"Nur frei kann ein Mann sein Leben wirklich leben."
Er wusste nicht mehr, von wem er diesen Satz gehört hatte, doch die Idee beschäftigte ihn, vor allem in der jetzigen Situation.
En David blickte über das Land, den Platz, über den sich der Turm erhob, ließ er für eine Sekunde außer Acht, halb verzweifelt auf der Suche nach dem Zeichen, jenem geheimen, das ihn sein Vater gelehrt hatte. Damals hatte er wenig davon verstanden, doch er hatte noch einige Jahre gehabt, um dieses Wissen aufzusaugen, bevor sein Vater aufgebrochen war.
Im Alter von zwanzig Jahren hatte En David die Buna, die "große Verantwortung", seines Vaters Seneor erhalten. Er blieb, der Herr des Hauses, nach dem Abschied seines Vaters.
Heute, siebzehn Jahre später, stand er wieder auf seinem Posten und suchte die Umgebung nach etwas ab, von dem er nicht wusste, wie es aussah, so wenig wie er das Aussehen seines dritten ungeborenen Kindes kannte.
Seine Gedanken sammelten sich wieder bei dem Zeichen, das ihm gegeben war, das er in den letzten siebzehn Jahren nie gesehen hatte, das ihm aber lebhaft vor Augen schwebte, ihn in seinen Träumen wahlweise verfolgte, wahlweise von alten Freunden an ihn herangetragen wurde, von denen er es niemals erwartet hätte.
Die einzige Anweisung, die er von seinem Vater empfangen hatte, war, sich nicht zu fürchten, wenn er den Träger des Zeichens sehen werde. Er hatte das gesagt, als En David zwölf gewesen war, und En David hatte nur gelacht und sich für einen gehalten, der vor nichts zurückschreckte. Bald war er eines Besseren belehrt worden, spätestens, als er die erste öffentliche Hinrichtung zu sehen bekam. Trotzdem war ihm das Zeichen immer etwas Vertrautes, etwas Angenehmes gewesen, nichts vor dem er sich hätte fürchten können.
Sein Vater hatte einen Helm gehabt, der dieses Zeichen trug, doch nachdem er ihn En David gezeigt hatte, schmolz er ihn ein und nahm seinem Sohn das Versprechen ab, jenes Zeichen niemals anzufertigen. Die Gefahr, es könne in falsche Augen oder gar in falsche Hände geraten, sei zu groß. Sein Vater, so schien es En David war in alledem nie aus Angst motiviert oder von der Gefahr getrieben.
Eher gab er sich, als sei er selbst derjenige, der die Fäden in der Hand hielt, der Puppenspieler im Schauspiel des Lebens. Doch, nein, das traf es nicht. Sein Vater war keineswegs ein Mann gewesen, der die Ernsthaftigkeit des Lebens vergaß, während er zum Spaß auf Bäume kletterte.
- Sie hatten ganz gewiss viel Spaß gehabt und Sie waren auf Bäume geklettert, doch immer war es um alles gegangen. Sein Vater hatte an etwas geglaubt. Seneor hatte mit einem Ziel gelebt und insgeheim hoffte En David, dass er immer noch diesem Ziel entgegen reiste.
Er selbst hingegen hatte ein ruhiges einseitiges Leben. Und noch tiefer in ihm als die Liebe zu seinem Vater in der Ferne, schlummerte ein Verlagen, selbst in die Ferne zu ziehen.
- Doch er hatte auf das Zeichen zu warten.