Hier findest du Teil 1 der Geschichte: https://belletristica.com/de/books/19337-star-wars-kurzgeschichten-geschichten-aus-einer-weit-weit-entfernten-galaxie/chapter/97550-ein-unmoglicher-plan-teil-1
„Bist du verrückt geworden?!“, entfuhr es Zinta, während sie Cid entgeistert anschaute. „Das, was du da vorschlägst, grenzt an Selbstmord!“
„Aber das ist unsere beste Chance, an ein Schiff zu kommen“, hielt Cid entschieden dagegen.
„Gut. Gut. Nochmal von vorne. Du schlägst vor, dass wir uns als Akolythen verkleiden, dann einfach in das Lager der Sith spazieren - direkt zu dem dunklen Lord wohl bemerkt – und ihn auf eine falsche Fährte locken?“
„Ganz genau. Nur wenn du es so sagst, klingt das wirklich ziemlich gefährlich.“
„Weil es das ja auch ist!“ Zinta seufzte.
Was denkt er sich nur dabei?
„Hast du denn eine bessere Idee? Vielleicht können deine Jedi-Tricks ja was bewirken“, schlug der Zabrak vor und zuckte mit den Schultern.
„Ich hänge eher an dem Gedanken fest, was passiert, falls wir auffliegen sollten. Was sehr wahrscheinlich ist.“
„Aber schau doch mal.“ Cid ging zu den beiden ohnmächtigen Akolythen, die aneinander gefesselt am Baum lehnten. Vorsichtig hob er den Kopf der Akolythin an. „Beide tragen Masken und dunkle Roben, die uns beinahe wie auf den Leib geschneidert sind. Wir würden gar nicht auffallen. Und im Lager haben sie genug mit der Logistik zu tun, als dass sie auf zwei einfache“, er suchte nach einem passenden Wort, „Novizen achten würden.“
„Darum geht es gar nicht“, brummte Zinta. „Aber der Sith-Lord dort kann spüren, ob wir die sind, für die wir uns ausgeben. Er würde sofort merken, dass du gar keine Verbindung zur Macht hast und dass ich auf der hellen Seite der Macht stehe. Es sei denn ...“
Cid schaute sie neugierig an. „Aha? Lass hören, was schwebt dir vor? Ich merke doch, dass du über was nachdenkst.“
Zinta ging zu ihrer Tasche, die sie unter ein paar Blättern und Zweigen vor neugierigen Blicken versteckt hatte. Flink kramte sie darin herum und holte eine kleine, durchsichtige Phiole hervor. „Ich glaube, ich habe da eine Idee.“
Kurz darauf befanden die junge Padawan und der Kopfgeldjäger sich auf dem Weg in das Lager der Sith-Armee.
Wieso müssen die Akolythen nur so ungemütliche Kleidung tragen?
Zinta fühlte sich unwohl im schwarzen, hautengen Anzug der Akolythin. Nicht nur widersprachen die Farbe und das Aussehen dessen, was sie bevorzugt zu tragen pflegte, sondern es hing viel Energie der dunklen Seite daran. Die pechschwarze Robe wog schwer auf ihrem Körper, und durch die Maske bekam sie nur schwer Luft.
Das Lichtschwert der Akolythin hatte sie sich seitlich an ihren Gürtel gehangen. Sie erinnerte sich an die schauderhaften Bilder, die ihre Gedanken durchflutet hatten, als sie den Griff des Schwertes berührt hatte.
Folter. Kampf. Tot. Was für ein schreckliches Leben dieses Mädchen geführt hatte.
Ihr eigenes Lichtschwert hing auf ihren Rücken geschnallt und war unter der Robe nicht zu erkennen. Würde der Sith-Lord ihr richtiges Schwert und dessen Bauart sehen, hätte sie sich sofort damit verraten.
Cid, der hauptsächlich schon Schwarz getragen hatte, hatte sich lediglich die Robe des Sith-Schülers übergeworfen und die Maske aufgesetzt. Er hatte keine Probleme damit gehabt, das Lichtschwert aufzuheben.
Seine Verbindung zur Macht ist nicht stark genug, als dass sie die Erinnerungen und Eindrücke des Vorbesitzers mit ihm teilen würde.
Die Kapuzen hatten beide tief in ihre Gesichter gezogen, dass nichts von ihnen von außen erkennbar war.
„Weißt du noch, wie du den Sith anzusprechen hast?“, hakte Zinta nach. Sie wollte sich unbedingt vergewissern, dass Cid verstanden hatte, was sie ihm über die Sith erzählt hatte.
„Ja“. Wie auch Zintas Stimme klang auch Cid dank der Maske leicht gedämpft und verzerrt. „Wenn wir vor ihm stehen, sinken wir auf die Knie, halten den Blick gesenkt und sprechen nur, wenn wir aufgefordert werden. Wenn wir ihn ansprechen, dann nur mit ‚Mein Lord‘. Richtig?“
„Richtig“, bestätigte Zinta erleichtert. „Es ist wirklich wichtig. Wenn wir uns falsch verhalten ist es aus mit uns.“
Zusammen gingen sie durch das Lager, vorbei an Containern und geschäftigen Droiden. Die Soldaten, die durch das Lager patrouillierten, beachteten sie nicht weiter. Sie waren normale Soldaten und hatten die wahren Sith nicht direkt anzusprechen, egal ob es dabei um einen Akolythen oder einen Lord handelte.
Es dauerte nicht lange, bis sie den dunklen Lord gefunden hatten, den sie suchten.
„Mein Lord“, übernahm Cid das Sprechen.
Zinta und er sanken auf die Knie hinab und hielten den Blick auf den Boden gerichtet.
Die junge Twi‘lek erschauderte, als der Lord sich zu ihnen umdrehte. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, doch die Boshaftigkeit, die er ausstrahlte, versetzte sie beinahe in eine Schockstarre. Diese Kälte, die ihren Körper zu ergreifen drohte, hatte sie bisher noch nie gespürt.
„Was wollt ihr, Würmer? Seht ihr nicht, dass ich beschäftigt bin?“
„Verzeiht, mein Lord. Doch wir haben das Wrack des Schiffes durchsucht, welches vor kurzer Zeit abgeschossen wurde“, log Cid gekonnt.
Zinta hoffte inständig, dass der Lord nicht allzu sehr auf das, was der Zabrak sagte, achtete.
„Und? Was ist nun? Verschwende nicht meine Zeit, Wurm!“ Die eisige Kälte, die er Mann ausstrahlte, schien sich auszubreiten.
„Wie es scheint sind die Passagiere mit einem anderen Schiff entkommen, mein Lord.“ Cid holte ein kleines Datenpad hervor und rief eine Karte auf, welche die nahen Planeten zeigte. Einige weiße Punkte flimmerten immer wieder kurz auf. „Die Sensoren haben ein fremdes Schiff an drei Kontrollstationen erfasst, mein Lord. Es kann sich nur um die Passagiere des zerstörten Schiffes handeln.“
Der dunkle Lord riss Cid das Datenpad aus der Hand und schaute es sich genauer an. „Wo hast du das her, Wurm?“
„Aus dem Schiffswrack, mein Lord.“
Das dauert viel zu lange. Zintas Sorgen wuchsen von Sekunde zu Sekunde. Dabei versuchte sie sich in Gedanken immer wieder zu beruhigen. Cid macht das gut. Und wir leben noch.
„Steht auf, ihr Würmer!“, bellte der Sith.
Zinta und Cid kamen dem Befehl sofort nach.
Was hat er vor?
Zinta schaute in das Gesicht des Mannes vor ihr, welches ebenfalls unter einen Maske versteckt war. Doch es kam ihr vor, als könnte sie den stechenden Blick seiner Augen auf ihrem Körper spüren.
„Weshalb kann ich keine Verbindung zur Macht bei euch spüren?“, fragte der Sith-Lord schneidend. „Erklärt euch!“
Das war der Moment, auf den Zinta gewartet hatte. „Mein Lord, wenn Ihr erlaubt?“ Sie griff in die Tasche der schwarzen Robe und holte die kleine Phiole hervor, die sie zuvor in ihrer Tasche im Wald gefunden hatte. Darin lagen kleine Pilze, die in einem hellen Blauton schimmerten. „Dies sind Pilze, mit denen wir im Wald in Kontakt gekommen sind. Sie scheinen die Verbindung zur Macht zu unterdrücken.“
Der dunkle Lord schnaubte und riss ihr mit einer kurzen Geste die Phiole aus der Hand. Dann besah er sich den Inhalt genauer. „Und ihr dachtet, ihr nehmt sie einfach mit?“
„Um Euch auf Eure Fragen antworten zu können, mein Lord. Wir spürten ebenfalls, dass wir uns nicht mehr ‚sehen‘ konnten. Daher dachten wir, dass es Euch ebenfalls auffallen wird.“
Schneller als Zinta reagieren konnte, baute sich die finstere Gestalt des Mannes vor ihr auf. „Wenn ich etwas nicht ab kann, dann sind es vorlaute Würmer, die meinen, mich einschätzen zu können.“
Zintas erster Impuls war es, sich zu entschuldigen. Doch Cid mischte sich schnell ein.
„Sie wird es nicht wieder tun, mein Lord. Lasst mich dafür sorgen.“
Der Sith schwieg einen Moment, als würde er darüber nachdenken. „Ich habe sowieso wichtigeres zu tun. Geht zurück und untersucht das Wrack nochmal. Bestimmt gibt es dort noch etwas, das von Wert ist und uns bei der Suche helfen kann. Niemand darf von unserem Angriff auf diesen Planeten wissen. Die Republik soll spüren, wie blind und einfältig sie ist.“
„Das hat ja wunderbar geklappt!“ Zinta riss sich die Kapuze von ihrem Kopf, darauf folgte die Maske. „Jetzt hast du dein manipuliertes Datenpad verloren und ich meine Pilze. Die waren für den Tempel zur Untersuchung gedacht! Und ein Schiff haben wir auch nicht!“
„Ich wusste ja nicht, dass er uns wieder in den Wald beordert!“, verteidigte Cid sich. „Ich dachte, wenn wir ihm Ergebnisse liefern, dass er uns die Signale verfolgen lassen würde, die ich gelegt habe!“
Sie befanden sich mittlerweile wieder im Wald, auf einer kleinen Lichtung und setzen ihren Marsch zu den gefangen Akolythen fort. Sie mussten sich vergewissern, dass diese noch dort waren, wo sie sie angekettet hatten.
„Viel wichtiger ist doch jetzt, was wir als nächstes machen, oder?“, fragte Cid.
„Vielleicht sollten wir nochmal zurückgehen und ...“ Zinta stockte, als ein ungutes Gefühl sich in ihrem Magen ausbreitet. „Runter!“
Cid warf sich sofort auf den Boden. Keine Sekunde zu früh, denn kaum, als er lag, zuckten knisternde Blitze über hin weg, schlugen in einen Baum ein und ließen die Rinde zersplittern.
„Na sieh einer an. Wen haben wir denn da?“ Die finstere Gestalt des Sith-Lords löste sich aus den Schatten der Bäume und trat auf die Lichtung. „Wenn das mal nicht zwei Würmer sind, die dachten, dass sie mich hinters Licht führen könnten?“
„Vielleicht haben wir jetzt noch ein viel größeres Problem“, flüsterte Zinta und stellte sich vor Cid.
Cid hat keine Chance gegen ihn. Ich muss die Aufmerksamkeit auf mich lenken.
„Ihr habt also Lunte gerochen?“, fragte Zinta provozierend.
„Kleine Jedi, jeder mit ein bisschen Kenntnis über diesen Planeten hätte deinen Trick mit den Pilzen durchschaut.“ Er holte die kleine Phiole aus seiner Robe hervor, hielt sie in die Höhe und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. „Diese Art Pilze wächst hier nämlich nicht.“ Danach nahm er seine Maske ab.
Zinta erschauderte förmlich beim Anblick des geschundenen, mit Narben überzogenen Gesichts des Sith. Gelb-rote Augen starrten sie aus tiefliegenden Augenhöhlen an. Seine Haut war grau wie Asche und an mehreren Stellen mehr schlecht als recht zusammengewachsen. Sein breites Grinsen ließ es aussehen, als ob die pergamentartige Haut dabei zerfallen würde.
„Aber ihr konntet ja nicht wissen, dass ich mich mit Alchemie ebenso gut auskenne wie mit der Macht, nicht wahr? Euer Fehler sei euch vergeben“, fuhr der Sith gelassen fort. „Kniet nieder.“
„Wie wäre es, wenn du niederkniest, Abschaum?“, fragte Cid erzürnt.
„Halt dich da raus“, zischte Zinta ihm bittend zu.
„Ja. Hör auf deine Jedi-Freundin. Halt dich da raus.“ Der dunkle Lord hob einen Arm und formte eine Art Kralle mit seiner Hand.
Cid griff sich an seinen Hals, während seine Füße sich langsam vom Waldboden lösten. „Was … passiert … hier?“, fragte er krächzend. Dabei versuchte er sich aus dem unsichtbaren Griff zu lösen.
Doch der Sith stieß ihn mithilfe der Macht erneut Blitze entgehen.
Diese trafen den jungen Zabrak direkt und schleuderten ihr gegen einen Baum.
Cids Aufschrei verstummte beim Aufprall, ächzend fiel er zu Boden und blieb bewusstlos liegen.
Zinta hatte das Knacken von Knochen beim Aufschlag ihres Gefährten hören können.
Nein! Ich muss ihm irgendwie helfen!
Zintas Blick ging nur kurz in Richtung ihres Freundes, doch das reichte dem Sith schon, um eigene Schlüsse ziehen zu können. „Ach so ist das. Dir liegt was an ihm? Ich dachte, ihr Jedi dürft keine Gefühle haben?“
„Aber Freunde. Doch ein Sith kennt so etwas wie Freunde nicht.“
Der dunkle Lord lachte laut auf. „Wer braucht schon Freunde, wenn er Macht hat?“
Dann, bevor Zinta die Gelegenheit hatte, etwas zu erwidern, machte der Sith einen Sprung auf sie zu und entzündete sein Lichtschwert.
Geistesgegenwärtig griff Zinta nach dem Lichtschwert an ihrem Gürtel und aktivierte es in dem Moment, als der Schlag des Sith sie erreichte. Zischend und knisternd trafen die beiden blutroten Klingen aufeinander.
Angriff um Angriff führte der dunkle Lord gegen die junge Twi‘lek. Zinta hatte Mühe, sich ihm zu erwehren. Nicht nur war der Sith schnell und stark, auch das Lichtschwert war ein fremdes und durchtränkt von Dunkelheit und Hass. So musste sich sich den Angriffen des Sith und der Wirkung des fremden Schwertes entgegenstellen. Dabei blieb ihr keine Zeit, nach ihrem eigenen Schwert zu greifen.
„Wirst du schon müde, Jedi-Wurm?“ Der Sith lachte und griff kontinuierlich weiter an, während Zinta versuchte, eine Lücke in der Abwehr ihres Gegners zu finden.
Dann stieß der Angreifer seinen Arm nach vorne. Die Druckwelle der Macht erfasste Zinta und katapultierte sie quer über die Lichtung. Ihr Körper schlug hart auf dem Boden auf.
Ächzend und stöhnend versuchte sie aufzustehen. Der Angriff hatte ihr die Luft aus den Lungen gepresst und sie spürte, dass mindestens zwei ihrer Rippen gebrochen waren.
„Schwach“, hörte sie den Sith höhnen. „Aber nicht anders zu erwarten von den Jedis. Ihr werdet nie verstehen, was es bedeutet, mächtig zu sein. Wie es ist, wenn man selbst bestimmt, wer man ist. Lieber lasst ihr euch von einem Rat leiten, der so verblendet ist, dass er die Wahrheit nicht erkennen kann!“
„Und welche Wahrheit soll das sein?“ Zinta versuchte sich Zeit zu erkämpfen um wieder zu Atmen zu kommen. Gegen die gebrochenen Rippen konnte sie gerade nichts unternehmen.
„Dass die Jedi kurz vor ihrer Vernichtung stehen!“, rief der Sith triumphierend. „Bald werdet ihr nichts weiter als Staub unter den Stiefeln der Sith sein!“
„Nicht, solange wir uns wehren und zusammenhalten. Sith sind alleine, vertrauen niemandem und verraten sich selbst. Wie wollt ihr uns also besiegen?“
„Das ist egal. Du wirst es eh nicht mehr miterleben“, höhnte der Sith erneut. „Doch du hast Potenzial, welches bei den Jedi verschwendet ist. Schließ dich mir an.“
Zinta spürte, wie die Worte des Sith sich einen Weg in ihre Ohren und ihr Gehirn bahnten.
Er versucht es mit irgendeinem Trick. Ich muss ihn aussperren.
Zinta konzentrierte sich auf sich selbst, versuchte, Barrieren in ihren Gedanken hochzuziehen, um nicht von den Worten ihres Feindes vereinnahmt zu werden.
Sie hörte den Sith knurren. „Hör auf dich mich zu widersetzen!“ Dann stieß er einen grausamen, unmenschlichen Schrei aus.
Zinta spürte nicht nur, wie ihr ganzer Körper sich versteifte. Sie fühlte, wie der Schrei ihre Seele zu zerfetzen drohte. Mit einem Schlag fühlte sie sich leer, wie eine Hülle aus Fleisch, doch ohne Leben darin.
Ihre Verbindung zur Macht war wie erloschen. Dort, wo die Energie vorher noch sprudelte und ihr zur Hilfe bereit stand, war nun eine tiefe, schwarze Leere, die durch nichts ausgefüllt werden konnte. Verzweifelt und voller Panik versuchte sie sich zu beruhigen und die Verbindung wiederzufinden, doch es war, als hätte es sie nie gegeben.
Stattdessen fühlte sie etwas anderes. Etwas, von dem sie nicht einmal geahnt hätte, dass sich so etwas in ihr befinden könnte.
Ich spüre, dass du es fühlen kannst, hörte sie die Stimme des Sith nun direkt in ihren leeren Gedanken. Es wartet nur darauf, befreit zu werden.
Und plötzlich wusste sie, was sie spürte.
Wut. Hass. Trauer. Verlust.
Diese Worte wiederholten sich in ihren Gedanken. Dort, wo sich vorher die helle Energie der Macht befunden hatte, tat sich in ihrem Inneren eine Art Tor auf. All die negativen Emotionen drohten ihren Körper und Geist zu übernehmen, sie zu verschlingen und vom Pfad des Lichts fortzustoßen.
Nutze diese Kraft. Lasse ihr freien Lauf.
Zinta versuchte sich mit ihrer letzten Kraft dagegen zu wehren, doch sie spürte, wie der Drang in ihr aufkam, den Sith nicht nur zu besiegen, sondern zu töten. Ihn zu vernichten, und mit ihm alle, die sich ihr in den Weg stellten.
Zinta hörte es selbst kaum, doch sie stieß einen spitzen Schrei aus, entzündete das fremde Lichtschwert erneut und begann ihren Angriff.
In ihrem Geist tobte ein Malstrom aus Gefühlen und Gedanken, die ihr so unbekannt und doch vertraut waren. Es waren jene Emotionen, die Jedi nicht verspüren durften. Die Gefühle, die den Pfad zur dunklen Seite und weg vom Licht ebneten. Einen Pfad, von dem es keine Wiederkehr gab.
Was ist so verkehrt an Bindungen?, dachte sie selbst, während ihr Körper den Kampf gegen den dunklen Lord wie von alleine austrug. Was ist verkehrt daran, jemanden zu lieben? Was ist falsch daran, wenn ich Cid liebe?
Ihre Angriffe wurden stürmischer und kräftiger. In dem Moment, als der Sith das erste mal wankte, griff sie hinter sich und entzündete ihre eigene, blaue Klinge. Sie holte aus, schlug mit der roten Klinge das Schwert ihres Gegners beiseite und trennte ihm mit der blauen Klinge den Arm am.
Der Sith taumelte mit einem Brüllen zurück, doch Zinta sammelte die neue Kraft, die in ihr aufblühte, und stieß ihren Gegner mit einem Schub von sich.
Der Sith flog über die Lichtung und prallte mit Wucht gegen einen dicken Baumstamm. Doch Zinta hielt den Energiefluss aufrecht, drückte ihren Feind immer kräftiger gegen den Baumstamm. Dieser bekam langsam Risse und drohte, unter der immensen Kraft nachzugeben und zu brechen.
Was ist falsch daran, jemanden zu haben, für den man kämpft? Den man beschützt?
Achtlos ließ sie ihren Gegner zu Boden fallen und rollte ihr mit einem kräftigen Tritt auf den Rücken.
Der Sith keuchte und versuchte zu atmen. Aber Zinta ließ ihn nicht zum Zug kommen. Erneut ließ sie ihrer Kraft freien Lauf. Dass ihr eigener Arm und er Kraft zu brechen drohte, interessierte sie nicht. Ihr Geist war in sich gefangen, ihr Körper handelte von alleine.
Das Brechen der Knochen im Körper des Sith erreichte die Ohren der Twi‘lek, doch es bewegte sie nicht. Sie spürte, dass sie ihren Feind unter allen Bedingungen vernichten musste. Alles in ihr drängte sie, dem Leben des dunklen Lords ein Ende zu setzen. Die Gefühle versprachen ihr, dass sie sich danach mächtig und frei fühlen würde.
Hielten die Jedi mich wirklich so sehr in Ketten?
Sie stellte sich über den am Boden liegenden Sith, während sie dessen Körper immer weiter in den Waldboden drückte. Sie hoben ihren Arm, die blaue Klinge deutete direkt auf ihren Feind. Dann stieß sie zu.
„Zinta, nein!“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme. Die Klinge verharrte nur wenige Zentimeter vor der Brust des dunklen Lords.
„Zinta, tu das nicht! Bitte! Das bist nicht du!“
Ich kenne diese Stimme.
Sie erkannte in dem schwarzen, tiefen Malstrom ihrer Gedanken einen kleinen, helfen Funken aufflackern.
„Hör nicht auf ihn“, rief der Sith und stöhnte vor Schmerzen auf. „Töte mich. Befreie dich von den Fesseln, die sie dir auferlegt haben!“
„Und wenn ihr es doch bin?“, hörte sie sich selbst rufen und war kurz davor, den entscheidenden Stoß zu tun. Ihr Kopf drehte sich.
Cid versuchte verzweifelt sich aufzustemmen, sein Blick suchte den seiner Gefährtin. „Du bist eine Jedi, Zinta! Eine Friedenswächterin!“
„Kann es überhaupt jemals Frieden geben?“ Wieder hörte sie sich selbst rufen, fühlte sich dabei aber wie eine Fremde in ihrem eigenen Körper.
„Du bist keine Mörderin! Er wird vor Gericht gestellt und seiner Strafe zugeführt! Aber das entscheiden andere, nicht du!“
Hat er Recht?
„Tu es, Mädchen! Töte mich, erlöse dich selbst! Du bist dafür geboren! Ich weiß es!“ Der Sith lachte lauthals und verhöhnte sie. „Sei keine schwächliche Närrin!“
Sie fühlte, wie die Entschlossenheit, ihren Feind zu töten, ins Wanken geriet.
„Denk doch an die beiden Schüler!“, rief er mit Nachdruck. „Du warst es, die sagte, dass man ihnen noch helfen kann! Aber wie willst du ihnen helfen, wenn du zu einer von ihnen wirst?“
Wie vom Blitz getroffen löste sich der Malstrom ihrer Gedanken auf und machte dem hellen Schein in ihrem Geist Platz.Ihr Körper verharrte an Ort und Stelle.
„Närrin!“, rief der Sith und hob seinen Arm erneut zum Angriff, doch bevor die Blitze seine Finger verlassen konnten, schlug Zinta ihm mit der blutroten Klinge seinen verbleibenden Arm ab.
Der Sith grollte und stöhnte vor Schmerz und sah auf seinen Arm, dessen Stumpf noch rauchte.
„Sei endlich ruhig“, sagte Cid kalt, bevor er dem Sith einen Betäubungspfeil in den Hals schoss. Er hatte sich mittlerweile wieder auf die Beine gekämpft, Schmerzen zeichneten sein Gesicht.
Was ist mit mir passiert?
Zinta fühlte sich wie in einer anderen Welt. Nur langsam begann ihr Körper, ihrem Willen wieder zu gehorchen. Vorsichtig machte sie ein paar Schritte von dem Sith weg.
Cid kam ihr zur Hilfe und stützte sie so gut er konnte.
„Was ist mit mir passiert?“, hauchte sie entsetzt. Langsam erst wurde ihr klar, was sie beinahe getan hätte. „Cid, was habe ich getan?“
„Nichts“, sagte er sanft und setzte sich langsam mit ihr auf den Boden.
Zinta verließ die Kraft, sie lehnte sich an ihren Gefährten. „Ich habe versagt, Cid.“ Tränen liefen über ihre Wange. „Ich bin vom Weg abgekommen. So leicht.“
„Du hast nicht versagt, Zinta“, sagte er mit Nachdruck. „Hättest du versagt, säßen wir jetzt nicht hier, denkst du nicht?“
„Ich bin so leicht dem Einfluss der dunklen Seite verfallen. Ich konnte mich nicht wehren. Es ist einfach passiert.“
Cid legte seine Arme um Zinta und drückte sie sanft an sich. Die Twi‘lek wehrte sich nicht. „Du wirst dich jetzt ausruhen, verstanden? Ich werde unseren Freund hier nach durchsuchen. Wenn er einen Langstrecken-Kommunikator dabei hat, werde ich ein Signal absetzen.“
Zinta nicke nur und ließ sich gegen einen Baumstamm lehnen. Mit leeren Blick verfolgte sie, wie ihr Gefährte den Sith durchsuchte und mit einem triumphierenden Grinsen einen Kommunikator hochhielt.
„Schau mal, was ich gefunden habe“, sagte er glücklich und setzte sich neben Zinta. „So, das Signal ist abgesetzt.“ Er hielt ihr das kleine Gerät vor die Augen. „Sie werden kommen und uns holen.“
Doch anstatt zu antworten, lehnte sich Zinta einfach nur gegen die Schulter des jungen Zabrak und weinte.
Sie fühlte sich schlecht dabei, da sie wusste, dass sie das eigentlich nicht durfte, doch Cid verurteilte sie nicht. Stattdessen legte er seinen Arm um sie und hielt sie fest.
„Wenn wir hier raus sind, brauche ich dringend einen Urlaub“, sagte er mit einem hörbaren Lächeln. „Wir klingt Alderaan für dich? Die frische Bergluft wird uns sicher gut tun.“
Zinta nickte einfach nur und versuchte die Flut ihrer Tränen zu stoppen. Wie kann er das alles nur so leicht hinnehmen?
„Wie schaffst du das?“, fragte sie schluchzend. „Ich habe gerade eben fast jemanden kaltblütig ermordet und du sprichst von Urlaub und dass ich nicht versagt hätte und-“
„Weil du es nicht getan hast.“
„Was?“
„Du sagst es doch selbst, oder? Du hast ‚fast‘ jemanden ermordet. Du hast es aber nicht getan.“
„Aber nur, weil du mich aufgehalten hast.“
„Dafür sind Freunde doch da, oder? Jeder braucht mal Hilfe, das ist nicht schlimm. Du musst einfach nur aufhören zu denken, dass ihr Jedi perfekt seid. Das seid ihr nicht. Aber ihr seid mir allemal lieber als ein Leben unter der Herrschaft der Sith, so viel ist sicher.“
Zinta wischte sich die Tränen aus den Augen und sah Cid in die Augen. „Vielleicht hast du Recht.“
„Streich das ‚Vielleicht‘, du weißt, dass ich Recht habe. Aber darum geht es nicht. Lass mich einfach mit dabei sein, wenn du deiner Meisterin Bericht erstattest.“
„D-Das würde bedeuten, dass ich dich mit in den Tempel nehmen müsste!“ Das ist undenkbar! Ein Kopfgeldjäger in den Hallen der Jedi?
„Was? Hab ich mir das etwa nicht verdient?“ Er zog einen Schmollmund und wollte sich bewegen, bereute das aber sofort. „Und ich habe gehört, dass ihr dort ausgezeichnete medizinische Versorgung habt“, fügte er leise ächzend hinzu. „Meine Rippen wären dankbar, das sei dir versichert.“
„Meine auch“, antwortete sie leise und versuchte sich an einem Lächeln, doch dazu war ihr nicht zumute.
„Ruh dich aus. Ich behalte den Kollegen da vorne im Auge.“ Er nickte in Richtung des dunklen Lords, der bewusstlos inmitten der Lichtung lag. „Wenn er sich bewegt, bevor unsere Abholung kommt, sage ich dir Bescheid. Aber die Pause hast du dir verdient. Und nein, keine Widerrede dieses Mal.“
Zinta nickte, lehnte sich weiter an Cid und schloss die Augen.
Er hat Recht. Es wird alles gut. Meine Meisterin wird das verstehen.
Doch was in ihr blieb war die Saat des Zweifels, die durch den Einfluss des Sith gesät wurde. Zweifel an ihr selbst und dem Orden der Jedi. Und sie wusste, dass sie diesen Zweifel womöglich nie mehr los werden würde.