Jeder Poet hat den Traum ein Meisterwerk zu erschaffen.
Doch so einfach ist es nicht - sich dazu aufzuraffen.
Kalt lächelt dich das leere Blatt an und erwartet den Federstrich,
doch die Muse lässt dich jäh im Stich.
Eifrig wird die Konzentration wie der Kiel geschärft,
es ist dieser Akt, der jeden Schreiberling nervt.
Rasch noch um das Pult gewandert, um die Idee einzufangen.
In dir wächst derzeit das künstlerische Verlangen.
Doch die Idee will sich nicht erzwingen lassen.
Kein Gedanke für das Werk lässt sich fassen.
Der Blick wandert durch den schlichten Raum,
vielleicht hilft ein Wein oder ein Tagtraum.
Verzweiflung lässt dich die Götter der Poesie anrufen,
bitte schenkt mir nur einen Krümel von eurem Kuchen.
Bitte hört mich an und versteht meine Not!
Ohne diese Arbeit gibt es weder Wein noch Brot.
In sich gekehrt sitzt der Poet in seiner Kammer
und das Herz schlägt immer klammer.
Wo ist der holde Geistesblitz oder das rechte Zauberwort,
ich sitze hier nur herum und denk an des Geistes Hort.
Ich brauche nur das initiale Wort, um die Feder einzutauchen,
um mit der Tinte die Worte auf das Blatt zu hauchen.
Soll ich noch einmal das Hirn durchstöbern?
Schreibe ich dann den Text ohne zu zögern?
Nein, ich muss das Leben sehen, in den engen Gassen,
dort gibt es Motive in Massen von allen Klassen.
Der Genius benötigt zum Schreiben geistiges Futter.
Zum Hafen hin, zum Treiben der Fischer bei dem Kutter.
Oder doch zur Kirche auf den Hof, wo Leute greinen,
und sich nach der Beerdigung die Augen ausweinen.
Nein, der Marktplatz wird von mir erwählt.
Weil sich nur dort das Leben durch die Gassen quält.
Jäh bei dem Entlassen dieser Inspiration,
gibt es eine unerwartete geistige Fehlfunktion.
Grell erscheint für den Text - das rechte Wort,
ich schreibe heute mal was über einen Massenmord.
Gesche Gottfried wird jeder im Land kennen und hassen.
Wie war das noch, sie konnte ihre Hände nicht vom Gift lassen.
Sie vergiftet 14 Kerle mit Ratzekraut und Mäusebutter,
natürlich drehte sie alles gut durch den Kutter.
Ratzekraut war ihr liebstes Mittel um die Probleme zu lösen,
nach dem Essen würden sie eindösen und mich von der Not erlösen.
Bisher lief alles glatt, immerhin war sie ja eine nettes Frauenzimmer,
die viel Kummer musste ertragen und es wurde immer Schlimmer.
Doch der neue Medikus mochte den Totenschein nicht ausstellen,
er hörte so manches Gerücht und nutzte medizinische Quellen.
Es erhärtete sich der Verdacht und er öffnete den Leib an rechter Stelle.
Gerüche wallten aus dem Darm und auch das Arsen roch er helle.
Somit wurde sie eingefangen und ist in die Geschichte eingegangen.
Vom Kopf befreit entfloh sie allen weltlichen Belangen.
Nein, sie ist sicher nicht in den Himmel gekommen,
denn sie hat auch Kindern das Leben genommen.
Oh, ich großer dummer Mann, wo sind die Gedanken hin?
diese wunderbare Geschichte kam mir in den Sinn.
Aber das Schreiben habe ich dabei ganz vergessen.
Also gibt es heute weder Lohn noch Essen.
Das leere Blatt lacht ihn noch immer an, aber voller Hohn,
Boshaft spricht das Blatt diese Worte:
Ich stieß schon manchen Dichter von seinem Thron.
Und denke nicht nur an weltlichen Lohn.