"Meine Damen und Herren, es ist mir eine Ehre, an diesem ehrenvollen Tag eine solch ehrbare Aufgabe zu erfüllen, heute hier vor Ihnen zu stehen und die Ehre zu haben ..."
Markus Rödinger verdrehte die Augen. Was war das denn für ein Anfänger? Hatte der seine Rede nicht vorher auswendig gelernt? Hatte er Lampenfieber?
Abschätzig ließ Markus den Blick über die Zuhörer schweifen. Es waren einige Tausend. Pah, Ehre ... dieser Grünschnabel hatte keine Ahnung. Das hier war ein kleines Gedenkevent vor einem kleinen Publikum. Selbst die Presse hatte nur wenige Reporter geschickt. Daran war nichts ehrenvoll! Ein unbedeutendes Event in einer unbedeutenden Kleinstadt von unbedeutenden Politikern. Es gab hier nichts Pompöses, hinter dem sich die Ehre verstecken konnte.
"... eine Ehre, unseren nächsten Redner aufrufen zu dürfen: Markus Rödinger!"
Der matte Applaus der Zuschauer riss Markus aus seinen Gedanken. Er nahm seine Brille ab und putzte sie am Hemd, während er auf die Bühne trat und sich dabei einen ganz lässigen Anschein gab. Immerhin war er Profi.
Scheinwerfer strahlten ihn an. Tausende Augenpaare hefteten sich auf ihn. Dröhnende Stille legte sich über den Platz vor dem Soldatenfriedhof.
"M-meine Damen und Herren, es - ähh - ist mir eine Ehre ..."