberer, halfen etwas mit ihrer Magie mit.
Sylvanas schrie und wand sich auf ihrem Lager, als der Nebel sich zusammenzog. Doch nun, da er sich langsam wieder etwas zu verflüchtigen schien, beruhigte sie sich zusehends. Auf einmal war er wieder verschwunden und die Banshee Sharlindra schaute Dabog erstaunt an: „Du scheinst besondere Fähigkeiten zu besitzen. Wir sind sehr froh, jemanden wie dich unter uns zu haben. Ich hörte du bist auch eingeschlafen, aber wieder aufgewacht?“ Der Angesprochene nickte: „Ja, das stimmt, aber nun bin ich wieder hier und ich werde mich hüten nochmals einzuschlafen.“ „Jedenfalls heissen wir dich herzlich in unserer Gemeinschaft willkommen. Es sieht so aus, als wärest du für Höheres bestimmt.“
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