Warum muss der Sand auch immer weiter rieseln? Dabei hatte es doch diese Sanduhr gefühlt erst gestern umgedreht. Kopfschüttelnd griff es sich die Sanduhr und drehte sie wieder um. Verträumt betrachtete es den durchlaufenden Sand. Als der Boden mit einer dünnen Sandschicht bedeckt war, stellte es das gläserne Gefäß zurück auf das Regalbrett. Kopfschüttelnd wandte es den Kopf ab. So viele Sanduhren und sie liefen so schnell durch. Langsam machte es sich auf den Weg durch das Meer aus Sanduhren, hier und da eine umdrehend und sie zurück an ihren Platz stellend.
Er beobachtete es gerne. Wie es mit seiner kindlichen Faszination einen Kreislauf in Schwung hielt. Lief das letzte Sandkorn durch, war die Zeit vorbei. Wurde die Sanduhr wieder umgedreht, begann etwas Neues für die Seele, eine weitere Wiederholung, eine neue Chance, ein neues Leben.
Er passte auf es auf. Es kümmerte sich nicht um warum, es hielt den Kreislauf am Leben, machte einfach weiter, hielt alles am Leben.
Diese Sanduhr hatte es erst ein paar mal umgedreht. Sie stand ganz oben auf dem obersten Regalbrett eines hohen Schrankes. Es streckte sich und bekam die Sanduhr mit den Fingerspitzen zu fassen. Doch als es das Gefäß umdrehen wollte, fiel die Sanduhr und zerschellte auf dem Boden. Die Splitter verschwanden und ein warmer Windhauch zog an ihm vorbei. Etwas war befreit worden und verließ das Meer der Sanduhren. Es wusste nicht, ob es betrübt sein sollte oder sich für das Etwas freuen sollte. Es verharrte kurz und begann wieder mit seiner Arbeit.
Als die Sanduhr zerbrach, kam das Etwas zu ihm. Die durchsichtige Erscheinung einer jungen Frau sah ihn hoffnungsvoll an:
"Ist es vorbei?"
Er nickte und deutete auf ein Tor, bei dem schon andere durchsichtige Erscheinungen warteten. Die junge Frau schwebte zum Tor und verschwand mit den anderen darin.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Meer aus Sanduhren zu.
Ein leises Gemurmel zog ihre Aufmerksamkeit zum Tor. Gerade kam die Erscheinung einer jungen Frau, umschwärmt von Anderen herein. Lächelnd sah sie zum Meer der Sanduhren, dem emsigen Arbeiter und seinem stillen Beobachter hinab. Die Sanduhr der jungen Frau war wohl heruntergefallen und zerbrochen. Lächelnd wandte sie sich einem Regal hinter ihr mit liegenden Sanduhren zu. Zeit dem Meer eine besondere Perle hinzuzufügen. Vorsichtig stellte sie die aus dunklem Holz gefertigte Sanduhr auf einen Tisch.
Als es sich umdrehte, bemerkte es auf einem Tisch hinter ihm eine aus dunklem Holz gefertigte Sanduhr. Roter Sand rann träge in den unteren Teil.
Es schob das Gefäß, in die Mitte des Tisches. Auf diese Uhr würde es ganz besonders aufpassen. Sie war einzigartig und es wollte sie ganz bestimmt nicht fallen lassen.