Zur linken gab es nun einen Hügelkamm, diesem flogen sie eine Zeit lang entlang. Gwydyon rief seinen Kameraden zu: «Laut der Karte, sollte ein wenig versteckt entlang dieser Hügelkette, der Hain der Silberschwingen sein. Weit ist es nicht mehr. Varunna sagte, wir treffen die Nachtschwingen- Geschwister bei einem riesigen, moosbewachsenen Baumstamm, neben welchem ein purpurner, junger Baum steht. Er befindet sich entlang der Strasse, die jetzt gerade wieder unter uns auftaucht, auf der rechten Seite, leicht südlich vom Hain der Silberschwingen. Ohne die Begleitung irgendwelcher Allianzmitglieder, könnten wir keinen Schritt in den Hain machen, wir wären bereits erledigt.» «Das klingt nicht unbedingt beruhigend,» sprach Balduraya. «Es wird schon gut gehen, ich hoffe einfach diese beiden Nachtelfen tauchen auch auf!» Noch eine Weile flogen sie den Pfad entlang als Linus als erster, einem riesigen, moosbewachsenen Baumstamm entdeckte der neben dem Weg am Boden lag. Daneben stand tatsächlich ein junger, schlanker Baum, dessen purpurne Blätter im Winde raschelten. «Da unten, da unten ist der Baum!» rief der Kleine begeistert. Die sechs Reisenden setzten zur Landung an und schauten sich erstaunt um. Ein Stück weiter vorne, erblickten sie einige Nachtelfengebäude, mit geschwungenen Türbogen und elegant geschmückten Zinnen. Die Gebäude wiesen fast dieselben Farben auf, wie die Bäume im Eschental. Sie waren ja auch aus deren Holz gefertigt worden, jedoch stets in dem Bewusstsein, nur das zu nehmen, was man auch wirklich zum Leben brauchte. Die Horde, welche sich nun ebenfalls mehr im Eschental angesiedelt hatte, war unter dem Kommando von Garrosh Höllschrei nicht so rücksichtsvoll, das war mit ein Grund, warum der Hass der Nachtgeborenen auf die Horde noch gewachsen war. Die Horde hatte grosse Teile des jahrtausendealten Waldes, innert kürzester Zeit verwüstet, um aus dem Holz ihre Kriegsmaschinerie zu bauen. Hier war ein umkämpftes Gebiet und die sechs Freunde waren nun mittendrinn. Was würde sie wohl erwarten?
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Ganz ähnliche Gedanken, bewegten auch Dabogs Seelen- Ich, als er durch die, viel grösseren Augen, von Varunna um sich blickte, während sie auf einem Hippogryph der Mondlichtung, das Eschental überflogen. Wenn nur alles gut ging. Doch wenn sie auch in Darnassus ankamen, wie würde es weitergehen? Der einstige Menschenkrieger, musste an Yseras Worte denken. Irgendwann würde er sich entscheiden müssen. Irgendwann musste er einen neuen Körper finden, oder doch weitergehen ins Licht. Sofern er überhaupt ins Licht kam. Bei allem, was er in seinem Leben schon getan hatte und bei all den Feinden, die er schon getötet hatte. Vielleicht wollte ihn das Licht schlichtweg nicht, wäre ja auch nicht unbedingt verwunderlich gewesen. «Du solltest nicht so hart mit dir selbst sein!» hörte er unvermittelt Varunnas Stimme. Ja klar, dieser bekam ja alles mit, worüber er nachdachte. Das konnte manchmal auch lästig werden.» «Das finde ich auch, ich kann ja auch keine schmutzigen Gedanken mehr haben, ohne dass du sie sogleich erfährst,» scherzte der Tauren. «Viel Schmutziges habe ich da jetzt auch noch nicht erblickt, du bist ein ziemlicher Saubermann, nicht wahr?» konterte Dabog.» «Das täuscht, ich beherrsche mich nur.» «Das geht nicht, wir teilen uns auch die Erinnerungen und alle Gefühle. Nur ab und zu, wenn es um dieses Taurenmädchen geht, wie hiess sie noch gleich… Zyklopia, dann sind deine Gedanken… nun ja, ein wenig schmutziger. Natürlich nichts im Vergleich zu meinen schmutzigen Gedanken. » « Ich weiss, vergiss nicht, dass ich auch all deine schmutzigen Erinnerungen und Gedanken kenne, mehr als mir lieb ist,» gab Varunna mit gespieltem Ärger zurück. «Ja, ich bin wohl schon ein wenig schmutziger als du.» «Aber du bist dennoch ein anständiger Kerl und ich weiss, dass du sehr viel Gutes getan hast und eine aufrichtige Haut bist. Ich glaube, das Licht würde dich aufnehmen, wenn du nur bereit dazu wärst. Es sind deine Entscheidungen, welche deinen weiteren Weg bestimmen, das hat die grüne Drachenlady ganz richtig gesagt.» «Ja, ich mache mir nur etwas Sorgen. Dieser komische, smaragdgrüne Alptraum, scheint sehr mächtig zu sein. Ich hoffe Ysera geht es gut.» «Sie ist eins der mächtigsten Wesen auf Azeroth und dazu noch die Wächterin über den smaragdgrünen Traum. Sie wird bestimmt klar kommen.» «Das hoffe ich, ja das hoffe ich wirklich!»
Es dauerte nicht lange und der Tauren und sein Mitreisender, erreichten ebenfalls das Ziel. Der mächtige Baumstamm, mit dem Moos darauf war einfach zu entdecken. «Mal sehen ob sie schon angekommen sind,» meinte Dabog. «Ich sehe sie! Sie sind bereits dort!» Sie setzten zur Landung an und ihre Freunde winkten bereits zu ihnen hoch. Ein mulmiges Gefühl, ergriff Dabogs Seelen- Ich, als er seinen einstigen Körper unter sich erblickte. «Das muss seltsam für dich sein,» hörte er Varunnas Stimme. «Deinen eigenen Körper zu sehen, wie er von einem nekromantischen Geist genutzt wird und als eigenständiges Wesen agiert.» «Ja, von dieser Perspektive gesehen, ist es nochmals anders, als wenn ich den Körper jeweils übernommen habe. Meinst du denn, ich hatte das Recht dazu? So ein Verlassener ist ja, wie gesagt, auch eine eigenständige Persönlichkeit. Eigentlich beraube ich ihn seines Willens, wenn ich ihn übernehme.» «Allerdings eine wichtige Frage, die du dir nur selbst beantworten kannst. Dennoch, er hat keine Seele wie wir anderen, das macht schon einen Unterschied.» «Dich interessiert aber eher das Kind, dass die Blutelfen bei sich haben, habe ich recht?» fragte Dabog. «Ja, dieses Kind ist schon etwas ganz Besonderes. Ein Halbdämon, sowas gibt es nicht allzu oft. Ich hoffe, dass seine menschliche Seite die Überhand über die dämonische zu gewinnen vermag. So und nun müssen wir leider unsere interessanten Unterhaltungen auf später verschieden, denn wir landen gleich!
Der Hippogryph landete nun beim Lager. Varunna begrüsste alle herzlich. Als er Dabogs Untoten- Ich die Hand schüttelte, zog es Dabogs Seelen- Ich magnetisch in Richtung seines einstigen Körpers. Dieser war ziemlich gut wiederhergestellt worden. Doch irgendwie war nun eine Barriere zwischen ihnen, die es Dabogs Seelen- Ich gerade unmöglich machte, die Verbindung aufrecht zu erhalten. Als ob es sein Untoten- Ich merken würde, dass er da war, entzog er seine Hand sogleich jener von Varunna und blickte etwas erschrocken drein. «Alles klar bei dir?» fragte der Tauren an den Untoten gewandt. «Ja danke,» die Stimme des Verlassenen, klang kühl und distanziert. «Alles bestens.» Varunna welcher wohl merkte, was da vor sich gegangen war nickte und wandte sich ab. Als nächstes begrüsste er nun Balduraya mit einer vermeintlich kurzen Umarmung. Dabogs Seelen- Ich, wurde von einem wohligen Schauder ergriffen und er genoss die Nähe zu der jungen Blutelfin in vollen Zügen. Endlich konnte er sie mal spüren, ihr wunderschönen Formen, ihre weiche Haut ihre Wärme. Am liebsten wollte er sie nicht mehr loslassen. «Beherrsch dich gefälligst!» schimpfte Varunna auf telepathischem Wege, «sonst meint sie noch, ich will etwas von ihr. Das ist äusserst peinlich! Lass jetzt los!» Dabogs Seelen- Ich erschrak und zog die Arme, oder vielmehr Varunnas Arme zurück. Der Tauren lachte verlegen und wandte sich schnell Gwydyon und dann noch Tyrande zu.
Vor Linus blieb er stehen und musterte ihn eingehend. «Und du bist nun also Gwydyons Sohn?» «Ja,» gab der Knabe zurück. «und wie du weisst, auch noch der Sohn einer Sukkubus. Ich will aber gegen meine dämonische Seite kämpfen.» Varunna war berührt von der Offenheit und der Klarheit des mittlerweile 9-jährigen Jungen und sprach: «Ja und du wirst gewinnen, da bin ich mir sicher.» Er klopfte Linus mit seiner Pranke leicht auf die Schulter. «Dafür gehen wir ja schliesslich auch nach Darnassus. Die Mondpriesterinnen werden dich dann den Mächten des Lichtes weihen und du wirst ein langes und erfülltes Leben führen.»
«Das hoffe ich,» gab das Kind etwas nachdenklich zurück. «Ganz bestimmt, ich glaube an dich!» Ein Lächeln erschien auf Linus Gesicht und er wusste jetzt bereits, dass er diesen Tauren mögen würde.