Er spürte es. Kaum hatten sich die schweren Tore hinter ihm geschlossen, wusste er, dass er ihnen in die Falle gegangen war. Sie scharrten auf dem ausgetrockneten Boden, bleckten ihre Zähne und fokussierten ihn in der Gewissheit, dass er ihr nächstes Opfer sein würde.
Langsam drehte er sich um. Man hatte ihm sämtliche Waffen abgenommen, überließ ihn schutzlos diesen Kreaturen, welchen es nach den Dunkelperlen in seiner Hand gelüstete. Die Furcht kroch ihm die Kehle hinauf, als sich eine der Gestalten aus dem engen Kreis der Meute löste und sich ihm näherte. Sein Heldenmut sank vor ihm auf die Knie und er wankte, alles in ihm schrie, die Mauern in seinem Rücken zu überwinden und davonzulaufen.
Doch er konnte sein Königreich nicht im Stich lassen.
Diese Wesen hielten die Prinzessin fest, umringten sie und labten sich an ihr, während ein grauer Drache über dem Schloss seine Bahnen zog. So durfte seine Welt nicht enden. Er würde nicht zulassen, dass das Land in Dunkelheit versank.
Er biss die Backenzähne zusammen, trat todesmutig auf die Kreatur zu und streckte seine Hand nach ihr aus, bis ihr heißer Atem seine Haut benetzte und sie die Dunkelperlen in sich aufnahm. Ihre schneidende Zunge schabte über seine Handflächen und er erstarrte, während seine Seele vor Angst erzitterte. Er musste durchhalten. Er musste seine Zweifel überwinden. Er musste ...
»Super, Basti, schau mal hier rüber«, rief der Drache mit gezücktem Smartphone und verblitzte ihm die Augen.
»Ich will jetzt zu den Tigern«, blaffte die Prinzessin und rauschte erhobenen Hauptes an ihm vorbei. »Der Streichelzoo ist mir zu langweilig.«
Er sah ihr nach, ließ sich die letzten Futterpellets von der bayrischen Zwergziege von den Händen schlecken und schlurfte geknickt zum Ausgang des Geheges.
Was tat man nicht alles für sein Königreich?