depressio
Ruby, Lumin und Yb gingen die Straße zurück und verließen sie dann, um einen Weg durch den Sumpf zu suchen. Ruby war inzwischen sehr müde. Der Mond war sehr hoch gestiegen, und jetzt ging er wieder unter. Wolken zogen auf und verdeckten ihn. Lumin schwieg an ihrer Seite.
Während Ruby durch den Sumpf lief, wurde sie traurig. Sie war sehr müde und fror und war hungrig. Sie war froh, dass sie Lumin befreit hatte, aber jetzt mussten sie durch den Sumpf. Ihre blauen Schuhe und weißen Socken wurden ganz dreckig. Ruby wünschte, dass sie mit Lumin zuhause sei und dass alles gut sei. Sie wünschte sich, eine Tasse Kakao in der Hand zu haben, und dass ihre Mutter ihr sanft über den Kopf strich.
„Wie weit müssen wir denn noch, Yb?“, fragte Ruby leise.
Es ist noch weit. Wir müssen durch die Nacht bis zum Morgen.
Ruby zitterte und sah zum Himmel. Aber es war sehr dunkel. Sie konnte den Mond hinter den Wolken nicht mehr erkennen.
Beinahe, als wäre auch der Mond entführt worden.
Ruby fühlte sich elend. Alles hing so schwer an ihr. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Füße mit jedem Schritt tiefer in den Schlamm sanken.
Sie sah genauer hin – es stimmte. Das Sumpfwasser schwappte schon über ihre Schuhe. Ihre Socken waren nicht mehr weiß, sondern schwarz. Ruby bekam Angst: „Ich sinke, Yb! Hilf mir!“
Hab keine Angst. Wenn du weitergehst, kannst du nicht sinken. Hab keine Angst. Aber wenn du dich besser fühlst, kannst du ein wenig Last ablegen.
Ruby nickte. Sie zog Mutters Schere aus ihrer Tasche: „Es tut mir leid, dass du nicht mehr repariert wirst“, sagte Ruby. „Mutter wird sich sicher eine neue kaufen, und du wirst nicht mehr gebraucht.“
Dann ließ sie die Schere los und einfach so in den Sumpf fallen. Schweigend und ein wenig schuldbewusst ging Ruby weiter, mit Yb und Lumin.
Doch noch immer sanken Rubys Füße tief in den Sumpf. Jetzt ging ihr das Wasser schon bis an die Knie.
„Yb, ich habe Angst!“
Hab keine Angst, Ruby. Ich bin ja auch noch da. Ich passe auf dich auf. Aber vielleicht solltest du noch mehr Ballast abwerfen.
Ruby nickte. Sie nahm den Teddy in den Arm und drückte ihn für einen Moment an sich: „Es tut mir leid, Teddy. Aber du bist zu schwer. Ich werde vielleicht wiederkommen und dich holen, aber jetzt muss ich Lumin nach Hause bringen.“ Sie drückte den Teddy ein letztes Mal ganz fest an sich. Dann ließ sie ihn fallen, einfach so, in den Sumpf.
Sie beschloss, auf jeden Fall wieder zukommen, um den Teddy zu holen.
Ruby, Lumin und Yb gingen weiter. Aber immer noch sank Ruby tiefer. Schließlich ging ihr das Wasser bis zum Bauch: „Hilf mir, Yb! Ich versinke!“, rief sie ängstlich.
Ich kann dich nicht ziehen, Ruby, es tut mir leid. Du und Luminor, ihr seid zu schwer. Du musst noch mehr Last abwerfen.
„Aber ich habe nur noch Lumin“, widersprach Ruby. „Ich kann keine Last abwerfen.“
Da fasste Lumin plötzlich ihre Hand und sah ihr in die Augen: „Ruby.“
Er sagte nur dieses eine Wort, doch Ruby hörte etwas ganz anderes. Er sagte nämlich: „Lass mich gehen, Ruby. Ich ziehe dich in die Tiefe.“
Da weinte Ruby: „Nein, Lumin. Ich lasse dich nicht gehen. Ich habe gegen Soldaten gekämpft und meinen Teddy aufgegeben, um dich zu retten. Ich lasse dich nicht los.“
„Ruby“, sagte Lumin wieder, und Ruby hörte: „Du lässt mich niemals wirklich los. Aber du musst jetzt gehen!“
Aber Ruby ließ Lumin nicht los, auch nicht, als das Sumpfwasser ihr zum Hals ging, und auch nicht, als sie in der Tiefe versank.