Für den Menschen sind Gefühle etwas wunderbares, so verrückt das auch klingt.
Die Liebe ist für ihn eines der höchsten Güter, sogar ein religiöses Prinzip, nach dem er leben will. Dabei kann er anerkennen, dass Liebe auch Schmerz, Verwirrung und unlogisches Verhalten nach sich zieht, doch diese Erkenntnis stört ihn nicht. Warum er etwas so hoch schätzt, das seine Lebenserwartung verkürzen, Streit und Zwietracht nach sich ziehen oder ihn in einen lallenden Idioten verwandeln kann? Nun, die Antwort darauf weiß wohl nicht einmal der Mensch selbst.
Hass und Zorn, diese Gefühle misst der Mensch mit zweierlei Maß. Für ihn können sie einerseits der Grund für viel Unglück sein und zu ungerechten Urteilen führen, dennoch kennt der Mensch auch den 'gerechten Zorn', der Ungerechtigkeiten zu überwinden vermag.
Auf der anderen Seite kennt der Mensch Fröhlichkeit und Glück, die allgemein als positive Gefühle bezeichnet werden - und gleichzeitig soll man sie sich als Mensch nicht anmerken lassen. Sie können sogar zu größtem Unglück führen, zu Verweichlichung, zur Trägheit, zum Laster.
Zuletzt gibt er die Gruppe der Trauergefühle, die alle Symptome eines tiefen, jedoch nicht körperlichen Schmerzes aufweisen. Sie treten meist nicht nach einer Verletzung auf, sondern nach einem Verlust - ob von materiellem Besitz, Lebewesen des Umfeld oder auch sozialem Ansehen - und zeigt sich in Flüssigkeitsabsonderung aus den Augen sowie der Nase und einer bestimmten Lautäußerung, dem 'Weinen'. Die Trauer ist ein besonders interessantes Phänomen, denn ihre schädliche Natur ist mehr als offensichtlich. So tritt das Gefühl bei eigenem Verlust auf, aber gelegentlich auch, wenn der Mensch von dem Verlust eines Bekannten oder sogar einer fremden Person erfährt. Ein trauriger Mensch ist deutlich von dem Idealbild abgegrenzt, das der Mensch anstrebt: Dem 'glücklichen Menschen', manche Fälle von Trauer sind sogar so extrem, dass die Lebensqualität des Betroffenen stark eingeschränkt wird. Hält dies über einen zu langen Zeitraum an, spricht man sogar von einer Depression. Und trotzdem berichten befragte Testpersonen, dass Trauer auch eine 'heilsame' oder 'tröstende' Wirkung entfalten kann.
Was ist das mit der Menschheit und den terrestrischen Gefühlen? Handelt es sich um eine von Missbrauch geprägte Liebesbeziehung mit der Menschheit als Opfer oder liegt dem scheinbaren Widerspruch eine tiefere Logik zugrunde? Diese Frage mit besonderem Blick auf die Gefühle der Trauer zu beantworten, ist das Ziel dieser Facharbeit. ...