Mit knatternden Segeln legt das Himmelsschiff an. Heulend fegt der Wind über das Deck, das nahezu verlassen ist. Am Steuer steht eine rothaarige, bleiche Frau, die die Kälte scheinbar nicht spürt, denn sie trägt nur ein dünnes, rotes Kleid. Ihre nackten Füße finden sicher auf den eisigen Planken Halt, während sie das Steuer mit ruhiger Hand führt, als würde es keinerlei Kraft kosten, gegen den furchtbaren Sturm zu steuern.
In der Takelage klettert eine furchtlose, kapuzenverhüllte Gestalt in einer weißen, gefütterten Robe umher und zieht die Segel ein. Ein Gesicht ist nicht zu erkennen, nur die weiße Wolke des Atems, die hin und wieder aufsteigt. Ein weißer Wolf bedient die Kurbel, um den Anker abzulassen. Die Kälte scheint auch ihn nicht zu stören.
Unten wartet ein weiterer Wolf, der ebenfalls weiß erscheint, obwohl das Fell unter der Schneeschicht grau ist. Neben ihm steht ein fast zugeschneites Pferd, das vor einen Pflug gespannt ist. Der graue Wolf hilft seinem weißen Adoptivsohn, den Landesteg zu befestigen, währen die Robengestalt, nachdem die Segel eingezogen sind, damit beginnt, die Passagiere an Deck zu holen.
Es sind acht Belletristicans, die unter Deck Schutz vor der unbarmherzigen Kälte gesucht hatten. Fröstelnd eilen sie auf den Boden, wo sich das Empfangskommitee sogleich in Bewegung setzt. Der graue Wolf führt die Ankommenden zielsicher durch das dichte Schneetreiben. Der braune Hengst folgt ihnen. Der Pflug hinter ihm schafft eine Schneise im hohen Schnee, in der Besatzung und Gäste des Schiffes folgen.
In ihrer Eile wechseln sie keine Worte, bis alle das Tor der grauen Burg erreichen, die sich urplötzlich aus dem Schneewirbeln erhebt und drohend in den weißen Himmel ragt.
Die Tore schwingen auf, gezogen von zwei Menschen. Gemeinsam mit dem Schnee wird die Gruppe hereingeweht.
Stampfen erklingt, als mehrere Menschen den Schnee aus den Schuhen treten. Gefolgt von dem Flattern, mit dem drei Wölfe ihr Fell ausschütteln. Während die Flammen aus dem Kamin der Empfangshalle sie aufwärmen, entledigen sich die Ankömmlinge hastig der verschneiten Kleidung.
Mobu und der Weltenwanderer - die beiden, die die Tore geöffnet haben - helfen den Gästen aus Jacken und Mänteln. Luan nimmt sich Mac an und bringt das Pferd in den nahen Stall, um es vom Pflug zu befreien. Marvin verabschiedet seinen robenverhüllten Bro mit einem Schnippen des Ohrs. Nach Ifrit, der Steuerfrau, und Frost, dem Ankerwolf, strömen auch die acht Gäste in das gemütliche Kaminzimmer. Hier liegen Teppiche aus, Sessel und Sofas bieten komfortablen Platz, doch die Aufmerksamkeit gilt vor allem den acht kleinen Beuteln auf einem der Kaffeetische. Diese, in hübsches Papier in Rot, Weiß oder Rosa eingepackt und mit Schleifen verziert, warten auf ihre Bestimmung.
Sobald alle sitzen tritt ein nur noch leicht verschneiter Grauwolf vor. "Danke, dass ihr alle kommen konntet. Ich hoffe, eure Reise war nicht zu beschwerlich. Doch sie hat sich sicherlich gelohnt! Hier wartet auf jeden von euch eine individuelle Pralinenmischung, die euch sicherlich für Kälte und Sturm entschädigt."
Der Wolf macht eine kleine Pause, um einen Brotchips zu knabbern. Neben den obligatorischen Schalen mit Marvs Lieblingssnack stehen auch Beeren und Obststückchen, normale Chips und Bonbons bereit. Außerdem gibt es Kaffee, verschiedene Tees und selbstverständlich Kakao in großen Thermosflaschen, aus denen man sich bedienen darf.
"Ich habe mir eine Auswahl an Schokoladenleckereien überlegt, die euer Wichtelkind heute gemeinsam mit seinem Text erhalten wird. Ich mache es kurz: Das Papier steht für den gewünschten Modus: Rot für den Valentinstag, Weiß für den Traumtag, Rosa für Wichtelkinder, die keinen speziellen Wunsch hatten. Die gewählte Schokolade steht für das Rating. Es gibt weiße Schokolade für unschuldige P6, Vollmilch, Nuss und schließlich zartbittere P18. Die Füllung ist vom Genre abhängig. Ist kein Genre angegeben worden, habe ich einfach diese Bohnen in allen Geschmacksrichtungen kleingemahlen, die der Weltenwanderer aus 'Harry Potter' mitgebracht hat. Das wird eine Freude! Zuletzt haben die Pralinen die Form eurer Stichworte."
Interessierte Blicke hängen an den Säckchen. Doch Marvin will seine Teilnehmer noch einen Moment auf die Folter spannen, bevor sie ihre Geschenke erhalten.
"Außerdem habe ich noch eine kleine Ankündigung. Und zwar wird es eine Lesung der Wichteltexte auf dem Discord der 'Haus am See'-Gruppe geben. Laurus hat die für den 18. angesetzt. Ab 19 Uhr werden die Freiwilligen dort unsere Texte lesen. Vielleicht will ja der eine oder andere zuhören, in dem Fall solltet ihr euch an Laurus wenden."
Dann tritt der Wolf endlich zur Seite und lässt die Teilnehmer die Päckchen holen und ihren Wichtelkindern überreichen.
Felix macht den Anfang mit seinem Text für dirtydemongirl. In rosa Tuch eingeschlagen offenbaren sich, als die Schleife gelöst wird, dunkle Zartbitter-Pralinen in der Form von Sternen, Musiknoten und Regenschirmen. Die Füllung lockt mit fantastischem Nougat, scharfem Chili voller Action und einer Ahnung dunkler, romantischer Beeren.
[https://belletristica.com/de/books/31631]
Das zweite Päckchen bringt Limayeel zu Vik. Es ist weiß eingepackt. Die Pralinen sind ebenfalls dunkel. Ihre Gestalt zeigt einen PC - für das Internet -, einen Sportschuh und einen Karton. Die Füllung besteht aus prickelnden Brausestückchen mit einem knisternden Geschmack der Zukunft.
[https://belletristica.com/de/books/31621]
Lilith bringt Grendelin einen roten Beutel. Die Pralinen sind vollmilchhell, zartbitterdunkel und teilweise mit Nussstückchen gesprenkelt. Sie stellen verschiedene Tiere, Musiknoten und zwei händchenhaltende Strichmänner dar, die Füllung hat es aber in sich - es sind Berty Bott's Bohnen.
[https://belletristica.com/de/books/31775]
White Moon schnappt sich bald darauf einen rosa Beutel und schenkt ihn Laurus. Darin offenbaren sich kleine Nusspralinen in der Form von Blättern und Vögeln. Jeder Biss überrascht mit fantasievollem Nougat oder märchenhafter Milchcremefüllung.
[https://belletristica.com/de/books/31372]
Laurus dreht sich mit seinem weißen Beutelchen direkt zurück an Moon. Er überreicht Vollmilchpralinen in der Gestalt von Hirschen, Mänteln und Schlüsseln, es gibt aber auch Schwerter - für den Mut - und Anker - für die Hoffnung. Neben Milchcreme und Nougat gibt es auch einige Pralinen mit historischen Haselnüssen.
[https://belletristica.com/de/books/31767] &
[https://belletristica.com/de/books/32231]
Dirtydemongirl tritt nun zu Limayeel und überreicht einen rosa Beutel. Aus ihrer Umhüllung purzeln kleine Nusspralinen in der Gestalt von Kindern mit staunenden Ausdrücken. Einige haben eine frappierende Ähnlichkeit zu Lucy Pevensie. Ihre Füllung ist vielfältig: Fantasievolles Nougat, romantische Beeren, Haselnüsse und Freundschaftsperlen sowie Pistazien aus dem alltäglichen Leben.
[https://belletristica.com/de/books/30780]
Vik geht zu Felix und reicht dem Bellologen einen rosa Beutel mit Vollmilch- und einigen Nusspralinen. Teetassen, winterliche Schneeflocken und einige Pflanzen bilden die Motive der mit Nougat, Milchcreme und Pistazien gefüllten Pralinen.
[https://belletristica.com/de/books/31770]
Den letzten Beutel ergreift schließlich grendelin und reicht ihn an Lilith. Es ist ein roter Beutel, der dunkle Zartbitterpralinen birgt. Sie haben die Form von Regentropfen, Rettungsringen oder Katzen und sind mit Nougat und Pistazien gefüllt.
[https://belletristica.com/de/books/31743]
Nachdem alle Beutel verteilt sind, wird fleißig probiert. Hier und da tauschen die Wichtelkinder sogar mal ein Stück und manch einer wundert sich auch, wie gut eine ungewöhnliche Mischung am Ende zusammenpasst.
Ich kehre der munteren Runde den Rücken zu und trete in die Eingangshalle, ohne dass mein Gehen bemerkt wird. Immerhin habe ich noch ein bisschen was zu erledigen. Ein zweites Luftschiff wird erwartet, mit dem die Vorleser und sicherlich auch einige Zuhörer ankommen werden. Und ich möchte auch gerne ein Auge darauf haben, ob einzelne Wanderer sich hier herauf wagen, die die Geschichten lediglich lesen wollen. Xenon, der wagemutige Otter, patrouilliert zwar mit seinem selbstgebastelten Fluggerät an den Zuwegen, aber in diesem Sturm könnte man zu leicht jemanden übersehen.
Aus diesem Grund brennen die Feuer in allen Kaminen meiner großen Burg - bei so einem Wetter werden die Reisenden sich sicherlich über einen warmen Raum freuen.
Und dann, wenn sich alles beruhigt hat, werde ich auch noch einen schnellen Ausflug zu meinem Marktstand in Merkandt unternehmen müssen. Denn heute ist Traumtag und damit auch mein Schreibtag. Da werde ich meiner großen Liebe Lyssa ein Geschenk machen.
Einen Moment lausche ich auf das Stimmengewirr aus dem Kaminzimmer, während ich gleichzeitig die Eisblumen an der Scheibe bewundere. Die Flocken draußen treiben vor dem Dunkelblau des Abends, beleuchtet von dem warmen Schein, der von Drinnen hinausdringt.
"Fröhlichen Valentins- und Traumtag!", flüstere ich lächelnd.