Stille legte sich ein. Nun waren alle da und starrten den König an. Niemand sagte etwas. Bis Jack das Schweigen durchbrach und zu Mila sagte: „Du hast deinen Vater gefunden?“ Ihr Herz begann wieder schneller zu klopfen. Sie drehte sich langsam zu Mathis um. Er starrte sie an. Tränen stiegen in seine Augen, als er die Ähnlichkeit zwischen ihr und seiner Frau erkannte. „Du bist meine Tochter?“, fragte er mit leiser Stimme. Mila wusste nicht, was sie sagen sollte, also nickte sie bloß. Ein Klos hatte sich in ihrem Hals gebildet. Sie hatte gar nicht gewusst, wie sehr sie sich diesen Moment gewünscht hatte. Er trat näher an sie. „Darf ich…dich umarmen?“, fragte er sie. Milas Unterlippe fing an zu beben. Sie brachte immer noch kein Ton raus, aber sie nickte. Im nächsten Moment hatte ihr Vater sie in seine Arme gezogen. Er war ungefähr so groß wie Jack, also reichte sie ihm bis zur Brust. „Meine kleine Prinzessin“, flüsterte er an ihrem Haar. Dabei zitterte seine Stimme. Mila entwich ein Schluchzen. Er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel und strich ihr beruhigend über den Rücken. Aber er war sich nicht sicher, ob er sie oder sich selbst damit trösten wollte. Vielleicht auch beide. Sie standen eine gefühlte Ewigkeit so da. Bis sich ihr Vater von ihr löste und sie genauer ansah. „Wie konnte ich dich nicht gleich erkennen? Du siehst aus wie deine Mutter.“ Mila wich seinem Blick aus. „Dieser Mistkerl hat mich belogen. Er sagte, du seist tot.“ „Ich wurde auf die Erde geschickt“, murmelte Mila und bemerkte, dass die anderen sich zurück gezogen hatten. Alle bis auf Emeraude. Mila sah sie stirnrunzelnd an. Sah sie Erleichterung in ihrem Blick? Ihr Vater folgte ihrem Blick. „Emeraude?“, fragte er verblüfft. Sie trat näher an sie ran. Statt auf ihn zu zugehen, nahm sie Mila in die Arme, sodass sie nur perplex da stehen konnte. Was war denn nun los. „Äh…“ Emeraude ließ sie los und sah sie lächelnd an. „Geht es dir gut?“, fragte sie. „Ja aber ich bin etwas verwirrt.“ Emeraude lächelte sanft und wandte sich an ihren Vater. „Ich dachte du seist tot.“ „Dasselbe könnte ich über dich auch sagen.“ „Kann mir bitte jemand sagen, was hier los ist?“, wollte Mila wissen und wischte sich die Tränen fort. „Emeraude ist die Halbschwester von deiner Mutter“, erklärte ihr Vater. Milas Mund klappte auf. „Was?“, war das Einzige, was sie rausbrachte. „Ich konnte es selbst nicht glauben, als ich dich das erste Mal gesehen habe aber die Ähnlichkeit war einfach nicht zu übersehen.“ „Ich muss mich setzen“, murmelte Mila. „Komm unser Lager ist gleich da hinten.“ Emeraude führte sie und ihren Vater zu den anderen. Mila setzte sich auf eine Decke und gleich darauf wurde ihr eine zweite gebracht. Coilin sah die blauen Flecken auf ihren Oberarmen und knirschte mit den Zähnen. „Ich bringe diesen Mistkerl um.“ „Ich dachte wir dürfen ihn nicht töten“, murmelte Flanna. „Mir geht es gut. Er wollte den Stein.“ „Stimmt ja.“ Flanna holte aus ihrer Tasche den goldenen Armreif raus und reichte es Mila. Sie zog es sich wieder an den Oberarm. Mika brachte auch dem König eine zweite Decke. Jack brachte beiden eine Schüssel Suppe. „Danke“, sagte Mila lächelnd. „Wer seid ihr alle?“, fragte schließlich der König. „Ich bin Freyja die Thronfolgerin von Thalia und das ist meine Schwester Flanna“, stellte sich Freyja vor. „Ihr seid die Töchter von Toireasa und Cyrius?“ Freyja nickte. „Wo sind eure Eltern?“ „Sie wurden von Anton ins Exil verbannt“, murmelte Flanna und sah auf ihre Hände. Jack legte einen Arm um sie. „Ich heiße Amon und das ist meine Schwester Lydia.“ Mathis‘ Blick wanderte zu Amon. „Die Kinder von Duana und Eldrias. Wo sind eure Geschwister?“ „Anton hat unsere komplette Familie getötet.“ Eine kurze Stille legte sich über sie ein. „Mein Name ist Jack und ich bin der beste Freund von Mila“, stellte sich Jack vor. „Du bist aber nicht von hier.“ „Ja Mylord, ich stamme von der Erde.“ Mathis nickte. „Mein Name ist Caitlin und das ist meine Schwester Ayla. Wir stammen beide aus Ephesos.“ „Ich kannte euren Vater. Ein sehr mutiger Mann. Dich habe ich sogar einmal getroffen Caitlin.“ „Ihr erinnert Euch an mich?“ „Wie soll man ein Mädchen vergessen, die sich ein Schwert geschnappt hat und sagte: Ich werde auch ein Ritter.“ Caitlin lief rot an. „Ich bin Niall. Ich stamme auch aus Ephesos.“ „Du bist gewachsen.“ Niall sah den König überrascht an. „Ihr erinnert Euch an mich?“ „Du warst an dem Tag vor achtzehn Jahren in Arthane. Ich habe dich nach Ephesos geschickt, um deinen Prinz zu beschützen.“ Niall nickte und sein Blick zuckte zu Coilin. „Ich bin Mika, ich habe in Arthane gelebt.“ „Meine Frau hat dich sehr gemocht, Mika. Wo bist du hin verschwunden?“ „Er wurde mit mir auf die Erde geschickt, um mich zu beschützen“, sagte Mila. „Vielen Dank Mika.“ Mika nickte. „Und wer bist du?“, fragte der König Coilin. „Ich bin…Prinz Coilin von Ephesos.“ „Du bist am Leben?“ „Ja. Ich war fünf Jahre lang im Dark Forest gefangen. Mila hat uns rausgeholt.“ „Du bist also der Junge, dem ich meine kleine Prinzessin anvertrauen sollte? Dem sie, laut der Säerin, versprochen wurde?“ Mila verschluckte sich und lief rot an. Ayla hatte das erwähnt, aber sie hatte nicht gesagt, wer der Junge war. Ihr Blick huschte zu Coilin, der König Mathis entgeistert ansah. „Kommen wir doch zu unserem eigentlichen Problem“, sagte Jack und rettete die unangenehme Situation. „Wir brauchen immer noch den Stein mit der Macht des Lufts. Dann sind da noch drei geistesgestörte Frauen und ein Machtbesessener Möchtegern König.“ „Vergiss die Dämonen nicht“, warf Flanna ein. „Stimmt. Also Leute, was machen wir jetzt?“ Jack sah jeden fragend an. „Auch wenn ich das jetzt nicht gerne sage, aber ich schätze, dass wir uns in zwei Gruppen trennen müssen“, sagte Mila und sah ihre Hände an. „Mila, das ist doch in Filmen immer das dümmste, was man machen kann.“ Sie sah ihren besten Freund an. „Ja ich weiß. Aber uns fehlt noch ein Stein. Und langsam müssen wir uns auf den Weg nach Arthane machen, um Anton aufzuhalten.“ „Sie hat Recht.“ Mila sah Mika dankend an. „Aber wir müssen uns nicht in zwei sondern drei Gruppen aufteilen.“ „Wieso denn das?“, fragte Freyja. „Weil wir so, die drei Frauen trennen können. Senna konnte doch nur mit Donnas Hilfe Mila entführen.“ „Da ist etwas dran“, stimmte Jack zu. „Okay und wie trennen wir uns?“, fragte Flanna. „Da nur noch ein Königreich übrig ist, der kein Stein besitzt, muss Amon zum Stein. Aber ich habe keine Ahnung wo es ist“, seufzte Mika. „Ich aber.“ Jeder sah Emeraude an.