Sie fuhr mit einem Ruck aus dem Schlaf auf. Etwas hatte sie geweckt. Ein Geräusch?
Einen Moment blieb sie liegen, erstarrt vor Angst. Dann schwang sie die Beine aus dem Bett und senkte die nackten Füße auf den kalten Fußboden.
Mit leise patschenden Schritten schlich sie die Treppe herunter, deren alte Holzstufen bei jedem Schritt leise knarrten. Es war unglaublich kalt im Wohnzimmer. Der sonst so offene, helle und freundliche Raum war nun in tiefe Schatten getaucht. Die cremefarbene Sitzecke und die langen, weißen Vorhänge wirkten nun eher geisterhaft.
Eine Bewegung!
Sie fuhr zusammen, hielt vor Schreck die Luft an, als sie ein großes Wesen sah, einen weißen Mann ...
Nein. Es war nur ein Vorhang, der sich im Wind leicht bewegte.
"Verdammt", murmelte sie und stieß den angehaltenen Atem aus. Sie hatte vergessen, die Terrassentür zu schließen! Kein Wunder, dass es so kalt war. Sie musste am Abend gelüftet haben, bevor sie im Bett noch Ferngesehen hatte. Dann musste sie die Tür vergessen haben.
Mit schnellen Schritten durchquerte sie das offene Wohnzimmer und schloss die Tür mit einer energischen Bewegung. Diese klackte beim Einrasten, doch es ertönte ein merkwürdiges Echo.
Oder war es ein Klappern aus der Küche gewesen? Wieder angespannt ging sie zur offenen Küche. Es war niemand zu sehen, doch ... hinter der Bar könnte jemand auf dem Boden kauern.
Sie bemühte sich, flach zu atmen. Als sie nah genug war, beugte sie sich leicht vor und streckte den Arm, um ein Messer aus dem Messerblock zu ziehen. Dann beugte sie sich über die Bar und sah auf den in dunkle Schatten gehüllten Fliesenboden ...
Nichts. Doch im gleichen Moment hörte sie schnelle Schritte auf der Galerie hinter sich, dort, wo ihr Schlafzimmer lag.
"Hallo?" Ihre Stimme klang dünn. Hilflos.
Sie umklammerte das Messer fester. Das Telefon war auch oben. Und in irgendeinem verborgenen Winkel ihres Herzens regte sich Wut. Wer auch immer das war - wie konnte er es wagen, hier einfach so einzudringen?
Sie umklammerte das Messer und eilte die Stufen wieder hinauf, schnell wie ein Schatten, die Augen und Ohren offen. Als könnte sie die Hinweise gewaltsam zwingen, aus Dunkelheit und Stille hervorzutreten, wenn sie nur angestrengt genug hinsah und horchte.
Schließlich stand sie vor der Schlafzimmertür, die nur angelehnt war. Sie atmete langsam und tief durch, um sich nicht mit ihrem Keuchen zu verraten. Dann schob sie die Hand ins Zimmer, Stück für Stück, bis ihre Finger schließlich den Lichtschalter ertasteten.
"Was wollen Sie?!" Mit einem schrillen Schrei schaltete sie die Lampe an und sprang ins Zimmer. Ihre Augen brauchten einen kurzen Moment, um sich an das Licht zu gewöhnen, das jedoch zum Glück auf ihr Bett schien und den Eindringling damit stärker blendete.
Der kleine Kater fauchte erschreckt und erstarrte im Licht zu einer Säule. In seinem Maul hing noch ein Eckchen ihres Kissens an einem von nur vier winzigen Welpenzähnen.
Mit einem Seufzer ließ sie das Messer sinken.
"Ist ja gut, Kleines. Ich tu dir nichts."
Das Kätzchen blinzelte, dann legte sich sein gesträubtes Fell an und das Jungtier wurde vom Kissen abgelenkt. Während das Tier schnurrend spielte, überlegte sie, wie zur Hölle sie die Katze jetzt wieder nach draußen kriegen sollte - offenbar gefiel es dieser in ihrem warmen Bett nämlich viel zu gut!