Das große Luftschiff schwebte über der bronzenen Plattform mit einem stilisierten Sonnenrelief. Die Luftkammer im Mittelteil schrumpfte und dehnte sich wie eine weiße Lunge, die Ventilatoren im großen, runden Vorderbug drehten sich mit lautem Dröhnen. Die Schornsteine an Deck stießen schwarzen Qualm aus, als das Gefährt mit Paddelbewegungen der Flossensegel in die Luft stieg. Die Wolken umspülten den ovalen Heißluftballon vor dem Hauptmast, dessen Segel sich flatternd entfaltete. Die Ankerkette wurde mit lautem Rasseln eingeholt, die Kette schlang sich um eine Holzwelle, die im Bogen der langen, vorne aus dem Bug ragenden Stoßzähne aus Holz ruhte.
Der schlanke, längliche Walfänger war einem altmodischen Piratenschiff nachempfunden, wenn man den Blick einmal von den Flugsteuerelementen abwandte. Schnittig kurvte das lange Schiff zwischen den Berggipfeln hindurch. Die großen Unterflossensegel streiften einmal beinahe eine scharfkantige Felsnadel - nur eine flache Hand hätte noch dazwischen gepasst, als das kilometerlange Segel am Felsen vorbeiglitt. Zischend entwich Dampf aus den Lenkkesseln an der Seite und die langen Reihen der Kanonenrohre leuchteten auf, als ein Sonnenstrahl die Breitseite traf und unter die Klappen fiel.
Langsam richtete sich die spitze Nase des Schiffes zum Himmel. Die nach unten gebogenen Stoßzähne schabten leise über nackten Stein. Dann blähte sich der Zeppelin über Deck auf, die Halteseile strafften sich und das Schiff schwebte in die Höhe. Immer lauter surrten die riesigen Ventilatoren, als der Reaktorkern hinter ihnen für die nötige Stabilisierung sorgte.
Schneegestöber begrüßte die Mannschaft in den Höhenlagen. Menschen eilten wie Ameisen über das verschneite Deck. Die Steuerflossen ruderten, um das Schiff in die Waagerechte zu bringen. Der hintere Triebventilator setzte sich knirschend in Bewegung.
Die Kapitänin spannte die Flossen weit auf. Die Segel fingen die Luft, während sie alle Triebwerke aufdrehte. Zuerst unmerklich, dann immer heftiger bebte das Schiff. Die Bugnase zitterte. Die Besatzung musste sich festhalten, ein wenig nicht festgebundene Fracht rutschte über das Deck.
Die Spannung stieg. Die Planken ächzten, die Gelenke der Steuerflossen knirschten.
Die Kapitänin hob die Hand und streckte drei Finger gen Himmel. Weiter unten salutierte ein Matrose auf das Signal hin, dann blies er in das große Horn.
Ein melodischer Ruf hallte über dem Gebirge wider, prallte von den Felsen ab und setzte rumpelnde Lawinen in Bewegung. Nicht weit entfernt hob eine ganze Hügelkette sich an, erst auf den zweiten Blick erkannte man einen achtflossigen Himmelswal. Das dornenbesetzte Untier öffnete das vielbezahnte Maul und erwiderte den Ruf donnernd. Der Himmelswal bewegte sich mit zielstrebigen Bewegungen auf den vermeintlichen Rivalen zu. Seine kleinen Augen - immer noch größer als eine Windmühle, hefteten sich gierig auf das Schiff. Mit kräftigen Flossenbewegungen flog das massige, gewaltige Raubtier vorwärts.
Mit winzigstens Berührungen der Steuerhebel richtete die Kapitänin ihr Schiff aus. Sie setzte die Fliegerbrille auf, während das Schiff erzitterte und sämtliche Anzeigen für Druck und Hitze sich dem roten Bereich näherten. Obwohl alle Triebwerke auf höchster Stufe liefen, verhinderten die gewaltigen Luftdrucksegel ein Vorwärtskommen.
Bis die Kapitänin die Hebel herumriss. Die Steuerflossen klappten sich zu dünnen, stromlinienförmigen Strichen zusammen. Ein Luftunterdruck zog den störenden Zeppelin ein, dessen Auftrieb sie nur im Ruhezustand brauchten.
Wie ein Pfeil von der Bogensehne schoss der Walfänger unter dem Gebrüll der Mannschaft vorwärts.