Ich schlitterte um eine Ecke. Die Säulen der großen Eingangshalle flogen an mir vorbei. Einige Male wäre ich fast auf dem spiegelglatten Marmorboden des Museums ausgerutscht, doch ich hielt nicht an. Es war hinter mir her, streckte seine langen Arme nach mir aus. Die Türen fuhren langsam zusammen. Ich rannte schneller. Auf keinem Fall wollte ich mit ihm eingeschlossen sein. Im letzten Moment quetschte ich mich durch den schmalen Spalt der Türen ins Freie. Die Abendsonne tauchte die umstehenden edlen Gebäude in ein malerisches Licht. Ich hielt jedoch nicht an, denn die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass Wände es nicht aufhielten. Passanten, die die letzten Sonnenstrahlen genießen wollten, stoben schreiend auseinander, als ich vorbeihastete. Mit ausdauernden Schritten lief ich neben den gepflegten Vorgärten die Straße hinunter. Am Fuß des Hügels teilte sich die Straße. Links rechts? Mein Herz raste während meine Gedanken Achterbahn flogen. Wo war ich das letzte Mal lang? Links? Ja genau links war die Sackgasse also dieses Mal rechts. Langsam wichen die Villen einfachen Häusern mit flachen Dächern. Ich hatte den ersten Bezirk verlassen. Damit war ich weiter als beim letzten Mal. Die Straße wurde schmaler und verwinkelter. In dem verzweifelten Versuch ihm zu entkommen, bog ich in eine Seitengasse ab.
Unglücklicherweise entpuppte sich diese als Sackgasse.
Schnell krallte ich meine Finger in die poröse Wand und zog mich hoch.
Mehrere Meter weiter oben landete ich auf der Brüstung eines Balkons.
Vom Balkon aus konnte ich über die Mauer der Sackgasse springen.
Dahinter offenbarte sich eine Sumpflandschaft.
Ich sprintete los. Meine Hoffnung lag darauf, dass das schlammige Wasser es abhalten würden.
Durch die Unberechenbarkeit des Bodens war ich gezwungen, mein Tempo zu verringern. Tastend bahnte ich mir meinen Weg von Insel zu Insel.
Die Geräusche der Stadt hinter mir lassend, drang ich weiter in die Tiefen des Sumpfs vor.
Schlammiges Wasser schwappte um kleine Inseln, kaum größer als mein Fuß, mit welkem, bleichem Gras. Einige Bäume reckten ihre kahlen Äste in den schnell dunkler werdenden Abendhimmel. Spinnennetze hingen zwischen den Bäumen gespannt, um Insekten zu fangen, welche durch die noch immer warme Luft surrten. Dieses Anzeichen von Leben verschwand aber mit den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Stattdessen erschwerte aufziehender Nebel mein Weiterkommen. Auch die Dunkelheit machte mir zu Schaffen. Meine Sicht beschränkte sich nur noch auf wenige Zentimeter vor meinen Fußspitzen. Außerdem gab die Nacht meinem schattigen Verfolger bestmöglichen Schutz.
Plötzlich verlor einer meiner Füße den Halt und ich rutsche auf den schlüpfrigen Untergrund aus. Ein Schrei entwich meiner Kehle und ich fand mich hüfttief im schlammigen Wasser. Unglücklicherweise war das Wasser einem zähen Morast gewichen, der mich nicht nur durchnässte, sondern auch meine Bewegungsfreiheit deutlich einschränkte.
Ein Wispern kündigte meinen schattigen Verfolger an.
Dunkelheit umhüllte mich und nahm die Kälte und Nässe des sumpfigen Morasts.
Einige Atemzüge später löste sich die Simulation auf und ich fand mich im Startraum wieder.
Völlig erschöpft richtete ich mich wieder auf.
Obwohl ich wieder erwischt worden war, durchströmte mich Zufriedenheit. Ich hatte es weiter geschafft als beim letzten Mal. Für das nächste Training konnte ich den Sumpf als Fluchtmöglichkeit streichen. Langsam machte ich mich auf den Weg zur Tür, hinter der mein Mentor wartete.