Prompt: Secret Santa
Es war nun Zeit zur Bank zu fliegen. Als ich vor der Tür stand, wurde mir schwindelig. Ich wollte diese Gesichter nicht sehen. Ich schwebte durch die Tür und im Nu war ich wieder in dieser Atmosphäre. Es hatte sich nicht viel verändert. Ich hatte ein mulmiges Gefühl und eine Art würgen. Es gehörte wohl dazu und deshalb musste ich dies über mich ergehen lassen. Es war Teil der Therapie. Als ich in den Räumlichkeiten war, war es gespenstisch ruhig. Normalerweise wurden die Beförderungen früh am Morgen bekanntgegeben. Hans war vermutlich einer der Kandidaten. Ich konnte tatsächlich seine Gedanken lesen und er war außerordentlich nervös. Je mehr die Zeit verstrich, desto nervöser wurde er und je mehr Selbstzweifel hatte er.
Um 11.00 Uhr sammelte der stellvertretende Geschäftsleiter ein Grüppchen von drei Mitarbeitern und ich folgte ihnen. Im obersten Stock dem neunzwanzigsten Stock trafen sie sich. Im Raum waren Champagnergläser und kleine Häppchen bereitgestellt. Die erweiterte Geschäftsleitung war auch da.
Relativ schnell ging es zur Sache. Der Geschäftsleiter, ich hasste ihn immer noch, hielt eine kleine Ansprache: „Liebe Mitarbeiter, ich bin stolz die diesjährigen Beförderungen verkünden zu können, Hans zum Vice President und Rachel und Fritz zum Assistant Vice President. Leider ist Herr Dupont verstorben. Bitte behaltet es für euch, die Polizei geht von einem Mord aus. Eigentlich wäre er heute ebenfalls zum Vice President befördert worden. Er hätte es schon lange verdient.“
Bei diesen Worten erbleichte ich, wobei kann man dies überhaupt als Geist? Auf jeden Fall ärgerte ich mich noch mehr über meine sinnlose Tat. Dann wurde frisch fröhlich angestoßen und nach einer Stunde waren sie bereits etwas betrunken. Sichtlich stolz verließen die Beförderten den Saal.
Um 16.00 Uhr traf sich das ganze Personal im Sitzungssaal. Zuerst gab es ein Kreuzworträtsel zu lösen. In diesem waren gewisse Eigenarten der verschiedenen Mitarbeiter versteckt. Danach wurden die Geschenke der Secret Santa verteilt. Dies ist vor allem im nordamerikanischen Raum eine lange Tradition. Jeder zieht ein Los etwa Ende September und macht dem auf dem Los benannten ein Geschenk. Dieses Jahr mussten die Lose nochmals gezogen werden aufgrund meines Todesfalles. Was für eine Aufregung dies gab.
Danach hatte man reichlich Zeit, ein Geschenk herauszufinden. Als ich dies das letzte Mal erlebte, versuchte man über den Kollegen und die Kollegin herauszufinden, als undercover Agent, sozusagen, was dem betreffenden gefallen könnte. Dieses Jahr wurden sehr viele Compact Disc verschenkt. Etwas fantasielos aber ziemlich treffsicher. Danach gingen alle in ein Restaurant essen.
Ich entschied mich, in den größten Park zu gehen. Ich musste noch meine zweite gute Tat vollbringen. Ich hatte Angst, dass es mir nicht gelang. Was passierte eigentlich, wenn ich es nicht schaffte? Keine Ahnung! Ich spazierte durch den Park. Es waren viele Familien dort. Ich sah einen kleinen Buben auf eine Eisfläche laufen. Diese war abgesperrt, da sie nicht zufror, aufgrund einer Lüftung im Teich. Er wurde sofort energisch von seiner Mutter zurückgeholt. Ach, wie schade, dies wäre ein Geschenk gewesen. Die Zeit verstrich und es dunkelte ein. Der Park leerte sich. Keine Ahnung wie ich dies noch schaffen sollte.
Ich begab mich zur meist befahrenen Straße downtown von Montreal, der Sainte Catherine Street. An der frischen Luft waren nur wenige Menschen. Die meisten befanden sich in den warmen unterirdischen Gängen mit Geschäften, Restaurants und vieles mehr.
Plötzlich lief ein Fußgänger einfach, ohne zu schauen, über die Straße. Der Autofahrer raste auf ihn zu und in letzter Minute hielt er an. Ich hatte es geschafft. Meine Gedankenübertragung hatte dies bewirkt. Gutgelaunt beeilte ich mich zurück in die Zentrale, bevor die Pforten schlossen. Ich hoffte inbrünstig, dass beide Taten zählen würden.
Fortsetzung im nächsten Kapitel